„Was
macht das Gebüsch hier?“, war meine erste Frage. „Und warum Wirt?“
„Naja,
wir haben hier praktischerweise einen liegen“, zischte Phoenix und deutete auf
den bewusstlosen Mann, den sie hinter eine zersplitterte Tischplatte gezerrt
hatte. „Und das Gebüsch… frag mich was Leichteres.“
Das
war wohl die beste Antwort, die ich erwarten konnte. „Wir können uns hier nicht
verstecken. Meine Oma kann den Ninjas nicht allein gegenüber treten! Die
schmeißen mit diesen komischen Wurfstern-Dingern!“
„Meinst
du die Shuriken?“
„Ja
genau die“, grummelte ich.
Was
interessierte es mich wie die hießen? Meine Oma war da draußen, ihr fehlte eine
Hand und alles was sie hatte um sich zu verteidigen war ein lila Regenschirm!
Blue mit seinem Schwert konnte auch nicht viel ausrichten, da sich die Ninjas
nicht nah genug an ihn herantrauten. Er konnte höchstens versuchen die Shuriken
abzuwehren. Bei seiner Erfahrung… viel Glück dabei. Wir mussten doch irgendwie
helfen können!
„Der
Uhrwurm“, flüsterte ich. „Würde es helfen wenn die sich einen Uhrwurm einfangen?
Ich meine, wiederholt man einfach alles was man in dem Moment getan hat oder
wie funktioniert das?“
Phoenix‘
Augen hatten bei dem Wort „Uhrwurm“ begonnen aufzuleuchten. „Man wird praktisch
aus der Zeit gerissen. Solange man den Wurm nicht loswird, existiert nichts Lebendiges
außer den Wesen, die vom Uhrwurm betroffen sind.“
„Das
heißt wenn wir den Ninjas irgendwie unseren Uhrwurm andrehen könnten…“
Sie
nickte. Das würde schwierig werden. Immerhin wollten wir nicht alle in einer
Zeitschleife gefangen sein. Wie man einen Uhrwurm fing wusste ich mittlerweile,
aber wie man ihn freiließ ohne sich in Gefahr zu bringen war eine
Herausforderung.
Trotzdem
stand ich auf, obwohl Phoenix noch versuchte die Spitze meiner Robbe zu
erwischen, und trat neben meine Oma. Die benutzte einen Stuhl als Schild, weshalb
sie den Starb nicht benutzen konnte. Ich nahm ihr kurzerhand den Stuhl aus der
Hand, damit sie den Starb benutzen konnte, und verpasste gleich dem ersten
Ninja, der sich traute seine Nasenspitze zu zeigen, einen Schlag damit. Das war
nicht ganz so effektiv wie der Starb meiner Oma, aber es reichte, um den Ninja
zu Boden gehen zu lassen. Der Stuhl ging dabei allerdings drauf und ich
schnappte mir einen Neuen.
„Mia!“
„Oma,
der Uhrwurm“, sagte ich nur, gerade so laut, dass sie es hören würde. Es half
ja nichts wenn die Ninjas Bescheid wussten. „Kannst du ihn den Ninjas
unterjubeln?“
„Oh.“
Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Das ist eine fabelhafte
Idee!“
Sie
gab mir den Starb in die Hand und ich hörte ein hölzernes Tok als ein Wurfstern in den Stuhl einschlug, den ich in der
anderen Hand hielt. Sie selbst zog das Medaillon hervor, in dem sie den Uhrwurm
eingesperrt hatte. Es kam mir vor als wäre das eine halbe Ewigkeit her.
„Ich
brauche eine Uhr“, murmelte sie.
Ich
sah gerade noch wie sie einen bedauernden Blick auf ihre Armbanduhr warf und
dann begann irgendwas mit eben dieser und dem Medaillon anzustellen. Dann wurde
ich von einem Rauchninja abgelenkt, der versuchte sich an mich heranzuschleichen.
„Oh
nein, Freundchen.“ Und schon musste er einem Schlag mit dem Starb ausweichen.
Blöderweise
schienen sich die Ninjas gerade daran zu erinnern warum sie Rauchninjas hießen. Einer hatte begonnen
grauen Kampfrauch auszudünsten und seine Umrisse verschwammen. Wenn die das
alle machten, würde ich keine Chance mehr haben irgendwen von denen zu treffen.
„Oma!“
„Ja,
ich mach ja schon“, schalt sie mich. Dann folgte ein „Vorsicht!“ und die Uhr
segelte über meinen Kopf hinweg auf zwei der verwirrten Rauchninjas zu.
Einer
von ihnen duckte sich im Reflex, der andere fing das Schmuckstück auf. Ich sah
wie er überrascht inne hielt, dann…
Der
Kampfrauch war mittlerweile so dick, dass ich mir nicht sicher war, was
Menschen und was zerbrochene Stühle und Tische waren. Vorsichtshalber hielt ich
in der einen Hand den Regenschirm vor mich, in der anderen den Stuhl.
Die
Tür war beim Auftritt der Rauchninjas einen Spalt weit offen geblieben und
durch diesen verzog sich nun langsam der Kampfrauch. Was darunter zum Vorschein
kam war ein leerer Schankraum. Mit jeder Menge zerbrochenen Falschen, Tischen,
Stühlen, dem Griff einer Seelentruhe – aber keinen Rauchninjas.
„Wo
sind die abgeblieben?“ Fast erwartete ich, dass sie von der Decke sprangen,
doch auch zwischen den alten Holzbalken versteckten sich keine Ninjas.
„Die
fragen sich bestimmt gerade dasselbe. Oder eher wo wir abgeblieben sind.“
Das
Grinsen meiner Oma hatte etwas Fieses und ich war auf einmal froh, dass ich in
ihrer Gegenwart nie etwas getan hatte, weshalb sie mir Hausarrest oder etwas
Ähnliches hätte aufbrummen müssen.
„Wie
soll ich mir das vorstellen?“, hakte ich nach.
„Stell
es dir vor wie eine parallele Zeit. Eine, in der du so weit laufen kannst wie
du willst, aber immer an den Ort und die Zeit gebunden bist, zu der du dir den
Uhrwurm eingefangen hast. Ich würde sagen wir haben mindestens ein paar Stunden
bis die Ninjas wieder auftauchen.“
„Super,
und was machen wir dann?“
Dann
hatten wir zwei Stunden, um uns auf eine erneute Invasion der Drachenschenke
vorzubereiten. Ich bezweifelte, dass wir mit aller Zeit und allen Starbs der
Welt gut darauf vorbereitet wären.
Blue
suchte im Chaos der Überreste unseres Tisches nach Schokowaffeln, obwohl er
aussah als hätte er am liebsten weitergekämpft. Er stieß einen Schrei der
Verzweiflung aus als er Freundschaf sah, das seelenruhig inmitten der
zerborstenen Möbel stand und an einer Waffel knabberte. Erleichtert sah ich,
dass sich der Froschprinz immer noch in seine Wolle klammerte.
„Wir
rufen die Pilzizei, natürlich.“ Phoenix war hinter dem Tisch hervorgekommen.
„Meinst
du nicht die sind wegen der ganzen Bunnys genug beschäftigt?“ In Schreibstadt
waren die schon vollkommen überfordert gewesen und da war nur eine einzige
Stadt betroffen gewesen.
„In
diesem Fall hat es direkt mit den Plotbunnys zu tun. Wir wissen immerhin, dass
die Ninjas von dem geschickt wurden, der auch die Bunnys geschickt hat“, meinte
sie nur.
„Und
was wenn sie nicht zurückkommen?“
Der
Gedanke war mir gerade erst gekommen. Wir hatten Glück gehabt, dass meine Oma
Bescheid gewusst hatte. Wie lange es gedauert hätte bis Phoenix auf die Idee
mit dem Uhrwurm gekommen wäre, wusste ich nicht. Blue und ich alleine wären verloren
gewesen. Falls niemand von den Rauchninjas von Uhrwürmern wusste, würden sie
für alle Ewigkeit in einer Zeitschleife feststecken. Das hatten nicht mal die
verdient. Wobei, vom Starb in Staub verwandelt zu werden war kein besseres
Schicksal.
Der
Wirt begann sich zu regen und mir wurde ein weiteres Problem bewusst. Der würde
uns hochkant rausschmeißen wenn er den Zustand seiner geliebten Drachenschenke
sah. Er rastete ja schon bei eingeschossenen Türen aus.
„Was…“,
murmelte er und setzte sich schwerfällig auf. Dann schweifte sein Blick über
den zertrümmerten Schankraum und er stieß ein Wimmern aus. „Was…?!“
„Das
tut uns wirklich unendlich leid“, meinte meine Oma.
„Wir
werden Mr. Ian Woon fragen, ob er die Kosten für die Instandsetzung übernimmt“,
fuhr Phoenix fort.
„Aber,
aber, aber…“
„Sieh’s
positiv“, meinte Blue und klopfte ihm auf die Schulter. „Die Tür ist noch
vollkommen in Ordnung!“
Es
dauerte einige Minuten bis der Wirt mehr tun konnte als stammeln und
schluchzen, dann einige Weitere bis er aufhörte uns mit sämtlichen
Schimpfwörtern zu bedenken, die er kannte, doch schließlich holte er einen
Besen aus einer angrenzenden Kammer und begann die Holzbruchstücke und Scherben
zusammenzufegen.
Nur
wenige Sachen hatten den Kampf unbeschadet überlebt und diese führten eine
angeregte Unterhaltung. Sie hatten es irgendwie geschafft den Gegenstände
werfenden Ninjas auszuweichen und standen nun auf dem Tresen nebeneinander.
„Dieses
Gefühl, da zu stehen und du kannst nicht weggucken… Das ist…!“, stammelte der
Teekessel. Der Dampf war ihm ausgegangen und seine abrupte Tirade geriet ins
Straucheln.
„Fruchtbar?“,
schlug eine Banane, die einzige Überlebende aus einer Obstschale nebenan, vor.
„Genau.
Das Wort habe ich gesucht.“
Wir
zogen uns lieber in unsere Zimmer zurück bevor das Obst auch noch anfing uns
anzuschreien. Von wütenden Lebensmitteln hatte ich in der Bäckerei in der
Fantasygegend genug gehabt. Wir fanden uns alle im größeren Zimmer zusammen, um
zu besprechen wie es weitergehen würde.
Trotz
meiner Einwände schien unsere einzige Möglichkeit zu sein die Hexe aufzusuchen,
die Phoenix bereits erwähnt hatte. Sie konnte angeblich in die Zukunft sehen
und war außerdem versiert was verschiedenste magische Gegenstände anging. Das
klang als könnte sie in der Lage sein den Zeigefinder zu reparieren. Mir gefiel
die Vorstellung dennoch nicht und auch Hannes‘ Begeisterung schien sich in
Grenzen zu halten.
Wenig
Begeisterung brachte ich auch für das auf, was als nächstes kam. Die Pilzizei
sowie Mr. Ian Woon mussten über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt werden.
Das bedeutete es war Zeit für die Spinne. Obwohl ich die schon einmal selbst
bedient hatte, ekelte ich mich vor dem Vieh immer noch. Eigentlich hatte ich
gehofft meine Oma würde mir meine Spinne wieder abnehmen, aber Fehlanzeige. Es
schien so als dürfte ich sie behalten. Wie großartig.
Mr. Ian
Woon zeigte sich äußerst besorgt über unsere Erlebnisse, vor allem als wir
erzählten wer hinter der Bunnyinvasion zu stecken schien. Die Person, die ich
nur als gesichtslosen Gegenspieler kannte, schien ihm vertraut zu sein. Er
ermahnte uns vorsichtig zu sein und versprach sofort einige Pilzizisten mit dem
gesunden Menschenversand zu schicken. Die waren nicht zu beneiden. Leider
schien auch er der Meinung zu sein, dass nur noch die Hexe in Frage kam.
„Keine
Sorge“, flüsterte ich Hannes zu, war mir aber nicht sicher ob das war um mich
oder ihn zu beruhigen. „Wir haben Freundschaf. Wenn sie also versucht uns
irgendwelche Flüche anzuhängen…“
„…versteck
dich hinterm Schaf oder wie?“
„Ähm.
Ja.“
Okay,
doch keine gute Idee. Aber bisher hatten wir unsere Abenteuer alle heil
überstanden. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass meine Oma eine Hand verloren
hatte. Und dass ich beinah von Stuhlmenschen und einem Drachen getötet worden
war. Und wir vor einer Schlossbelagerung hatten fliehen müssen. Und dass Oma
und Phoenix eine Nacht in seinem Wörtersumpf festgesteckt hatten.
Vielleicht doch nicht so heil. Das konnte heiter werden.
Vielleicht doch nicht so heil. Das konnte heiter werden.
(Zitat) Und schon musste er einem Schlag mit dem Starb ausweichen.
AntwortenLöschenÄhm... kann sein das ich mich verlesen habe aber müsste sie da nicht mit dem Stuhl zuschlagen.
Schau mal 2 oder 3 Absätze davor. Da gibt die Oma ihr den Starb, um die Uhr bearbeiten zu können. Denk dran, die hat immer noch nur eine Hand.
LöschenDann hab ich mich doch verlesen... sorry.
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