Sonntag, 28. Dezember 2014

58. Kapitel



Die sprechenden Bäume zu finden war nicht so schwierig wie ich gedacht hatte. Wie gestern machte mich das allerdings eher misstrauisch – und gestern hatte ich immerhin recht behalten. Man konnte es nicht gerade erfolgreich nennen eine Kloppbürste anstatt der TSoD zu finden, selbst wenn die Kloppbürste aus Gold war, und von Rauchninjas angegriffen zu werden, selbst wenn die letztendlich in die Flucht geschlagen wurden.
Ich hatte wieder recht, denn als wir an der Stelle ankamen, die der Mund der Dares beschrieben hatte, war nichts zu sehen. Außer Bäumen zumindest, aber das war in einem Wald keine Seltenheit. Es sah allerdings nicht so aus als könnten sie sprechen.
„So ein Mist!“, fluchte Blue.
„Nana, junger Mann. Pass auf deine Sprache auf“, mahnte die Eiche neben ihm.
Okay. Doch sprechende Bäume.
„Bist du ein sprechender Baum?“, fragte meine Oma vorsichtshalber.
„Ich bin ein Baum. Ich spreche“, antwortete der nur.
Sprechende sarkastische Bäume auch noch. Das versprach wieder einmal sehr interessant zu werden. Ein Ahornbaum direkt neben der Eiche schüttelte seine Blätter. Einige leuchtend orangene fielen zu Boden.
„Ich laube schon, so lange hatten wir keine Gäste mehr!“, freute er sich. „Los, nehmt doch an unserem Hecktisch Platz!“
„Nana, immer langsam“, brummte die Eiche. „Sie sind bestimmt nur auf der Durchreise.“
Wo war hier ein Hecktisch? Dann fiel mein Blick auf eine hüfthohe Hecke, die zwischen den Bäumen wuchs. Auf allen Seiten befanden sich kniehohe Steine, sodass die Anordnung tatsächlich an einen Tisch mit Stühlen erinnerte. Ich ließ mich auf einem der Steine nieder, meine Oma und Blue taten es mir nach, während Hannes ebenfalls auf einen Stein hüpfte. Allerdings konnte er nicht einmal über den Hecktisch schauen. Freundschaf öffnete das Maul, um am Hecktisch zu knabbern, ließ aber von ihm ab als ich ihm einen warnenden Blick zuwarf.
„Genauer gesagt waren wir auf der Suche nach euch“, erklärte meine Oma. „Der Mund der Dares hat uns den Weg beschrieben.“
„Super! Uns hat seit Ewigkeiten niemand besucht!“, rief der Ahornbaum wieder eifrig. „Ich kann höchstens ein paar Ahornsamen anbieten. Die Eiche hätte vielleicht ein paar Eicheln übrig und… hey, wach auf, Fichte!“
Mit einem Ast schlug er nach einer dicken Fichte, die sich auf der anderen Seite des Hecktisches befand. Mehrere Blätter und Samen rieselten auf uns herab und ich wischte mir einige vom Kopf, die in meinen Haaren hängen geblieben waren.
„Sorry“, meinte der Baum. „Hey, Fichte!“
„Lass sie doch“, brummte die Eiche. „Und was die Eicheln angeht, ich glaube das Schaf bedient sich schon.“
„Freundschaf!“, schimpfte ich.
Freundschaf schluckte schnell die Eichel herunter, die es vom Boden aufgelesen hatte und sah mich dann mit schiefgelegtem Kopf an.
„Aber es fühlt sich an als würde mein Harz jeden Moment aus meiner Brust springen!“, sagte der Ahorn. „Ich bin so aufgeregt!“
Die Eiche grummelte etwas in ihre Blätter, während der Ahorn nun versuchte nach einer Kiefer zu schlagen, die direkt neben der Fichte stand.
„Du hast jedenfalls weder ein Harz, noch ein Holz“, beschwerte sich der junge Ahorn.
„Entschuldigung…“ Meine Oma räusperte sich. „Aber der Mund der Dares meinte ihr hättet vielleicht eine Idee wo wir die Traveling Shovel of Death finden können.“
Der Ahorn wurde sofort still und hörte auf zu versuchen die Kiefer aufzuwecken. Das schien mir kein gutes Zeichen zu sein.
„Ihr sucht die Travling Shovel of Death?“, fragte er.
„Ja, wir hoffen damit die Plotbunnyinvasion aufhalten zu können“, erklärte ich. Als Bäume hatten sie hoffentlich auch etwas gegen Hasen, die ihre Wurzeln anknabberten. „Wir wurden von Mr. Ian Woon geschickt.“ Das hinzuzufügen konnte auch nicht schaden.
Es war eine Weile still in dieser Ecke des Waldes. Der Ahornbaum hatte begonnen zu zittern. Zumindest war das meine Schlussfolgerung, da sämtliche Äste wackelten und die an ihm verbliebenen Blätter zum Rascheln brachten.
„Wir wissen wo sich die Traveling Shovel of Death befindet“, gab die Eiche zu. „Allerdings bewachen wir sie normalerweise bis der NaNoWriMo beginnt, damit sie ihre Reise durch die verschiedenen Romane beginnen kann.“
„Das ist ein Notfall“, beharrte ich. „Wenn die Bunnys nicht aufgehalten werden, wird der NaNoWriMo dieses Jahr ausfallen!“
„Wir wissen nicht ob die Schaufel gegen Plotbunnys verwendet werden kann“, sagte die Eiche zögernd. „Normalerweise hilft nichts gegen die.“
„Das ist uns auch schon aufgefallen“, grummelte Blue. Plötzlich sprang er auf und griff nach seinem Schwert. „Aber vielleicht hilft es ja gegen die da!“
Zwischen den Bäumen waren mehrere Rauchninjas aufgetaucht, angeführt von einer ebenfalls vermummten Gestalt. Diese war allerdings von anderer Statur, was mich zu der Vermutung führte, dass er oder sie jemand anderes sein musste als die Personen, denen wir bereits begegnet waren.
„Was sind das für Leute?“, fragte der Ahornbaum. Er versuchte mutig zu klingen, aber das erneute Zittern seiner Äste verriet ihn.
„Das sind Rauchninjas“, klärte ich ihn auf.
Die mussten uns gefolgt sein nachdem wir sie beim Arschiv verjagt hatten. Und wir Idioten hatten es nicht einmal bemerkt. Jetzt hatten wir den Salat.
„Waaah, die haben Feuer!“, rief der Ahornbaum, nun wirklich in Panik.
Oh. Bäume, Feuer… das schien auch mir keine gute Mischung zu sein. In diesem Wald würde mein Bogen wieder einmal nichts bringen – ich würde eher die Bäume als die Ninjas treffen – also zog ich mein dreiklinkiges Messer und brachte meine Feder wieder zum Leuchten damit sie einsatzbereit war.
„Nicht die Feder, Mia“, ermahnte mich meine Oma, die ihren Regenschirm gezogen hatte. „Du hast sie schon zu oft benutzt. Deine Lebenskraft darf nicht zu sehr dezimiert werden.“
Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um mit ihr darüber zu diskutieren, ob sich meine Lebenskraft durch Benutzung der Feder verringern würde oder nicht. Dennoch steckte ich die Feder erst einmal weg. Meine Oma würde sich sonst nur noch mehr in den Kampf werfen, um mich davon abzuhalten sie zu benutzen.
Einige der Rauchninjas waren von der Seite auf uns zugelaufen, allerdings im richtigen Abstand, sodass keiner von uns sie erwischen würde. Sie hatten schon begonnen zu rauchen und hinter ihnen begann der Waldboden zu brennen.
„Die Gefangenen sollen sich keine Rauchvergiftung holen!“, schrie der Mann, den ich mal als Anführer bezeichnen würde. „Sie sollen nur da bleiben bis jemand sie abholzt!“
Was bedeutete es für uns, dass die Bäume als Gefangene bezeichnet wurden und nicht wir – ich ging einfach mal davon aus, dass sie uns nicht abholzen würden. Das bedeutete dann wohl, dass wir überflüssig waren. Und das wiederum…
„Ich bin Feuer und Palme!“, schrie der Ahornbaum hysterisch. „Ich bin Feuer und Palme, Hilfe!“
„Du bist keine Palme.“ Die Eiche klang genervt. „Du stehst in Flammen. Darüber würde ich mir Gedanken machen.“
Meine Oma hatte ihren Regenschirm an einen Ast gehängt und war stattdessen damit beschäftigt zu versuchen mit ihrer Robbe das Feuer auszuschlagen, das am Ahornbaum fraß. Die arme Robbe.
Dieser Angriff war anders als die letzten Male. Er war koordinierter, was vielleicht an dem Anführer liegen mochte. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass es sich hierbei um denjenigen handeln könnte, der für die gesamte Misere verantwortlich war.
Meine Oma sprang mit einem Schrei zurück als der Ahornbaum endgültig in Flammen aufging. „Ihr Mörder!“, schrie sie den Ninjas zu. Die wichen zurück, da sie mittlerweile wieder ihren Schirm gepackt hatte und mit einem Wutschrei auf unsere Gegner zu rannte.
Da hätte auch ich Angst bekommen. Eine wütende Oma mit einem Starb würde jedem Furcht einflößen. Außerdem hatten es die Ninjas geschafft auch mich wütend zu machen. Ich fühlte die Wut wieder in meinem Bauch, ähnlich wie vor zwei Tagen als Phoenix gestorben war. Ich hatte immer noch nichts gelernt seitdem. Ich konnte nicht einmal einen Baum beschützen. Die Feder begann wieder zu leuchten und dieses Mal hielt ich mich nicht zurück.
„Hey“, flüsterte mir die Eiche plötzlich zu und stupste mich mit einem Ast an. „Dreh mich um.“
Das riss mich aus meiner Konzentration. „Ich soll was?“
„Unter mir ist die Traveling Shovel of Death versteckt. Mit ihr müsstet ihr den Kampf gewinnen können“, wisperte sie. „Dreh mich um.“
„Aber wie?“
Wie sollte ich einen ganzen Baum auf den Kopf stellen? Ich schaffte das nicht mal bei mir selbst; Handstand und Ähnliches hatte ich nie besonders gut gekonnt. Das schrie eher nach Blues Kraftpillen.
„Du musst es nur versuchen. Los!“, behauptete der Baum.
Stirnrunzelnd griff ich den Baum am Stamm und zog. Überraschenderweise gab der Stamm sofort nach. Die Krone schwankte, die Äste des Baumes rissen Blätter von den umliegenden Bäumen und alle sahen mich entgeistert an.
Ich drehte die Eiche um.
Mit der Krone erwischte ich zwei Rauchninjas, die gerade dabei gewesen waren sich an uns anzuschleichen. Nun ragte die Eiche mit den Wurzeln in die Höhe. Wo diese vorher gewesen waren, konnte ich einen erdverkrusteten Griff erkennen.
Um mich herum lief der Kampf weiter. Die Ninjas waren zwar einen Moment von meiner scheinbaren Kraft geschockt gewesen, doch nun griffen sie mit doppelter Zielstrebigkeit an. Blue und meine Oma mussten all die ihre aufwenden, um die Angreifer zurückzutreiben und die Bäume zu verteidigen. Freundschaf hatte wieder begonnen seine Technik zu verwenden Leute mit dem Kopf in den Schritt zu boxen und überall gingen Ninjas mit schmerzverzerrten Gesichtern zu Boden.
Ich grub währenddessen in der Erde bis ich den Griff freigelegt hatte. Es folgte ein langer Holzstiel und schließlich die Spitze einer Schaufel. Diese legte ich kurz zur Seite, um die Eiche wieder an ihren alten Platz zu stellen – es konnte nicht angenehm sein auf dem Kopf zu stehen – und nahm dann die Schaufel hoch.
„Entweder ihr verzieht euch sofort, oder ich muss die hier benutzen!“, drohte ich nun und hielt die Schaufel über meinen Kopf.
„Ist das…?“, fragte Blue entgeistert.
„Die Traveling Shovel of Death.“ Ich wog das Gerät in meiner Hand.
„Das Teil muss fake sein“, rief einer der Ninjas.
Derselbe Ninja rannte auf mich zu, vermutlich um zu beweisen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Fast tat er mir leid. Dann wiederum hatten die gerade einen vollkommen unschuldigen Ahornbaum abgefackelt. Und es war ein sehr netter Baum gewesen.
Es gab ein langgezogenes klong als ich dem Ninja die Schaufel über den Schädel zog. Augenblicklich ging er zu Boden. Ich vermutete fast, dass er tot war, immerhin wurde das hier als Schaufel des Todes bezeichnet. Seltsamerweise verspürte ich darüber momentan kaum Reue. Warum konnten die uns nicht einfach in Ruhe lassen? Warum vermasselten die alles? Warum brachten sie einfach Bäume um? Warum hatte Phoenix sterben müssen?
Mit einem Wutschrei  ging ich auf die verbleibenden Ninjas los, die, mit ebenfalls lauten Schreien, versuchten mir aus dem Weg zu gehen. Einige schafften es und retteten sich hinter Bäume und Steine. Einer sprang laut kreischend in ein Gebüsch. Einige andere waren zu langsam und bekamen einen Schlag mit der Schaufel ab.
Einer nach dem anderen ging zu Boden, aber ich war mit ihnen noch lange nicht fertig. Der Ninja im Gebüsch musste sich mit einem weiteren, wagemutigen Sprung ins nächste Gebüsch retten. Dann ging ich auf den Anführer los. Der war nicht ganz so dünn und flink wie seine Untergebenen, aber immer wieder schaffte er es einen Baum zwischen sich und mich zu bringen.
„Bleib hier, du Feigling! Du warst es doch, der die Plotbunnys aufs NaNo-Land losgelassen hat, oder?!“, schrie ich.
Meine Stimme hatte wieder mal einen hysterischen Ton, was mich normalerweise beunruhigt hätte. Momentan konnte es mir nicht egaler sein. Seine Ninjas schienen ihn im Stich gelassen zu haben, denn von denen war keiner mehr zu sehen.
„Warum machst du so einen Scheiß?“, rief ich. „Bleib sofort stehen du…!“
Der Kerl war hinter einem weiteren Baum in Deckung gegangen. Dann parierte er die Schaufel mit einem Schwert, das an seiner Hüfte gehangen hatte und zog sich noch weiter zurück. Wie wild hieb ich mit der Schaufel auf ihn ein, den Mann, der an allem Schuld war. Ein besonders heftiger Schlag mit der Schaufel ließ sein Schwert aus seiner Hand fliegen. Sofort setzte ich die Schaufel an seinen Hals.
„Eine falsche Bewegung und ich schwöre…“ Ich drückte zur Verdeutlichung ein wenig mit der Schaufel gegen seine Haut. „Warum hast du eine Bunnyinvasion ausgelöst? Das gibt doch für alle Bewohner des Landes nur Ärger!“
„Beim NaNowriMo schreiben viele Leute richtige Romane“, keuchte er und versuchte seinen Kopf näher an den Baum zu drücken, um ein wenig Abstand zwischen seinen Hals und die Schaufel zu bekommen. „Und einige davon werden veröffentlicht. Da dachte mein Boss sich, wenn die Wrimos nicht schreiben können, hätte er vielleicht größere Chancen einen eigenen Roman zu veröffentlichen.“
Einige Sekunden konnte ich ihn nur entgeistert anstarren. „Das ist der beknackteste Grund, den ich je gehört habe! Und was soll hier heißen dein Boss?“
Er schluckte wieder, während seine Augen auf die Schaufel schielten. Hinter mir hörte ich Blue und meine Oma herbeilaufen. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Mia, nicht.“ Meine Oma versuchte mich ein Stück zurückzuziehen, doch noch wollte ich den Kerl nicht vom Haken lassen.
„Wer ist dein Boss?“, fragte ich. „Wer!“ Die vordere Kante der Schaufel wurde ein wenig mehr in seine Haut gedrückt.
„Der Drecktor! Der Drecktor!“, schrie der Mann verzweifelt. „Mein Vater!“
Ich nahm die Schaufel ein wenig zurück, sowohl weil er geantwortet hatte, als auch weil ich schlichtweg überrascht war.
„Wer oder was ist ein Drecktor?“, fragte ich meine Oma und Blue.
„Das ist der Leiter der marktführenden Papierfabriken. Das wird hier natürlich sehr viel gebraucht. Außerdem schreibt er selbst.“
„Nicht mehr lange, wenn es nach mir geht“, knurrte ich. „Was machen wir mit dem Pimpf?“, fragte ich und hielt ihm wieder die Schaufel unter die Nase.
Der Sohn des Drecktors wimmerte und hielt seine Hände hoch. Dafür war es jetzt auch zu spät. Am liebsten hätte ich ihm einen Schlag mit der Schaufel verpasst, aber gerade war er vollkommen wehrlos und er hatte kooperiert. Wenn ich das tat, war ich nicht besser als er – obwohl es mich sehr in den Fingern juckte. Ich hatte das Gefühl wesentlich gewaltbereiter zu sein als sonst. Vielleicht, dachte ich mir, lag es an der Schaufel. Wenn es stimmte was mir erzählt worden war als ich das erste Mal von der TSoD gehört hatte, war sie ein sehr blutrünstiges Gerät.
Trotzdem zog ich die Schaufel vollständig zurück. Ich deutete nur müde auf das Schwert des Mannes, das einige Meter neben uns lag. Blue nahm es an sich und durchsuchte den Kerl.
„Wie heißt du?“, fragte meine Oma.
„BurningInTheSkies“, kam quiekend die Antwort. „Burns.“
Wieder so ein seltsamer Name. Wozu wollte sie den überhaupt wissen? Eine noch bessere Frage war was wir jetzt mit ihm machen sollten. Laufen lassen stand außer Frage. Töten… verlockend, aber unnötig. Die ganze Zeit mitschleppen konnten wir ihn aber auch nicht.
„Wir sagen Mr. Ian Woon Bescheid“, schlug meine Oma vor. „Die letzten Ninjas hat er ja auch einsammeln lassen.“
Ich hatte das ungute Gefühl, dass diese Festnahme größere Auswirkungen haben würde. Wenn dieser Drecktor im NaNo-Land tatsächlich so viel Einfluss hatte, würde es ihm bestimmt nicht gefallen seinen Sohn im Gefängnis zu sehen. Und selbst fangen lassen würde er sich vermutlich erst recht nicht.
Fast wünschte ich mir, dass ich die restlichen Ninjas ebenfalls erwischt hätte, damit sie niemandem erzählen konnten, dass wir Burns gefasst hatten. Blue fesselte ihn letztendlich mit dem Seil, mit dem wir vor einigen Tagen noch versucht hatten Phoenix zu retten. Dann machten wir uns auf den Weg. Die Schaufel hatte ich immer noch in der Hand.
„Und? Gefällt sie dir?“, fragte die Eiche gut gelaubt als wir wieder bei den sprechenden Bäumen angekommen waren.
„Schon“, meinte ich. „Sie ist etwas… aggressiv…“
„Sag bloß“, meinte Hannes, der auf Freundschaf saß, das schon wieder Eicheln futterte. „Dich will ich niemals, niemals als Gegnerin haben“, meinte er mit großen Augen. „Es war echt gruselig dir zuzusehen.“
Meine Gefühle schienen sich nicht entscheiden zu können, ob ich das als Lob auffassen und mich darüber freuen sollte, oder ob ich mich schämen sollte. Rot werden tat ich so oder so. Ich versuchte das zu überspielen, indem ich mich gegen einen Baum lehnte – da fiel mir plötzlich auf, dass es derselbe Baum war, der einige Minuten zuvor abgefackelt worden war.
„Ist das nicht der Ahornbaum, der gerade draufgegangen ist?“, fragte ich die Eiche.
„Ja“, meinte sie und schüttelte einige Äste, was ich als ihre Form des Schulterzuckens ansah. „Wir sind wiederwachsende Bäume. Aber es wird noch mindestens ein halbes Jahr dauern bis er wieder sprechend kann.“
Das war interessant. Vielleicht sollte ich mir auch so einen Baum anschaffen. Die wären im Garten bestimmt nett. Man hätte immer jemanden zum Reden und wenn der fiese Nachbar sich mit einer Motorsäge an ihnen zu schaffen machte, weil ein Ast über die Grenze zu seinem Grundstück hing, würde der einfach nachwachsen.
„Die große Frage ist jetzt ob das auch bei Plotbunnys funktioniert“, überlegte meine Oma.
„Probieren wir es doch an Fluffles aus!“, schlug Blue vor.
Ich hob nur drohend die Schaufel. „Versuch’s doch.“
Damit auf Ninjas einzudreschen war kein Problem gewesen, aber allein bei der Vorstellung auszuprobieren, ob die Traveling Shovel of Death bei Plotbunnys funktionierte, wurde mir schlecht. Wenn es auch nur einer meiner Gefährten wagte, würde der sein blaues Wunder erleben.
Blue hatte entschuldigend die Hände gehoben und war vorsichtshalber einige Schritte zurück gegangen. „Okay, okay…“
Also machten wir uns auf den Rückweg zur Drachenschenke. Dorthin würde Mr. Ian Woon am besten Pilzizisten schicken können, die Burns einsammeln würden. Auch hier half der Zeigefinder ausnahmsweise einmal, vielleicht weil uns der Weg sowieso bekannt vorkam sobald wir das Haus von Estelle gefunden hatten. Dort übernachteten wir noch einmal, da es langsam spät wurde, um am nächsten Morgen unsere Reise fortzusetzen.

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