Sonntag, 11. Januar 2015

Mission Plotbunny: Cover

Ich hatte ja versprochen das Deckblatt so bald wie möglich hochzuladen. Hier ist es. Für alle, die sich das fragen - der Text im Hintergrund ist aus dem ersten Kapitel. Wenn man genau hinschaut, kann man den Duschigel entdecken. ^^
Das Deckblatt generell ist eher schlicht geworden. Ihr könnt mir ja sagen was ihr davon haltet.

Gleichzeitig habe ich auch alle anderen Bilder eingescannt, da ich die vorher nur abfotografiert hatte. Die haben jetzt also eine höhere Auflösung und sind generell etwas schöner anzusehen.
Das war dann wirklich der letzte Post zu Mission Plotbunny. :)


Donnerstag, 8. Januar 2015

Ende

Das war das letzte Wort meines letzten Posts - was bedeutet, dass "Mission Plotbunny" hiermit beendet ist. Kaum zu glauben, dass ich nur zwei Wochen gebraucht habe, um es zu schreiben, aber zweieinhalb Monate, um es zu posten.

Ich fände es super, wenn ihr mir ein paar Kommentare zur gesamten Geschichte geben könntet. Hat es euch gefallen? Ist euch etwas Positives oder Negatives aufgefallen? Soll es einen Band 2 geben? (Letztere Frage ist besonders wichtig, da ich das nur machen würde wenn es auch Leute gibt, die das lesen würden. Auch wenn ich schon Ideen dafür habe. Aber wenn es keine Leute gibt, die das lesen, macht das wenig Sinn.)
Also, generell Rückmeldungen wären schön. :)

Was ich auch anbieten kann, ist "Mission Plotbunny" als PDF zur Verfügung zu stellen. Leider habe ich immer noch nicht herausgefunden ob bzw. wie das hier möglich ist, sodass mir alle ihre Emailadresse schicken müssten. Das ginge auch bei nanowrimo.org über eine NaNoMail, falls euch das lieber ist.

Ansonsten hoffe ich, dass euch die Geschichte wenigstens ein bisschen Spaß gemacht hat (mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht sie zu schreiben).

Liebe Grüße,
Kim

PS: Was ich mit dem Blog hier jetzt anfange, weiß ich auch noch nicht. Offen bleibt er auf jeden Fall, falls noch ein paar Nachzügler die Geschichte lesen wollen. Wozu sie sich auch eignen könnte, ist für den nächsten NaNo, als Einstimmung. Sollte es je einen Band 2 geben, wird der natürlich auch hier veröffentlicht.
Ansonsten gibt's wohl nur Fotos von Häkel-Plotbunnys, falls mir nichts besseres einfällt. Falls ihr dafür Ideen habt, ich würde mich auch darüber freuen. ^^

PPS: Ein Deckblatt habe ich noch, aber gerade keine Möglichkeit es einzuscannen. Das wird nächste Woche nachgeliefert. Oder ich fotografiere es die Tage noch ab.

69. Kapitel



Mr. Ian Woon kam durch die Partygäste auf mich zugelaufen, zwei Sektgläser in der Hand.
„Mia! Endlich finde ich dich“, sagte er.
„Sie haben mich gesucht?“
Ich nahm automatisch eins der Sektgläser entgegen, als er es mir anbot – obwohl ich schon bei Beginn der Feier, als wir alle damit hatten anstoßen müssen, festgestellt hatte, dass mir das Zeug nicht schmeckte. Mist. Wohin damit?
„Ich wollte dir noch einmal persönlich gratulieren. Wie deine Oma berichtet hat, hast du eine entscheidende Rolle dabei gespielt die Bunnyinvasion aufzuhalten.“ Er deutete eine kleine Verbeugung an.
Warum mussten sich immer alle verbeugen in diesem Land?
„Das steht dir übrigens ganz wunderbar“, fuhr er fort.
Er deutete auf mein blaues Áo dài, das ich zur Feier des Tages angezogen hatte. Das erste Mal hatte ich ja überlegt es anzuziehen als die Ratsversammlung stattgefunden hatte. Dieser Anlass kam mir passender vor. Zwar waren hier ebenfalls fast alle Ratsmitglieder versammelt, aber dieses Mal kannte ich tatsächlich ein paar Leute.
Eigentlich hatte ich vorgehabt meine heilige, magische Robbe anzuziehen, doch die war während des Fluges nach Schreibstadt verschwunden. Ich hatte gehofft, dass sie uns bleiben würden, doch anscheinend hatte die Priesterin des Sonnenschreins es ernst gemeint, dass die Robben nach Erfüllung unseres Auftrags verschwinden würden.
„Das habe ich ihr auch schon gesagt“, meinte Hannes, der wie immer auf meiner Schulter saß.
Ich fühlte meine Wangen rot werden und stürzte nun doch das Glas Sekt in einem Zug hinunter. Fast sofort bereute ich es, aber immerhin hatte ich jetzt eine Ausrede für die roten Wangen. Außerdem würde ich so keine der Topfpflanzen in den Ecken des Raumes damit wässern müssen.
„Danke ihr zwei“, murmelte ich. „Wo ist eigentlich meine Oma?“, fragte ich mit lauterer Stimme.
„Die führt gerade einigen Ratsmitgliedern den Starb vor.“
Er runzelte die Stirn als würde er das nicht gut finden. Ich musste ihm zustimmen. Leute mit mächtigen Waffen starben deutlich öfter als Leute ohne sie, da ständig jemand versuchte ihnen den Gegenstand abzunehmen. Wobei ich mir einen Herrscher, der mit einem lila Regenschirm herumfuchtelte und „gehorcht mir!“ schrie, eher komisch als furchteinflößend vorstellte. Ich für meinen Teil hatte beschlossen die Phoenixfeder geheim zu halten – oder zumindest nicht an die große Glocke zu hängen, dass ich sie besaß. Phoenix hatte das geschafft, also würde ich das auch hinbekommen.
Mr. Ian Woon wurde von einem der Ratsmitglieder weggezerrt und ich blieb allein in der Menschenmenge stehen. Nun ja, nicht ganz allein. Blue schien ebenfalls genug von den anderen Partygästen zu haben, denn er stellte sich zu mir.
„Hey, hast du sie schon gesehen?“
Er deutete auf eine Gestalt in einem roten Kleid, die ihr volles Sektglas umklammerte. Sie sah aus als würde sie sich vollkommen fehl am Platz fühlen und tat mir ein wenig leid.
„Hast du sie noch nicht erkannt?“, meinte Blue.
Ich schaute mir das Mädchen genauer an, doch ich war mir sicher es noch nie vorher gesehen zu haben.
„Das ist Steph! Mr. Ian Woon hat sie ausfindig gemacht und eingeladen. Immerhin hat sie auch geholfen“, meinte er.
Als wir mit dem Rofl-Copter auf dem Flugplatz von Technopolis gelandet waren, hatte ich irgendwie erwartet, dass Steph dort auf uns warten würde. Stattdessen waren wir von einer Horde Plotbunnys begrüßt worden.
Wir hatten mehrere Minuten damit verbracht uns gegen die Bunnys zu verteidigen. Irgendwann hatte ich mich den süßen Augen ergeben müssen, vor allem, da ich keins von ihnen hatte verletzen wollen. Ich war gerade dabei gewesen von Bunnys überrannt zu werden – wobei Hannes versucht hatte sie mit seiner Zunge auf Abstand zu halten; er hatte sich danach den ganzen Tag Bunnyfell aus dem Mund ziehen müssen – als die Hasen plötzlich von uns abgelassen hatten.
Alle Leute, die auf dem Flugplatz saßen und nur von Bunnys belagert waren, hatten auf einmal nur noch zwei oder drei von ihnen auf dem Schoß gehabt und waren aus dem „sind die süüüüß!“ Zustand aufgewacht.
Der gruppale Infekt hatte noch schneller gewirkt als wir gedacht hatten. Sobald wir den Flugplatz verlassen hatten, hatten wir Mr. Ian Woon mit der Gedankenspinne kontaktiert, um herauszufinden, dass auch in Schreibstadt die Situation langsam unter Kontrolle kam. Neue Wrimos waren an allen Ecken und Enden der Stadt aufgetaucht und hatten die niedlichen Bunnys in Empfang genommen. Die meisten von ihnen waren absolut begeistert gewesen. Viele hatten keine Ahnung gehabt was sie schreiben sollten bis ihnen eines der flauschigen Häschen in die Arme gesprungen war. Es war ein einziger „Awwww!“ Moment gewesen.
Unsere kleine Gruppe war mit dem nächsten Flugzeug gestartet, sobald die Landebahn von Bunnys und glücklichen Autoren befreit worden war. Dann hatten wir einen Tag Pause bekommen, um uns von unseren Abenteuern zu erholen und dann hatte man uns auf diese Feier geschleppt.
„Das ist Steph?“, fragte ich entgeistert und betrachtete das unscheinbar wirkende Mädchen.
Ihre hellbraunen Haare gingen ihr bis zur Brust. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht eine schicke Frisur zustande zu bringen, was sie anscheinend ärgerte, denn sie fuhr sich immer wieder durch die Haare.
„Steph!“, rief Blue und rannte auf sie zu bevor ich ihn aufhalten konnte.
Sie drehte sich um und hatte einen Blick drauf wie ein Plotbunny im Scheinwerferlicht. Dann weiteten sich ihre Augen.
„Blue?“, flüsterte sie.
„Hi! Schön dich mal in echt zu sehen!“
Er lächelte sie an. Ich kämpfte gegen das Bedürfnis an ihr eine zu scheuern. Wobei sie mir immer noch ein wenig leid tat. Sie sah so schüchtern aus… dass sie sich so dagegen gesträubt hatte uns zu helfen und uns stattdessen mehr oder weniger mit Rauchninjas beworfen hatte, war kaum zu glauben.
„Gleichfalls. Denke ich…“
Ihre Augen zuckten immer wieder in meine Richtung, als traute sie sich nicht mich genau anzusehen. Ich beschloss sie von ihrem Elend zu erlösen.
„Hallo, Steph.“
Ich hielt ihr eine Hand hin, die sie eine Weile musterte als fragte sie sich ob sich darunter eine Stange Dynamit versteckte. Dann jedoch griff sie zögernd meine Hand und schüttelte sie.
„Hallo, Mia.“ Ein hoffnungsvolles Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Und hallo Hannes. Dass du immer noch ein Frosch bist tut mir leid. Aber irgendwie ist die Geschichte schon recht früh außer Kontrolle geraten…“
Okay, ich konnte ihr nicht böse sein. Nicht sehr zumindest. Das mit Phoenix nahm ich ihr immer noch übel und die fliegenden Rauchninjas hätten auch nicht sein müssen, aber sie hatte uns letztendlich geholfen. Außerdem sah sie so verloren aus wie ich mich an meinem ersten Tag im NaNo-Land gefühlt hatte.
„Hey!“, bemerkte ich erstaunt. „Wir sind beide totale Newbies!“
Mittlerweile fühlte ich mich zwar nicht mehr so, da ich fast einen Monat lang das NaNo-Land bereist hatte, aber mitgeschrieben hatte ich bisher keinen einzigen NaNo. Das bedeutete ich war nicht besser als Steph.
„Wie nennst du dich hier?“, fragte ich.
„Steph. Was Namen angeht bin ich normalerweise wenig kreativ…“
„Genau wie ich!“, sagte Blue.
Das verstrickte uns alle eine ganze Weile in eine Unterhaltung über Namen. Wir machten ein kleines Spiel daraus, indem wir zu allen möglichen Leuten gingen, diesen auf die Schulter tippten und fragten wie sie hießen. Dabei kamen so seltsame Namen wie Cloudsonfire oder It’s-a-kind-of-magic heraus, aber auch nette Namen wie Gänseblümchen. Mein Liebling war jedoch der Autor, der sich Harakiri genannt hatte. Wir amüsierten uns noch eine halbe Stunde danach prächtig darüber wie passend das war.
„Weißt du schon, was du während NaNo schreiben willst, Steph?“, fragte Blue sie schließlich neugierig. „Genug Plotbunnys hüpfen hier ja rum.“
„Noch nicht ganz… aber ich hätte da eine Idee für Band zwei von Mission Plotbunnys…“
„Nein!“, schrien Blue und ich gleichzeitig.
„Alles nur das nicht!“, fügte ich hinzu.
Ich hatte genug Abenteuer für eine ganze Weile gehabt. Im November wollte ich mich nur aufs Schreiben konzentrieren, und nicht schon wieder irgendwo in der Gegend rumrennen und das NaNo-Land retten. Das konnte jemand anderes übernehmen.
Die Party verging schneller als gedacht sobald wir angefangen hatten Spaß zu haben. Schon bald war die Nacht beinah vorbei und ich lehnte müde aber glücklich am Geländer eines Balkons, um mir den Sonnenaufgang anzusehen.
„Du, Mia…“ Hannes war von meiner Schulter auf das Geländer gehüpft.
Das fand ich sehr mutig, wie ich zugeben musste, denn das Geländer war nicht besonders breit. Vielleicht war es da praktisch wenn man klebrige Füße hatte.
„Was ist?“
Meine Augen fielen mir schon beinah zu und ich hatte Mühe ein Gähnen zu unterdrücken. Egal wie lange diese Feier noch ging, ich würde mich bald auf den Weg ins Bett machen.
„Willst du eigentlich wissen was ich damals sagen wollte als ich Steph hervorgelockt habe?“
Er hörte sich unheimlich nervös an und ich fühlte mich auf einmal hellwach.
„Ich bin eine sehr neugierige Person. Natürlich würde ich das gerne wissen. Aber Steph hat gesagt im Plot würde etwas ganz anderes stehen…“
„Steph ist genauso ein Charakter wie wir. Sonst hätte sie nicht ins NaNo-Land kommen können“, meinte er nur. „Sie weiß auch nicht alles.“
Eine Weile sahen wir nur beide zu wie der Horizont immer heller wurde als sich die Sonne langsam ihren Weg über den Himmel suchte, um uns den Tag zu bringen.
„Was ich dir damals sagen oder eher nicht sagen wollte ist der Grund weshalb ich mitgekommen bin. Auf die ganze Reise, meine ich.“ Er stockte wieder, holte tief Luft und stieß dann in einem einzigen Atemzug aus. „Ich habe mich in dich verliebt.“
Oh je. Ich konnte nicht sagen, dass ich damit nicht gerechnet hatte, denn wirklich überrascht war ich nicht. Das hieß nicht, dass ich damit gerechnet hatte, dass Hannes mir sowas sagen würde.
„Du kennst mich keine zwei Wochen!“, protestierte ich.
„Schon… aber ich mochte dich schon als du in mein Zimmer gestürzt kamst, verfolgt von durchgedrehten Möbeln.“ Er gestattete sich ein Lächeln. „Ganz zu schweigen davon, dass du die erste seit langem warst, die mich angeschrien hat. Das war irgendwie erfrischend. Und das Gefühl ist nur schlimmer geworden je länger ich dich kenne.“
„Ich weiß nicht was ich dir jetzt sagen soll…“, meinte ich, ein wenig verzweifelt.
Mir hatte noch nie jemand gesagt, dass er in mich verliebt war. Vor allem hatte ich noch niemandem einen Korb geben müssen. Oder wollte ich ihm einen Korb geben? Ich wusste doch selbst nicht ob ich überhaupt etwas für ihn empfand. Zwei Wochen waren, meiner Meinung nach, einfach zu wenig, um dazu etwas sagen zu können, vor allem wenn die nur damit verbracht worden waren vor Rauchninjas und anderen Kreaturen und Situationen zu fliehen.
Er seufzte nur als hätte er mit dieser Antwort gerechnet. „Kannst du es vielleicht wenigstens versuchen? Mich zurückzuküssen, meine ich? Vielleicht reicht es ja wenn ich in jemanden verliebt bin…“
Die Vorstellung einen Frosch zu küssen, selbst wenn es Hannes war, war mir immer noch nicht geheuer. Allerdings war er ein Freund, auch wenn ich vielleicht nicht in ihn verliebt war. Zumindest versuchen musste ich es.
„Na gut. Ein Kuss. Aber sei nicht böse wenn es nicht funktioniert“, warnte ich. „Und das heißt auch nicht, dass ich in dich verliebt bin oder sowas.“
Er nickte eifrig.
Okay, von allem was ich die letzten Tage gemacht hatte, war das hier mit Abstand das Verrückteste. Ich dürfte gar nicht darüber nachdenken, dass ich im Begriff war einen Frosch zu küssen.
Keinen Frosch, ermahne ich mich. Hannes. Das war etwas ganz anderes. Naja, technisch gesehen vielleicht nicht, aber praktisch gesehen… auch nicht. Mist.
Ich versuchte nur auf seine Augen zu sehen, die zwar auch aussahen wie die eines Frosches, aber irgendwie auch wieder nicht. Man konnte so viel mehr Emotionen darin erkennen, dass sie fast menschlich schienen. Es gab bestimmt irgendwo im NaNo-Land einen Menschen mit Froschaugen.
Ich beugte mich vor, zielte auf seinen Mund, schloss die Augen und küsste ihn.
So schnell wie möglich zog ich meinen Kopf wieder zurück und wischte mir die Lippen ab. Dann öffnete ich die Augen, um ihn anzusehen, obwohl ich mich davor fürchtete zu sehen was passiert war.
Hannes war immer noch ein Frosch.
„Mist.“
„Das kannst du laut sagen“, meinte er.
Allerdings sah er nicht unbedingt traurig aus. Ein wenig enttäuscht, aber trotzdem zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab.
„Warum so fröhlich? Es hat nicht funktioniert“, meinte ich.
Es sei denn man sah es von einer anderen Perspektive. Es hätte auch sein können, dass er sich, auf dem Geländer sitzend, in einen Prinzen zurückverwandelt hatte nur um dann in den Tod aus dem 30. Stock zu stürzen. Das wäre auch nicht gerade ein Happy End gewesen, da seine Freude darüber ein Mensch zu sein genau bis zum Aufschlag auf dem Asphalt angehalten hätte. Das hätten wir vielleicht vorher bedenken sollen.
„Wieso sollte ich nicht fröhlich sein? Das Mädchen, das ich mag, hat mir gerade einen Kuss gegeben. Auch wenn das, zugegebenermaßen, eher ein Mitleidskuss war als alles andere.“
Okay, aus der Perspektive…
„Wir könnten das ja alle paar Wochen wieder versuchen, in der Hoffnung, dass es irgendwann funktioniert…?“, schlug er vor und legte den Kopf schief.
Ich kannte ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er das breiteste Grinsen trug, das ihm möglich war.
„Vergiss es“, erwiderte ich, allerdings ebenfalls grinsend. „Falls ich es mir je anders überlege, lasse ich es dich wissen.“
„Einen Versuch war es wert.“
Er wandte sich wieder dem Horizont zu, über dem der erste Streifen Licht zu sehen war. Ich drehte mich ebenfalls in die Richtung, nur um mir die Augen zu reiben. War das… das konnte nicht sein! Ich musste schon eingeschlafen sein und träumen. Das würde auch erklären warum ich gerade einen Frosch geküsst hatte.
„Nein… unmöglich… Die Oberin im Kloster hat doch gesagt die wurden seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen!“, rief auch Hannes.
Trotzdem ließ sich nicht leugnen was wir von unserem Aussichtspunkt aus beobachten konnten. Das musste ein Zeichen dafür sein, dass wir in der nächsten Zeit Glück haben würden.  Ein auf einem Heiligenschwein reitendes Undda – man erinnere sich, immerhin ein heiliges Wesen – flog über den Horizont und zog hinter sich einen Farbschweif her. Das musste einfach ein Glücksbringer sein.
Es dämmerte nun und der Himmel verfärbte sich von einem dunklen Schwarz in ein stählernes grau. Im Osten sahen wir ein gelbes Schwein, das den Himmel blau färbte.

ENDE

Mittwoch, 7. Januar 2015

68. Kapitel



Wir standen frierend mitten auf dem Flugplatz. Um uns herum versuchten die Pilzizisten die nun immer mutiger werdenden Leute von uns fernzuhalten.
Jeder von uns hatte seine gesamte Ausrüstung dabei, Waffen, Kraftpillen und Ähnliches. Alle waren wir unheimlich angespannt – außer vielleicht Freundschaf, das seelenruhig auf einem Büschel Gras kaute. Wo es das schon wieder herhatte war mir ein Rätsel, denn wir standen mitten auf der Rollbahn. Starlight stand ein wenig abseits. Sie würde uns nicht in den Hubschrauber begleiten, hatte aber darauf bestanden als moralische Unterstützung anwesend zu sein. Der Wind, der uns um die Ohren wehte, war kalt und ging bis unter die Haut. Hoffentlich würde sich Lurz‘ Freund beeilen.
„Hört ihr auch was?“, fragte plötzlich Blue. Er hatte den Kopf zur Seite geneigt und lauschte. „Das kann nicht… oder doch?“
Ich spitzte ebenfalls die Ohren, doch noch war nichts zu hören. Dann, wie aus weiter Ferne, hörte ich was er meinte. Von dem großen Gebäude hinter uns näherte sich ein seltsames Geräusch.
lol ---- lol ---- lol
Erst langsam, dann immer schneller werdend drang der Lärm der Rotorblätter zu uns herunter.
lol lol lol lolololololol... bis sich der Klang schließlich zu einem ausgewachsenen rofl rofl rofl rofl erhob und der Rofl-Copter schließlich majestätisch über unseren Köpfen davon flog. Er drehte eine Ehrenrunde, während der wir ihn ausgiebig betrachten konnten.
„Das darf doch nicht wahr sein“, murmelte ich nur.
„Töte mich jetzt, bevor ich in das Teil einsteigen muss“, bestätigte Blue meine Gedanken.
Erstens war das Teil knallrosa. Von den Kufen bis zu den Rotorblättern war jedes kleinste Bisschen des Rofl-Copters leuchtend rosa. Der Name Rofl-Copter war in dunklem Rot auf beide Seiten gemalt. Ansonsten hatte es eher eine militärische Aufmachung. Es war recht groß und an beiden Seiten befanden sich Schiebetüren. Das rofl rofl rofl rofl klang mir in den Ohren.
„In dem Ding sollen wir fliegen?!“, fragte Blue entsetzt. „Ich werde mich nie mehr in der Öffentlichkeit sehen lassen können!“
 „Was würde ich jetzt für das Meteorauto mit Schweinwerfer geben“, grummelte ich.
Das rofl rofl rofl wurde immer leiser, ging wieder in ein lol lol lol lol lol über, bis die Rotorblätter schließlich zum Stillstand kamen. Ein schmächtiger Mann stieg aus und kam auf uns zu.
„Hallo, ich bin Alex!“, meinte er gut gelaunt und hielt uns die Hand hin.
Meine Oma schüttelte sie mit einem Lächeln und stellte sich vor. Keiner von uns anderen war dazu in der Lage. Wir starrten immer noch mit offenen Mündern auf den Rofl-Copter.
„Hallo, ich bin Marga. Das da sind Blue, Mia, Starlight, Freundschaf und der Frosch auf Mias Schulter ist Hannes. Außer Starlight kommen wir alle mit. Es ist unheimlich nett von Ihnen, dass sie uns mitnehmen wollen.“
„Lurz hat mir schon viel von Ihnen erzählt“, meinte er zu meiner Oma, während ich versuchte meine Sprache wiederzufinden.
„Oh, hat er?“ Sie wurde tatsächlich rot. Dann räusperte sie sich und versuchte das Thema zu wechseln. „Womit fliegt der?“, wollte sie wissen und deutete auf den Rofl-Copter.
„Der Copter fliegt mit Alkohlol“, erklärte Alex. „Das entsteht wenn Leute angeheitert sind wenn sie was getrunken haben, also gibt es davon immer genug.“
Alkohlol? Das erklärte schon mal das seltsame Geräusch der Rotorblätter.
„Also, sollen wir? Diese Plotbunnyinvasion hat lange genug gedauert!“ Alex stieg zurück in den Rofl-Copter und wartete darauf, dass wir ihm folgten.
Zusammen mit Blue hievte ich Freundschaf in den Copter und half meiner Oma beim Einsteigen. Ich konnte nicht fassen, dass wir versuchen würden in so einem Teil die Welt zu retten.
lol ---- lol ---- lol, machten die Rotorblätter als sie angelassen wurden. lol lol lol lolololololol, ging es weiter, bis das Geräusch wieder in seinem charakteristischen rofl rofl rofl rofl rofl rofl endete und wir langsam an Höhe gewannen. Unter uns begannen die Menschen immer kleiner zu werden. Auch die Plotbunnys, die vor den Toren des Flugplatzes warteten, waren eine einzige Masse. Von weit oben beobachteten wir wie der Zaun, der das Gelände umgab, nachgab und sich die Bunnymassen auf die Rollbahn ergossen. Die Schaulustigen stoben auseinander, verfolgt von kleinen, hüpfenden Punkten in verschiedenen Farben. Selbst aus diesem Blickwinkel sahen die Hasen unglaublich flauschig aus.
„Ich glaube nicht, dass wir unbeschadet wieder in Technopolis landen können falls unsere Mission schiefgeht“, bemerkte ich.
Ich dachte an Starlight, die auf dem Boden zurückgeblieben war. Die Chance war groß, dass sie gerade ebenfalls von Plotbunnys überrannt wurde.
„Steph, bist du soweit?“, rief Marga über den Lärm der Rotorblätter.
„Äh…“
Die Stimme unserer Autorin war kaum zu hören. Entweder lag das an dem Lärm der Rotorblätter, oder daran, dass sie sich immer noch nicht sicher war, ob sie uns helfen sollte oder nicht.
Blue wurde immer weißer im Gesicht je höher wir kamen. Mittlerweile klammerte er sich an seinem Sitz fest. Solange uns nichts dazwischenkam, würde er sich vielleicht nicht einmal einmischen müssen und könnte den ganzen Flug über seine Augen geschlossen halten. Natürlich blieb dieser Wunsch unerfüllt. Plötzlich war der Himmel stark bevölkt. Überall fielen Fallschirme, an denen Rauchninjas hingen. Zwei andere Helikopter – schwarz natürlich, genau wie die Fallschirme – flogen auf jeder Seite von uns. Es gab ein metallisches Klingen als mehrere Shuriken in der Seite unseres Rofl-Copters stecken blieben.
„Geben die denn nie auf?!“, schrie Blue.
Ich hatte meine eigenen Vermutungen was die Ninjas anging. Ihr Anführer müsste mittlerweile hinter Gittern sitzen, oder sich zumindest auf der Flucht befinden, sodass er sie wohl kaum hinter uns herschicken konnte. Außerdem war seine Mission sowieso gescheitert, da Mr. Ian Woon von seinem Plan wusste. Dass wir die Plotbunnyinvasion aufhalten wollten, sollte ihm mittlerweile egal sein.
Meine Vermutung ging eher in die Richtung, dass Steph sich wünschte wir würden die Grenze zur Realität nicht erreichen. Sie hatte zwar zugesagt, dass sie uns helfen würden, aber sie hatte eindeutig Skrupel. Ich glaubte eher, dass sie es war, die uns gerade versuchte aufzuhalten.
„Steph, lass den Mist!“, rief ich ihr zu.
„Was meinst du?“
„Du müsstest gerade meine Gedankengänge geschrieben haben, also weißt du genau was Sache ist. Lass die Ninjas verschwinden!“, versuchte ich sie umzustimmen.
„…wenn ihr es schafft trotz denen zur Realitätsgrenze zu kommen, dann helfe ich euch auf jeden Fall“, meinte sie nach einer langen Denkpause.
Na super. Das bedeutete, dass es von hier an nur noch schlimmer werden würde. Ich hatte leider Recht. Je höher wir kamen, desto mehr Ninjas landeten auf unserem Rofl-Copter. Einer der Ninjas verfing sich mit seinem Schirm in den Rotorblättern und stürzte als schwarzer, schreiender Punkt zur Erde. Sein Fallschirm blieb leider in den Rotorblättern stecken. Deshalb machte der Rofl-Copter einen Satz und begann an Höhe zu verlieren.
„Nein! Wir müssen es nach ganz oben schaffen!“, schrie ich Alex zu.
Blue war mittlerweile eher grün als blass und übergab sich aus der einen Tür des Hubschraubers Richtung Erde. Ich hoffte da unten stand keiner.
Okay, mir war jetzt offiziell alles egal. Ich griff nach der Feder um meinen Hals bis sie leuchtete und begann mich zu konzentrieren. Was auch immer es mich an Lebenskraft kosten würde, das war es wert. Der ganze Rofl-Copter wurde in ein warmes Licht getaucht, das von der Feder ausging. Es breitete sich weiter und weiter aus, bis es das Rotorblatt erreicht hatte, in dem sich der Fallschirm verfangen hatte.
„Mia!“, rief Hannes mir ins Ohr. „Was tust du da? Das kostet dich zu viel Kraft!“
Er versuchte mit seinen Fingern die Feder zu erreichen, vermutlich um sie mir abzunehmen, doch seine Froscharme waren zu kurz. Außerdem musste er sich gleichzeitig an meinen Haaren festhalten, um nicht vom Fahrtwind davongeweht zu werden. Wie durch Magie – natürlich war es Magie! – begann sich der Stoff des Fallschirms zu entfalten, die Schnüre entwirrten sich und das Teil fiel als Stoffballen Richtung Boden. Sofort begann der Rofl-Copter wieder an Höhe zu gewinnen.
Ich spürte wie ein gewaltiger Teil meiner Lebenskraft sich verflüchtigte. So ein Mist. Das mussten zwischen sechs Monate und ein Jahr gewesen sein. Aber wenn es dazu führte, dass wir das NaNo-Land retten konnten, war es das wert, oder? Oder?
„Verdammt, ich hätte nicht gedacht, dass du das tust“, beschwerte sich Steph.
„Du hast mir keine Wahl gelassen!“, giftete ich. „Und jetzt beweg verdammt nochmal deinen Hintern hier rüber!“
Wir hatten genau den Punkt erreicht, an dem sich die Grenze zur Realität befinden sollte. Der Hubschrauber hielt sich auf der Stelle, während zu beiden Seiten immer noch Ninjas vom Himmel fielen. Konnte unsere Autorin das nicht lassen? Vielleicht hoffte sie, dass sich noch ein Ninjas in den Rotorblättern verhedderte. Die hatte aber auch einen Charakter-Verschleiß.
„Also, wir haben es geschafft. Halt dein Versprechen. Bitte“, keuchte Blue.
Anscheinend hatte sein Magen alles hergegeben, was er hatte, denn Blue klammerte sich nur noch an eine Stange und versuchte nicht umzufallen. Meine Oma war damit beschäftigt alle Ninjas mit ihrem Regenschirm so weit vom Rofl-Copter wegzustoßen wie möglich. Ihre abgetrennte Hand saß auf ihrem Kopf, um den lila Samthut festzuhalten, der ständig in Gefahr war weggeweht zu werden. Hannes krallte sich in meine Haare und Fluffles schien  von dem ganzen Theater wenig mitzubekommen, denn es schlief in meiner Brusttasche. Freundschaf hatte sich den ganzen Flug über nur unter einer Sitzbank versteckt. Warum es unbedingt hatte an Bord kommen wollen, wusste ich nicht genau. Es tat eh nichts. Dann wiederum hatte es die ganze Reise über nicht viel gemacht, außer das eine Mal als es den König vom Geiersein erlöst hatte.
„Steph!“, wütete ich. „Komm her, jetzt sofort!“
„Na gut, na gut. Ich trage mich ein.“
Eine Minute war es still. Ich stellte mir vor wie Steph sich bei NaNoWriMo anmeldete. Wenn sie es sich nicht doch anders überlegt hatte und versuchte uns durch Schweigen dazu zu bringen umzukehren. Es gab tausend Wege wie sie uns jetzt noch sabotieren konnte. Sie könnte den Rofl-Copter abstürzen lassen, damit wir starben. Sie könnte einfach so lange warten bis uns der Alkohlol ausging und wir landen mussten, nur um dann von Bunnys überrannt zu werden.
Als ich gerade dachte, dass sie sich wirklich für eine dieser Möglichkeiten entschieden hatte, geschah es. Ein Lichtblitz erhellte den Himmel, vor dem nun weniger Ninjas fielen. Einige wenige der schwarzen Gestalten taumelten noch zur Erde, dann folgten keine mehr. Etwas wie ein Spalt hatte sich aufgetan, der sich über mehrere Dutzende Meter erstreckte.
„Da!“, schrie ich.
Dann jedoch sah ich, dass wir ein Problem hatten. Wir befanden uns etwa hundert Meter entfernt von der Grenze zur Realität. Vielleicht waren die Angaben im Buch nicht ganz genau gewesen. Vielleicht waren wir abgetrieben. Fakt war, dass wir den Spalt so nie erreichen könnten bevor er sich wieder schloss – was laut Buch in nicht einmal einer Minute sein würde.
„Kannst du näher ranfliegen?“, rief ich Alex zu.
„Nein!“, schrie der zurück. „Dort fallen noch die meisten Ninjas. Einer könnte uns treffen!“
Mist. Jetzt waren wir kurz vorm Ziel, nur um an so etwas zu scheitern. Tränen der Verzweiflung brannten in meinen Augen, die ich nicht von der Grenze zur Realität nehmen konnte.
„Das Automobil wäre jetzt praktischer.“ Blue rappelte sich stöhnend auf. „Dann hätten wir jetzt exzellente Schweinwerfer zur Verfügung.“
„Natürlich!“, kreischte ich. „Blue, du bist ein Genie!“
„Ach echt?“, fragte er ehrlich verwirrt. „Das hat mir bisher noch keiner vorgeworfen.“
Ich kramte in meinem Rucksack, bis sich meine Hände um etwas Weiches schlossen. Das rosa Plüschschwein, das ich gestern vom Unfallort hatte mitgehen lassen, kam zum Vorschein. An diesem befestigte ich so gut wie möglich die Phiole mit den NaNo-Bots und dem gruppalen Infekt. Dann spannte ich das Ganze in meinen Bogen ein.
„Das ist nicht dein Ernst“, meinte Blue, der für einen Augenblick seine Übelkeit vergessen zu haben schien.
Auch meine Oma hatte aufgehört Ninjas mit dem Regenschirm zu pieksen und sah mir mit aufgerissenen Augen zu.
„Warum das Schwein?“, fragte Blue. „Warum kannst du nicht einfach so schießen?“
Da er mich in meiner Konzentration störte, antwortete ich schnell. „Ein Gewicht könnte gegen den Wind helfen. Außerdem treffe ich irgendwie besser wenn ich mit seltsamen Sachen schieße.“
„War mir noch nicht aufgefallen“, grummelte er und hielt sich die Stelle seines Kopfes, wo ihn auf dem Piratenschiff die Feige getroffen hatte.
Ich blendete alles andere aus und konzentrierte mich nur noch auf den Spalt zur Realität. An den Seiten begann das Leuchten bereits zu schwinden und er zog sich immer mehr zusammen. Jetzt oder nie. Ich atmete aus und ließ den Pfeil, auf dem das Schwein aufgespießt war, aus der Sehne schnellen. Nun konnte ich nur noch verfolgen wie er durch die Luft sirrte, hin und her geworfen von den Böen des Windes.
Das Loch zur Realität schloss sich immer schneller, während der Pfeil auf es zuflog. Es war nur noch wenige Meter groß. Dann verschwand es vollständig – und der Pfeil ebenfalls. Das rosa Schwein wurde geschluckt.
„Hat es… hat es funktioniert?“, fragte Blue ungläubig.
„Natürlich hat es funktioniert. Sonst würde man das Schwein fallen sehen.“
Meine Stimme zitterte wie verrückt und ebenso meine Beine. Ich sackte neben Blue auf den Boden. Nie wieder würde ich mich rühren können. Nie wieder. Das war einfach zu viel Aufregung gewesen.

Dienstag, 6. Januar 2015

67. Kapitel



Wir standen nun vor einem abgeriegelten Raum, in dem mehrere Wissenschaftler mit Schutzanzügen zu Gange waren. Sie hantierten mit Reagenzgläsern, deren Inhalt sie ab und zu unter Mikroskopen betrachteten, dann irgendwelche Flüssigkeiten mit Pipetten hineintropften und das Ganze wiederholten.
„Dort werden die NaNo-Bots untersucht. Sie sind die Erreger des gruppalen Infekts“, erklärte er. „Wir haben uns bereiterklärt euch eine winzige Menge zu Verfügung zu stellen.“
Dabei klang der Direktor nervöser als während der ganzen Führung zuvor. Es schien ihm nicht besonders zu gefallen den gruppalen Infekt aus seiner Einrichtung herauszulassen.
„Warum ist das so gefährlich? Wenn sowieso alle im NaNo-Land bereits mit dem gruppalen Infekt infiziert sind, dürfte doch nichts passieren falls er aus Versehen freigelassen wird“, wunderte ich mich.
Das zumindest hatte der Weise in der Küche gesagt. Dass wir alle eh schon infiziert waren und den Infekt in die reale Welt bringen sollten, damit mehr Leute ins NaNo-Land kommen würden.
„Hier wird aber vor allem an Mutationen des gruppalen Infekts geforscht. Sollte eine davon es nach draußen schaffen, dann Gnade uns Gott.“
Okay, das hörte sich dann wieder verständlich und viel, viel schlimmer an. Allerdings würden sie ja wohl wissen was für eine Infektion sie uns mitgaben und sollten sich deshalb keine Sorgen machen müssen. Der Direktor führte uns zurück in sein Arbeitszimmer, wo er aus einem kleinen Tresor eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit hervorzog. Es war gerade ein Schluck darin.
„Das ist alles?“, fragte Blue.
Er hörte sich ein wenig enttäuscht an und ich konnte es ihm nicht verübeln. Die Mangos waren irgendwie spannender gewesen.
Nach der Führung verließen wir das Gebäude. Die Freusprechanlage wünschte und noch einen „wundervollen und fröhlichen“ Tag und dann wurden wir von Pilzizisten in ihren Autos zu unserem Hotel zurückgebracht. Scheinbar wollten sie bei uns kein Risiko mehr eingehen.
Auf dem Weg zurück begegneten wir den Fluchtkörpern erneut. Die Pilzizisten staunten nicht schlecht als sie ein mit rosa Plüschbunny behängtes Motrorad, gesteuert von mehreren orientierungslosen und hektisch-verpeilten Mangos, bei denen die eine nicht wusste, was die andere tat, am Politzeitauti vorbeiflitzen sahen.
„Geronimoooooo!!!“, schrie eine der Mangos und gab Gas.
Eine Verfolgungsjagd stand außer Frage, obwohl die sichtlich verwirrten Beamten den Vorfall an die Zentralstelle durchgaben.  
Ob sie sich Sorgen machten, dass uns etwas getan wurde, oder dass wir jemand anderem etwas taten, wurde übrigens nicht besprochen. Ehrlich gesagt war es mir auch egal warum wir eine Eskorte verdienten, denn wir hatten jetzt etwas ganz anderes im Auge.
„Wo befindet sich nochmal der Übergang zur Realität?“, fragte Blue als wir zurück in unserem Hotelzimmer waren.
„Ganz in der Nähe von Technopolis“, antwortete ich mit einem Seufzen.
Das hatten wir schon tausendmal besprochen seit wir die Wandernde Bibliothek verlassen hatten. Ich hatte den ganzen Flug nach Technopolis über dem Buch gebrütet, das Himmelrich uns mitgegeben hatte. Außer der Information, die wir brauchten, enthielt es noch jede Menge andere interessante Fakten. Allerdings hatte ich die Seite über die Grenze zur Realität bestimmt so oft gelesen wie Blue mich danach fragte.
„Egal wie oft du fragst, die wird sich nicht verschieben.“ Hoffte ich jedenfalls.
Das Gute an der Sache war, dass sich der Übergang zwischen dieser und der anderen Welt ganz in der Nähe von Technopolis befand. Der Nachteil der Sache war, dass er sich etwa drei Kilometer über dem Erdboden befand, was Blue natürlich alles andere als glücklich machte.
„Wir müssen immer noch einen Weg finden da hochzufliegen. Mit dem Flugzeug können wir nichts anfangen. Wir bräuchten einen Militärhubschrauber oder sowas. Irgendwas, wo man die Tür während des Flugs öffnen kann“, murmelte ich wieder.
„Ah!“, rief meine Oma.
Ihr schien eine Idee gekommen zu sein, denn sie griff nach ihrem Handy. Dort drückte sie die Lurzwahltaste eins und wartete darauf, dass abgenommen wurde. Das mit ihr und dem Piratenkapitätän schien etwas Ernstes zu sein wenn sie ihn sogar schon auf der ersten Kurzwahltaste hatte.
Die beiden flirteten eine Weile bis meine Oma zum interessanten Punkt kam. Sie beschrieb unsere Situation und fragte ob Lurz nicht jemanden kenne, der uns zur Grenze bringen konnte. Ihrem Dank an Lurz nach zu urteilen hatte er tatsächlich eine Möglichkeit gefunden. Oder sie wollte ihm kein schlechtes Gewissen machen, weil er uns nicht helfen konnte. Nach erneutem Geturtel legte sie auf.
„Er hat einen guten Freund, der einen Hubschrauber fliegt und der ganz in der Nähe wohnt. Der würde uns mitnehmen. So können wir an die Grenze zur Realität herankommen.“ Als ich sie amüsiert ansah, fügte sie hinzu „Das hat er irgendwann mal erwähnt.“
„Aha.“
Ich ließ die Sache auf sich beruhen, obwohl ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Ich fragte außerdem nicht wann genau Lurz ihr das erzählt hatte.
„Ähm“, räusperte sich plötzlich unsere Autorin. „Ich habe mir das Ganze nochmal überlegt und… ich glaube nicht, dass ich bei NaNoWriMo mitmachen werde. Zumindest nicht dieses Jahr.“
„Was?!“
Das dürfte doch nicht wahr sein! Jetzt ließ die uns einfach sitzen? Das konnte sie aber wirklich vergessen.
„Du hast gesagt du würdest es machen!“, meinte auch Blue genervt.
„Naja… inoffiziell vielleicht. Aber ich habe mir das nochmal überlegt und… ich glaube nicht, dass ich das schaffe! Das sind immerhin 50.000 Wörter in einem Monat! Das sind fast 2000 Wörter pro Tag!“
„1667“, korrigierte meine Oma mit einem Lächeln.
Stephs Stimme zitterte trotzdem. „Das schaffe ich einfach nicht! Ich muss meinen Eltern im Haushalt helfen und ich muss für Arbeiten lernen und mich mit Freunden treffen und ich habe auch noch andere Hobbys!“
„Meinst du ich nicht?“, fragte ich sie. „Und trotzdem habe ich mich von meiner Oma überreden lassen. Du kriegst jetzt keine kalten Füße!“
„Doch, kriege ich!“, schrie sie. „Ihr seid doch alle vollkommen wahnsinnig das überhaupt zu versuchen!“
Da konnte ich ihr nicht widersprechen. Allerdings war auch sie nicht ganz normal, wenn man es genau nahm. Immerhin schrieb sie eine so verrückte Geschichte wie unsere.
„Hör mal“, versuchte ich ihr zu erklären. „Mir geht es doch genauso. Ich habe auch unheimlich viele Sachen während des Novembers zu tun. Aber ich versuche es wenigstens.“
„Man muss die 50.000 Wörter nicht schaffen“, stimmte auch Blue zu.
„Sagte der Overachiever mit den tausenden von Wörtern“, grummelte unsere Autorin.
„Dann denk an Phoenix“, versuchte es meine Oma mit warmer Stimme. „Sie hat so oft schon bei NaNoWriMo mitgemacht, aber sie hat nicht jedes Mal gewonnen. Manchmal hat sie es geschafft, manchmal hat sie sogar 60.000 Wörter geschafft, manchmal hat es eben nicht funktioniert. Es gibt solche Jahre und solche. Aber davon darf man sich doch nicht abschrecken lassen.“
Die Stille statt der Proteste war schon mal mehr als wir zustande gebracht hatten.
„Oder schau mich an!“, fuhr meine Oma fort. „Ich schaffe die 50k mit Müh und Not und dieses Jahr werde ich eine Hand weniger haben! Bis zum November wird die nämlich nicht wieder ganz werden. Aber versuchen tue ich es trotzdem.“
„Versuch es einfach mal“, schloss ich noch einmal an. „Was ist das Schlimmste, was passieren kann?“
Es blieb wieder ruhig. Dann antwortete eine schüchterne Stimme „Okay“.
Das musste für den Moment reichen. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl als wir uns schlafen legten. Was, wenn sie über Nacht ihre Meinung noch einmal änderte? Dann würden wir morgen in einem Hubschrauber sitzen und stundenlang an der Grenze zur Realität warten, dass sie sich öffnete und nichts würde geschehen.
Diese Vorstellung half mir nicht gerade einzuschlafen. Ich wusste genau wie es sich anfühlte versagt zu haben, denn als wir in der Drachenschenke den Weisen in der Küche getroffen hatten, hatten wir gedacht versagt zu haben. Das war kein schönes Gefühl gewesen und ich würde alles geben um es nicht noch einmal erleben zu müssen.

In einer Ecke war ein Angestellter des Flugplatzes damit beschäftigt Satellitenkatzen zu studieren. Die waren, zumindest laut Starlight, wesentlich fortschrittlicher als beispielweise unsere faltbare Katze. So ganz sicher war ich mir da nicht, denn immerhin war auch auf denen die Grenze zur Realität nicht zu sehen.
Die meisten der Beamten wollten es uns nicht sagen, aber keiner von ihnen schien wirklich daran zu glauben, dass sich die Grenze direkt über ihnen befand. Das beste Argument dagegen war, dass sie nie gesehen hatten, dass jemand dort hindurch gekommen wäre, denn es fielen immerhin keine Leute vom Himmel. Ich hingegen hatte einen seltsamen Optimismus an den Tag gelegt, den ich wohl doch von meiner Oma geerbt hatte.
Der Bekannte von Lurz hatte die Sondererlaubnis bekommen auf dem Flugplatz zu landen. Noch war er nicht da, aber in weniger als zehn Minuten sollte er auftauchen, sodass die Mission beginnen konnte. Mehrere Pilzizisten waren damit beschäftigt Schaulustige auf Abstand zu halten, die versuchten auf den Flugplatz zu kommen. In der Bevölkerung hatte es sich schon herumgesprochen, dass anscheinend jemand versuchen wollte die Bunnyplage zu beenden. Allerdings waren die Gerüchte darüber wie genau das passieren sollte teilweise haarsträubend.
Eins davon besagte, dass wir eine Laserwaffe mit an Bord nehmen würden, mit der wir die Bunnys von oben mithilfe eines neuartigen Zielgerätes einfach abschießen würden. Als ob es so einfach wäre.
Der momentane Plan sah vor, dass wir mit dem Hubschrauber so nah wie möglich an die Stelle flogen, an der sich der Übergang zur realen Welt befinden sollte. Dann würde sich unsere Autorin bei NaNoWriMo anmelden, was sie hoffentlich in diese Welt verschlagen würde. Dadurch sollte sich die Grenze so lange öffnen, dass wir die geöffnete Phiole mit den NaNo-Bots, die den gruppalen Infekt verursachten, einfach durch das Loch schießen konnten. Soweit zumindest die Theorie.
Anscheinend hatte jedoch nicht nur der menschliche Teil der Bevölkerung mitbekommen, dass etwas im Busch war. Ganze Scharen von Plotbunnys hatten sich um das Gelände versammelt. Ob sie wussten was wir vorhatten und darauf hofften, dass wir neue Autoren ins NaNo-Land bringen konnten, denen sie auf den Geist gehen konnten, ob sie Angst vor dem hatten was wir versuchten und uns aufhalten wollten, oder ob sie einfach von der großen Menschenmenge angezogen wurden… wir hatten keine Ahnung.
Blue hatte ein anderes Argument gegen unseren Plan. Auf einmal schienen ihm davon unglaublich viele einzufallen.
„Wird es nicht ewig dauern bis die neuen Wrimos ankommen? Wir haben schon den 24. Oktober! Bis die sich mit dem gruppalen Infekt angesteckt haben, hat NaNo schon längst begonnen! Die werden sich doch gar nicht trauen mitzumachen!“
Die Koordinatoren des Flugplatzes standen in der Nähe und sahen nun interessiert zu uns hinüber. Das bedeutete wohl alle stellten sich diese Frage. Glücklicherweise hatte ich mir noch etwas über den gruppalen Effekt durchgelesen als wir den Tag im Hotel verbracht hatten. Das zahlte sich wirklich aus.
„Der gruppale Infekt wirkt unglaublich schnell“, erklärte ich. „Er verbreitet sich in Windeseile, sodass wir eigentlich schon nach wenigen Minuten mit neuen Autoren rechnen können.“
„Aber wo tauchen die dann auf?“ Blue gab einfach keine Ruhe.
Dazu hatte ich zum Glück etwas in meinem schlauen Buch gelesen. Wir hatten Himmelrich und Mathilda wirklich mehr zu verdanken als sie wussten.
„Sie tauchen in der Genregegend auf, in der ihre Geschichte spielt. Wenn sie keine wirkliche Idee haben, landen sie in Schreibstadt.“
Das würde besonders praktisch sein, da sich dort immer noch die meisten Plotbunnys befanden. Der Rest der hoffentlich eintreffenden Autoren würde sich über das ganze NaNo-Land verteilen, sodass überall gleichzeitig das Plotbunnyproblem angegangen werden würde. Blue sah nicht überzeugt aus, aber in diesem Moment kam einer der Fluglotsen zu uns.
„Euer Helikopter ist im Anflug informierte er uns.“ Dann verzog er das Gesicht als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Aber… seid ihr euch sicher, dass ihr mit dem Teil fliegen wollte?“
„Natürlich!“, rief meine Oma. „Das ist ein Freund von Lurz, die sicherste Möglichkeit zu reisen!“
Nun war ich diejenige, die nicht ganz überzeugt war. Der Gesichtsausdruck des Fluglotsen hatte mich beunruhigt. So sehr meine Oma ihn auch in Schutz nehmen mochte, Lurz war nicht gerade der zuverlässigste Mensch. Es sähe ihm ähnlich uns jemand komplett Verrücktes zu empfehlen. Wie sich herausstellen sollte, war es noch viel, viel schlimmer.