Die
Klinge fühlte sich kalt an auf meiner Haut. Ich wagte es kaum zu atmen oder zu
schlucken, aus Angst das Messer könnte mir deshalb den Hals aufschlitzen.
Phoenix hörte sofort auf zu zappeln. Freundschaf legte eine Vollbremsung hin,
sodass Hannes beinah von seinem Kopf flog, und kam wenige Meter vor mir zum
Stehen. Nur meine Oma versetzte einem Banditen noch einen ordentlichen Schlag
mit ihrem Starb.
„Lady,
hör’n se auf mit dem Schirm rumzufuchteln“, dröhnte schließlich die Stimme
eines anderen Mannes. „Oder Sie werden’s bereuen!“
Das
ließ meine Oma aufschauen. Sofort trafen ihre Augen auf meine und sie hielt
inne.
„Jetz
den Schirm runter.“
„Das
können Sie vergessen“, protestierte sie. „Wenn ich den Schirm weglege, haben
wir keine Chance hier wieder rauszukommen.“
„Dann
schneiden wir der hier den Hals durch“, meinte der Mann nur und deutete auf
mich.
Mein
Angreifer drückte das Messer einen Millimeter tiefer in meine Haut.
Mittlerweile war mein Hals so weit nach hinten gebeugt, dass ich besser den
Himmel als den Waldboden sehen konnte, in einem sinnlosen Versuch dem Messer zu
entkommen.
„Dann
sollte ich Sie wissen lassen, dass, wenn sie dem Mädchen auch nur ein Haar
krümmen, Sie alle diese Lichtung nicht lebend verlassen werden.“
Wow.
Ich hatte nie gewusst, dass meine Oma so badass sein konnte. Sie funkelte die
Männer aus ihren kristallblauen Augen an und das Lachen blieb den meisten im
Hals stecken.
„Und
wie wolln se das machen?“, fragte der Anführer höhnisch und brachte trotz ihres
Ehrfurcht gebietenden Blickes ein schiefes Grinsen zustande.
„Das
hier, meine Herren“ Sie schüttelte den Regenschirm. „Ist ein Starb. Bisher habe
ich ihn nicht mit seinem vollen Potential eingesetzt. Und wenn Sie nur doppelt
so intelligent sind wie Sie aussehen, wissen Sie was das bedeutet.“
Die
Männer sahen nun wirklich unbehaglich aus. Ich spürte, dass das Messer an
meinem Hals begonnen hatte zu zittern. Das beruhigte mich allerdings wenig.
Immerhin könnte mir der Idiot aus Versehen die Kehle aufschlitzen.
„Also,
wie lösen wir das Problem?“, fragte meine Oma.
Ihr
Hut saß etwas schief auf ihrem Kopf, doch da sie nur eine Hand hatte, die
gerade damit beschäftigt war den Starb zu halten, konnte sie ihn nicht richten.
Das schien die Hand in ihrer Robbentasche bemerkt zu haben, denn sie krabbelte
aus der Tasche heraus, hangelte sich am Saum der Robbe entlang und rückte den
Hut gerade. Die Banditen waren wie erstarrt während sie diesem Schauspiel
zusahen. Einer ging mehrere Schritte zurück und stolperte über einen
liegengebliebenen Kasten.
„Was
ist das fürn Teufelsding!“, schrie einer von ihnen. „Sie ist eine Hexe!“
Alles
klar. Die Kerle waren wirklich so dumm wie sie aussahen. Das war vielleicht von
Vorteil für uns, sofern meine Oma ihre Karten richtig spielte. Aber damit
schien sie keine Probleme zu haben, denn sie hob den Regenschirm über ihren
Kopf und ließ ihn auf einem Stein aufkommen, der auf der Wiese lag. Dieser
verwandelte sich augenblicklich in schwarzen Staub. Ein Raunen ging durch die
Banditen.
„Was
tun wir? Wenn ich euch angreife, bringt ihr meine Gefährten um und solltet ihr
meinen Gefährten etwas tun, greife ich euch an. Sowas nennt man dann wohl eine Zwickmühle“,
meinte meine Oma.
Der
Anführer sah nachdenklich aus, während sich die meisten anderen verwirrt
ansahen. Anscheinend hatten sie nicht viel von dem verstanden, was meine Oma
gesagt hatte.
„Wie
wärs mit nem kleinen Kampf“, meinte er nachdenklich. „Einer aus eurer Gruppe
gegen einen aus meiner Gruppe. Ein Schwerkampf.“
„Schwertkampf?“,
meinte Blue. „Da bin ich dabei!“
Am
liebsten hätte ich ihn angeschrien, dass er gerade erst einen Schwertkampf
verloren hatte. Allerdings war das Messer noch immer an meiner Kehle und das
Schreien ließ ich lieber bleiben. So ein Idiot!
Meine
Oma nickte jedoch. „Ja, ich denke es kommt nur Blue in Frage.“
„Und
kein Regenschirm!“, erinnerte der Anführer sie.
„Gut.
Blue gegen einen deiner Männer“, entschied meine Oma schließlich.
Der
Anführer lächelte auf eine Art und Weise, die mir gar nicht gefiel. „Wer sagt,
dass es ‘n Mann is?“
Eine
Frau mit gigantischen Proportionen trat zwischen den Leuten hervor, die noch
standen. Sie trug ein grünes Dirndl und hatte ihre blonden Haare zu einer
Flechtfrisur um ihren Kopf geflochten. Sie war bestimmt drei Köpfe größer als
Blue, der auch schon nicht klein war.
Sein
Angreifer ließ ihn nun los, behielt aber Blues Schwert in der Hand und stieß
ihn auf die Frau zu.
„Moment,
wenn das ein Schwertkampf ist, dann brauche ich ein Schwert!“, protestierte
der.
„Nicht
Schwertkampf.“ Der Anführer schüttelte den Kopf, immer noch mit seinem
gruseligen Grinsen. „Ein Schwerkampf! Du gegen unsere Trachtenkämpferin,
gegeneinander, komplett ohne Waffen.“
Mist.
Wir waren sowas von geliefert.
Der
Berg von einer Frau stellte sich breitbeinig hin und legte den Kopf schief. Ich
konnte nur hoffen, dass Blue etwas von Damon und seiner besseren Hälfte gelernt
hatte, das hier nützlich sein würde. Wenn ich mir seine angstvolle Haltung und
den Blick wie ein Häschen im Scheinwerferlicht allerdings anschaute, war ich
mir nicht so sicher.
„Aaaaaaaaahhhh!“
Mit einem furchterregenden Schrei stürzte sich die Trachtenkämpferin auf Blue,
der sich nur mit einem beherzten Sprung zur Seite retten konnte. Die Riesin
brauchte einen Meter um zu bremsen, dann ging sie wieder auf Blue los.
Freundschaf und Hannes mussten sich Richtung Oma retten als Blue sich das
nächste Mal in ihre Richtung warf, um der Attacke der Trachtenkämpferin zu
entkommen.
Falls
das ein Kampfschrei sein sollte, den er da losließ, hörte sich das eher an wie
ein quietschendes „Waaaaaah!“.
Die
meisten Banditen begannen zu lachen, unter anderem auch der, der mich
festhielt. Blöderweise wackelte dabei sein Messer. Ein kurzer Schmerz
durchzuckte mich, dann spürte ich etwas meinen Hals hinunterlaufen. Der
Mistkerl hatte mich aus Versehen mit dem Messer erwischt!
Ich
konnte schon sagen, dass es nur eine oberflächliche Wunde war, doch das machte
mich einfach nur wütend. Alles hier machte mich wütend. Plotbunnys zu essen,
uns gefangen zu nehmen, Blue gegen eine Trachtenkämpferin antreten zu lassen…
ich konnte fast Platzen vor Wut.
Stattdessen
ballte ich meine Hände zu Fäusten und konzentrierte mich darauf wie es sich
anfühlen würde dem Mann hinter mir in die Eier zu treten. Allein bei dem
Gedanken musste ich lächeln. Falls er mich je losließ, konnte der was erleben,
ob Blue nun gewann oder nicht.
Momentan
schien er sich zu fangen. Seine Miene voller Panik war einer voll Anspannung
gewichen. Er schien zu überlegen wie er seine Gegnerin ausschalten konnte; fast
meinte ich es unter seinen Haaren vor lauter Anstrengung rauchen zu sehen.
Währenddessen schaffte er es irgendwie der Kämpferin ein ums andere Mal
auszuweichen. Sie war zwar stark, aber ihre Größe machte sie langsam und
wesentlich weniger agil.
Das
nutzte Blue nun, um endlich zurückzuschlagen. Als sie ihn das nächste Mal
angriff, wich er erneut aus, dieses Mal jedoch im letzten Moment und in dem er
sich zu Boden warf. Dabei schaffte er es gleichzeitig der Riesin ein Bein zu
stellen, sodass sie mit einem wütenden Schrei zu Boden ging.
Blue
rappelte sich sofort wieder auf und brachte mehrere Meter zwischen sich und die
Trachtenkämpferin. Als sie aufstand war jedoch zu sehen, dass er es höchstens
geschafft hatte sie noch wütender zu machen. Wie ein Stier bei einem Stierkampf
ging sie auf ihn los.
In
meiner Tasche rührte sich etwas und ein weißes Ohr lugte daraus hervor.
Fluffles! Sie Banditen dürften es auf keinen Fall sehen, sonst ereilte es
womöglich das Schicksal seiner Artgenossen. Nur, dass wir dieses Mal nicht da
sein würden, um es zu retten.
Im
Stillen flehte ich es an unten zu bleiben, doch schon bald ragte ein zweites
Ohr aus meiner Brusttasche. Ich selbst sah das alles nur aus dem Augenwinkel,
da meine Blickrichtung immer noch mehr in den Wolken war als anderswo.
Was
mich kurz ablenkte war, dass Blue sich in seinem nächsten Rettungssprung
verschätzt hatte und die Trachtenkämpferin ihn mit voller Wucht mit einem ihrer
Arme erwischte. Es haute ihn von den Füßen und er brach auf dem Boden zusammen.
Dort bekam er augenblicklich einen Fuß in die Seite gerammt, der ihn einen
Meter zurückfliegen ließ.
Eine
Unruhe in den Reihen der Banditen alarmierte mich, dass einer von ihnen
Fluffles entdeckt hatte. Er deutete mit der Hand auf meine Brusttasche und
immer mehr Köpfe drehten sich in meine Richtung. Ein paar sahen wieder zu Blue
und der Trachtenkämpferin, als dieser sich aufgerappelt hatte und sie ihm
daraufhin einen Kinnhaken verpasste, doch einer der Banditen nah bei mir war
bereits auf dem Weg meine Tasche zu inspizieren. Das las ich zumindest an
seinen Augen ab, die nur auf Fluffles gerichtet waren.
Das
suchte sich diesen Moment aus, um vollends aus meiner Tasche zu springen und
mitten zwischen den Kämpfern zu landen. Dann ging alles so schnell, dass ich es
beinah verpasste.
Die
Trachtenkämpferin war von dem plötzlich erschienenen Bunny so abgelenkt, dass
ihr nächster Schlag ins Leere ging. Dafür sah Blue seine Chance – er kannte
Fluffles ja schon und war dementsprechend nicht unbedingt überrascht es zu
sehen. Er griff in seine Hosentasche und zog ein kleines Kästchen hervor, das
ich als Behälter der Medikamente zum Einschlagen aus dem Kloster erkannte. Ich
hatte die schon fast vergessen. Er anscheinend nicht.
Er
kaute kurz, dann verpasste Blue der Trachtenkämpferin einen rechten Haken, der
sich sehen lassen konnte. Ohne ihr Zeit zu lassen sich zu erholen hämmerte er
nun auf alles ein, was er von ihr erwischen konnte.
Noch
ablenkender war die Tatsache, dass Fluffles begonnen hatte zu schreien. Ich
hatte noch nie einen Hasen schreien gehört und stellte nun fest, dass ich das
niemals wieder hören wollte. Es war grauenhaft. Der Ton war so hoch, dass er
sich in meinen Kopf zu fressen schien. Es hörte sich so verzweifelt und
schmerzerfüllt an, dass ich automatisch Tränen in den Augen hatte. Oder das
war, weil der Schrei so laut war, dass meine Ohren schmerzten.
Das
schien der Mann zu denken, der mich festhielt, denn er ließ das Messer fallen
und hielt sich stattdessen die Ohren zu. Böser Fehler, denn diese Gelegenheit
nutzte ich, um ihm den versprochenen Tritt in die Eier zu verpassen. Ich konnte
ihm die Verwirrung am Gesicht ablesen als er sich fragte ob er sich lieber die
schmerzenden Ohren oder Hoden halten sollte.
Die
meisten anderen Banditen hatten ebenfalls die Hände auf die Ohren gepresst,
sodass mich niemand davon abhielt Phoenix‘ Gegner ebenfalls einen ordentlichen
Tritt zu verpassen. Der krümmte sich vor Schmerzen und ging zu Boden.
Blue
verdrosch immer noch die Trachtenkämpferin, da er nun die Oberhand gewonnen
hatte. Fluffles hörte endlich auf zu schreien, was jedoch nicht nur dazu
führte, dass es meine Ohren augenblicklich besser ging, sondern auch, dass die
Banditen sich aufrafften, um uns doch fertig zu machen. Es war offensichtlich,
dass sie gedacht hatten die Trachtenkämpferin würde gewinnen – und, naja, so
mit ganz fairen Methoden hatten wir auch nicht gekämpft.
Mein
dreiklinkiges Messer kam das erste Mal zum Einsatz als ich einen Banditen, der
nach Fluffles griff, damit am Arm erwischte. Eine Hand presste ich mir kurz auf
meinen Hals. Der Schnitt schien glücklicherweise nicht tief zu sein, doch als
ich meine Hand wegnahm, war sie trotzdem blutig.
Meine
Oma hatte ihren Regenschirm wieder zur Hand und machte dieses Mal Nägel mit
Köpfen. Um sie herum rieselte schwarzer Staub, sodass es aussah als hätte ein
Feuer die halbe Lichtung vernichtet und alles in Asche verwandelt. Trotzdem
wurden wir anderen wieder von Banditen eingekreist, zwei zu eins mindestens.
Auch auf Blue, der mit der Trachtenkämpferin am Boden rang, gingen einige der
Verbrecher zu. Freundschaf hatte sich wieder darauf verlegt alle in den
Allerwertesten zu boxen, den es erreichen konnte. Es war trotzdem nicht genug.
Mit
einer Hand schnappte ich Fluffles vom Boden bevor es von unseren Angreifern
zertrampelt werden konnte, mit der anderen berohte ich den Banditen, der
Phoenix festgehalten hatte. Er verzog zwar immer noch vor Schmerz das Gesicht,
sann aber anscheinend auf Rache. Der, der mich festgehalten hatte, lag noch
immer am Boden.
Gerade
als er mich angreifen wollte, tauchten überall an den Bäumen am Rand der
Lichtung die Köpfe von Plotbunnys auf. Es schienen größtenteils die zu sein, die
wir befreit hatten, doch auch einige unbekannte Gesichter waren dabei. Fluffles
musste sie zu Hilfe gerufen haben!
Für
einen Moment schien es als wären alle in dem erstarrt, was sie taten, dann
begannen die Bunnys zu rennen. Sie sprangen die Banditen an, bissen sich in
Armen und Hosen fest, und sogar in Nasen, wenn sie sie erreichen konnten. Jeder
der Banditen war von mindestens zehn Plotbunnys belagert, wobei diese
erstaunlicherweise einen Bogen um uns machten.
Meine
Oma hatte nun leichtes Spiel unsere Gegner auszuschalten, obwohl sie wieder in
den k.o.-Modus ihres Starbs übergegangen zu sein schien. Nur als der Anführer,
wütend brüllend und von Kopf bis Fuß mit Bunnys behängt, auf sie zutorkelte,
konnte ich ihrem Gesicht ablesen, dass ihn das Zeitliche segnen würde.
„Oma,
du triffst die Bunnys!“, kreischte ich noch.
Doch
der Regenschirm sauste bereits auf seine Brust nieder. Er traf, wie zu erwarten
eins der Bunnys. Jeden Moment musste es zu Staub zerfallen… Doch stattdessen
fiel es nur zu Boden, schüttelte sich kurz und verbiss sich dann im Fuß des
Unglücklichen. Okay, jetzt wussten wir zumindest, dass auch der Starb nicht
gegen Bunnys half.
Gegen
Bösewichte war er allerdings äußerst praktisch, denn der Anführer verwandelte
sich auch in schwarzen Staub sobald meine Oma eine zweite Attacke versucht
hatte.
Was
von der Banditentruppe noch übrig war rannte schreiend und von Bunnys verfolgt
davon. Der Rest war ohnmächtig, oder schwer verwundet. Erstere würden beim
Aufwachen wohl jede Menge Hasen vorfinden, die sie mit ihren riesigen Augen
anstarrten. Sie würden keine Chance haben.
Die verbliebenen Bunnys rannten entweder den Fliehenden nach, oder blieben dort hocken, wo sie hingefallen waren als man sie abgeschüttelt hatte. Keins von ihnen versuchte auch nur im Entferntesten uns zu bezirzen oder anzugreifen. Fluffles steckte wieder den Kopf aus der Tasche, in die ich es unzeremoniell gestopft hatte. Einer der Hasen sah ihn kurz an, dann, wie auf ein geheimes Zeichen, verschwanden die Bunnys im Wald.
Die verbliebenen Bunnys rannten entweder den Fliehenden nach, oder blieben dort hocken, wo sie hingefallen waren als man sie abgeschüttelt hatte. Keins von ihnen versuchte auch nur im Entferntesten uns zu bezirzen oder anzugreifen. Fluffles steckte wieder den Kopf aus der Tasche, in die ich es unzeremoniell gestopft hatte. Einer der Hasen sah ihn kurz an, dann, wie auf ein geheimes Zeichen, verschwanden die Bunnys im Wald.
Hilarious XD Mehr kann ich dazu echt sagen ^^ Top Kapitel, also von einem schlechter werdenden Stil oder Inhalt kann man nun wirklich nicht reden <.<
AntwortenLöschenDie Szene mit dem Schrei und dem Anlocken erinnert mich irgendwie sehr an Attack on Titan... war das Absicht.
Dann bin ich ja beruhigt. :3
LöschenNee, Attack on Titan habe ich noch gar nicht gesehen (habe ich allerdings vor sobald ich Zeit dazu habe). Ich weiß aber welche Szene du meinst; ich habe was drüber gelesen, glaube ich.
Ja... es ist nicht ganz ähnlich, aber ich musste von der Art her dran denken.
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