Dienstag, 16. Dezember 2014

46. Kapitel



Der Waldweg war von Wegetation halb überwuchert; kein Wunder, dass mir der nicht aufgefallen war als wir uns das letzte Mal am Wald getrennt hatten. Überall wuchsen Pflanzen und kleine Bäumchen, was dazu führte, dass man vielleicht zwanzig Meter weit sehen konnte bevor man nur noch Grün erkennen konnte.
Dennoch überkam mich bei dem Anblick ein leichtest Gefühl der Wegmut. Der Wald sah recht friedlich aus. Egal was dort auf uns lauerte, wir würden das schon schaffen. Ich dachte an alles was uns schon passiert war und was ich in der Drachenschenke in Gedanken aufgezählt hatte. Sofort verschwand das bisschen Mut wieder. Dann eben nach dem Motto Augen zu und durch.
Wir waren gestern alle sehr früh ins Bett gegangen. Heute Morgen hatten wir dann ausgiebig gefrühstückt – ich hatte endlich wieder Toast mit Nutella bekommen – und meine Oma und Phoenix hatten ihre Robben ein zweites Mal gewaschen. Sich selbst auch, was bestimmt nicht das Schlechteste war. Außerdem hatte Oma ihren Hut  - der nun wieder lila war – soweit hinbekommen, dass sie ihn tragen konnte, ohne dass es aussah als hätte sie einen Klumpen brauner Algen auf dem Kopf.
Noch vor dem Mittagessen waren wir aufgebrochen, worüber der Wirt sehr erleichtert zu sein schien. Unsere Pferde hatten wir zurücklassen müssen, da sie auf dem zugewucherten Waldweg kaum vorangekommen wären. Das war mir aber ganz recht, denn die Gäuler hätten womöglich auch noch angefangen zu reden. Darauf konnte ich verzichten.
Der Waldweg war immer noch ein nett wirkender Ort. Das Licht der Sonne, die sich endlich vollständig hinter den Wolken hervorgetraut hatte, schimmerte durch das bereits ausgedünnte, orange-rote Blätterdach über uns, Vögel sangen und meine Oma erklärte mir einige seltsame Pflanzen, an denen wir vorbeikamen. Mein Liebling waren die Buschstaben, Büsche, an denen Buchstaben hingen. Ein paar davon verfütterte ich an Fluffles, das ich endlich mal aus meiner Brusttasche lassen konnte damit es neben uns auf dem Waldweg hoppeln konnte.
Das fehlende Mittagessen machte sich irgendwann bemerkbar und wir suchten uns einen bemoosten Baumstamm, auf dem wir uns alle niederlassen konnten während Freundschaf erst zögerlich am Moos rupfte und dann anfing darauf herumzukauen. Für uns gab es Essen aus der Horrorburg.
Zögernd knabberte ich an einem Schauermöhrchen, das nicht so schlecht schmeckte wie man vermuten würde. Zumindest bis Blue begann lauter Schauermärchen über Schauermöhrchen zu erzählen.
„Da war mal eine Serienmöhre“, begann er.
„Hör bloß auf! Ich fand Omas und Phoenix‘ Erlebnisse schlimm genug!“, unterbrach ich ihn.
„Möhren sind eben die Wurzel allen Übels“, meinte er, zuckte mit den Schultern und biss in sein Schauermöhrchen.
„Für den Witz verdienst du einen trout-smiley“, sagte meine Oma nur. „Aber leider habe ich gerade nur Schockolade, um dich damit zu schlagen.“
Phoenix tat sich währenddessen an einem Brötchen belegt mit Rächerlachs gütig. Woran genau der sich unbedingt rächen musste hatte ich nicht mitbekommen. Und zum Nachtisch…
„Bartäpfel, lecker!“, strahlte Blue und nahm sich einen Apfel, aus dessen Unterseite ein Bart spross.
„Igitt, das willst du doch nicht etwa essen?“
Als Antwort biss er herzhaft ab. Ich verzog das Gesicht. Hoffentlich war das kein echter Bart, sonst würde ich anfangen mir Sorgen zu machen. Doch es wurde nur schlimmer.
„Hey, da sind Maden drin! Gließmaden!“
Dann fragte ich mich warum er sich so über die Entdeckung zu freuen schien. Immerhin hatte er gerade von dem Ding abgebissen. Mein Ekel kannte kaum Grenzen als er die Bartäpfel alle aufschnitt und aus jedem eine Handvoll Maden kroch, die sich vor uns auf dem Boden wandten. Die Horrorgegend ließ grüßen.
„Igitt, mach die weg!“, bat ich ihn nur.
Der Blick auf Hannes‘ Gesicht gefiel mir auch nicht. Bisher hatte er an einem Stück Brötchen geknabbert, doch er sah die Maden mit so einem Ausdruck in den Augen an…
Blue kicherte, während er die Hände wie ein Dirigent bewegte. In den Maden musste etwas drin gewesen sein, das ihn total verrückt werden ließ. Nun ja, verrückter. Doch dann sah ich, dass er nur sicherstellte, dass jede Gließmade ordnungsgemäß auf seine Befehle reagierte. Sie schafften es irgendwie sich auf ihr Ende zu stellen  - zumindest glaubte ich, dass es das Ende war – und im Takt einer nicht zu hörenden Musik hin und her zu schwanken.
„Die sind sogar trainiert!“, rief Blue begeistert.
„Mach die weg!“, schrie ich ihn an.
„Lass meine Maden in Frieden!“, protestierte Blue als Hannes sich nicht mehr zusammenreißen konnte und eine der Maden in seinem Mund verschwand.
„Igitt, lass das Hannes!“
„Mäh“, machte Freundschaf und beobachtete das Treiben mit großen Augen.
Da niemand sonst sich beschwerte, hockte ich mich auf den Teil des Baumstamms, der am weitesten von den Maden entfernt war. Einzig Fluffles folgte mir, aber nur um sich auf meinen Schoß zu kuscheln und glücklich an einem Stück Wortsalat zu knabbern.
„Hör auf!“, rief plötzlich doch meine Oma. Meine Hoffnung auf eine Verbündete verblasste jedoch schnell als sie hinzufügte „Der ganze Kaffee ist nicht gut für deine Maden.“
Blue hatte den Maden ein Schälchen mit Kaffee hingestellt, an dem sich die Maden gerade bedienten. Igitt, igitt, igitt! Glücklicherweise erschien die Kavallerie in Form einer ganzen Armee von Maulwrüfen. Nur waren die nicht besser als die Maden, denn alle waren sie auf eine Art und Weise deformiert. Einer hatte ein Bein zu wenig, ein anderer eine zu kurze Schnauze… als hätte jemand sie getippt und wäre dabei so schnell gewesen, dass sämtliche Buchstaben vertauscht wurden.
Genau das schien der Fall gewesen zu sein, denn die Mutantenmaulwurfarmee bestand aus Laulmurfen, Maulwrufen, Maulwrifen, Maulweufen, Mauwklrfen, Maulefwfen, Maulwrfus, Maulwefus, Maulörwurfen, Maulfuwren, Maulwurden, maulwursten, maulrusten, Maauleurfen, msulwurfen, Maulwrufen, mauölwurfen, manuwlfen, Aulwurfen, Maulregfen, Maulwurfln und einigen anderen seltsamen Mutantenformen. Alle stürzten sich wie wild auf die koffeinierten Maden.
Alle sahen dem Spektakel nur entgeistert zu.
„Ich hoffe, dass die von den Kaffee-Maden nicht hyperaktiv werden“, murmelte Phoenix, die ihre Beine angezogen hatte, sodass ihr nicht aus Versehen ein Maulwruf die Hose hinaufkroch.
„Kaffee-Maden, der energiereiche Maulwrufsnack für zwischendurch“, grinste meine Oma.
„Das ist nicht witzig!“, beschwerte sich Blue. „Och man, meine armen Maden.“
„Also ich wäre eher dafür Mutantenmaulwurffallen anzulegen“, sagte ich.
Zum Glück waren die wirklich nur für die Maden gekommen und verschwanden sobald die Letzte verschwunden war. Sehr gut, gleich zwei Probleme auf einmal gelöst. Das war mal was Neues.
„Moment… wo ist Fluffles?!“
Sofort als mir auffiel, dass mein Bunny fehlte, war ich in heller Aufregung. Wenn die mein Bunnybaby gefressen hatten, dann gnade ihnen Gott! Nicht einmal alle Götter des NaNo-Landes zusammengenommen würden die Maulwrüfe vor mir schützen können!
„Es gibt doch noch hunderte anderer Bunnys“, versuchte meine Oma mich zu beruhigen.
„Ich will aber das schreiben!“ Meine Stimme war mehrere Oktaven höher geworden und die Tränen traten mir in die Augen, ohne dass ich es verhindern konnte. „Ohne mich stirbt es! Und ich habe es schon mit so viel Wortsalat gefüttert…“
„Ich glaube ich habe da was Weißes gesehen…“
Blue hatte den Satz nicht beendet als ich auch schon ins Gebüsch gesprungen war, an die Stelle, auf die er gedeutet hatte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was, wenn meinem Hasen was passiert war? Was sollte ich denn dann im November schreiben? Kein anderes Plotbunny würde mir so ans Herz wachsen wie Fluffles, das wusste ich jetzt schon.
Ich sah etwas Weißes zwischen den Buchstaben eines Buschstaben-Busches aufblitzen. Mit einem Aufschrei ließ ich mich auf die Knie sinken und hob mein Bunny an meine Brust. Die Erleichterung war so groß, dass ich dachte platzen zu müssen. Auch Fluffles schmiegte sich eng an mich, das kleine Herz so schnell rasend, dass es sich an meiner Brust anfühlte als würde ich einen Schlagzeuger halten.
„Wieso bist du denn weggehoppelt?“, fragte ich und kraulte es zwischen den Ohren.
Fluffles zitterte nur noch mehr und nun sah ich wieso. Mehrere Kasten schnüffeltem auf der Erde herum und warteten vermutlich darauf, dass ein weißer Pelz zwischen den Blättern auftauchte. Einer der Kasten kam so nahe, dass ich einen Blick in sein Inneres werfen konnte. Ein hellbraunes Plotbunny mit gelb-grün karierten Ohren starrte mir mit großen Augen entgegen. Ein anderes versucht sich aus dem Kasten zu befreien, doch an den Kratzspuren an den Innenseiten des Kastens konnte man erkenne, dass es nicht von Erfolg gekrönt sein würde.
Plötzlich fühlte ich etwas Nasses an meinem Finger. „Fluffles, bist du verletzt?“
An einem Hinterlauf war eine Wunde zu erkennen. Das Rot sah auf dem weißen Fell meines Bunnys besonders schrecklich aus. Ich biss mir auf die Lippe und kramte ein Taschentuch aus meiner Robbentasche, das ich vor Mund und Hase hielt.
„Was haben dir die Kasten nur angetan?“
„Alles in Ordnung, Mia?“, rief meine Oma.
Die anderen konnten die Kasten wegen des dichten Buschwerks nicht sehen. Mittlerweile entfernten sie sich auch wieder, vermutlich da sie es aufgegeben hatten nach Fluffles zu suchen. Mich hatten sie nicht beachtet; sie waren wohl nur hinter Plotbunnys her.
„Wir müssen den Kasten nach!“, rief ich meiner Gruppe zu. „Die entführen die Plotbunnys!“
„Was?“ Blue hörte sich verwirrt an. „Und warum ist das was Schlechtes?“
Vor Wut hätte ich beinah geschrien. Warum konnten sie nicht verstehen, dass Plotbunnys auch nur Lebewesen waren, Ideen, die keiner wollte und die einfach ein Zuhause wollten? Die bösen waren nicht die Bunnys, aber das schien niemand außer Lurz und mir bemerkt zu haben.
„Dann gehe ich eben allein!“, schrie ich zurück.
Fluffles band ich das Taschentuch ums Hinterbein und setzte es in meine Tasche. Dort würde es hoffentlich sicher sein.
Der letzte Kasten verschwand gerade hinter einem Baum und ich rannte ihm nach, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Hinter mir hörte ich lautes Fluchen und wie Zweige zur Seite geschoben wurden, als Blue mir nachkam. Das regelmäßige Geräusch einer Regenschirmspitze, die in den Waldboden getstochen wurde, sagte mir, dass auch meine Oma mit von der Partie war – dann konnte der Rest ebenfalls nicht weit sein.
„Warum genau willst du die Plotbunnys retten?“, fragte Blue, der zu mir aufgeschlossen hatte. „Es gibt doch eh genug davon!“
„Jede Idee hat eine Chance verdient“, antwortete ich ihm nur.
Er sah nicht überzeugt aus, hielt aber den Mund. Ich hoffte es gab etwas für ihn zum Bekämpfen, denn nur dann würde er mir helfen. Was meine Oma und ihren Starb anging… zur Not würde ich ihn ihr wohl abnehmen können. Mit nur einer Hand konnte sie da wenig tun.
Bis auf die Flüche, die Blue immer dann losließ wenn er einen Zweig ins Gesicht bekam, folgten wir den Kasten leise. Irgendwann wurden sie langsamer. Ich drehte mich vorsichtshalber um und legte einen Finger an die Lippen. Zumindest meine Oma sah extrem neugierig aus, was bei ihr immer eine gute Sache war. Dann folgte ich den Kasten so weit, dass ich vor der Lichtung, auf die sie gelaufen waren, hinter einem Baum stehen bleiben konnte. Hinter diesem lugte ich vorsichtig hervor, um mir die Gruppe zu besehen, die um ein Lagerfeuer in der Mitte der Lichtung saßen.
Sie sahen alle recht verkommen aus, mit erdverkrusteter Kleidung, die außerdem überall Flicken hatte. Die meisten Sachen hatten Tarnfarben, sodass sie normalerweise im Wald unsichtbar gewesen wären. Zu dieser bunten Jahreszeit fielen sie allerdings doch auch. Auf dem Feuer stand ein riesiger Kessel, in dem bereits etwas köchelte, das nach einer Suppe aussah. Die meisten von ihnen waren Männer, doch auch ein paar Frauen waren zu sehen. Es waren etwa zwanzig von ihnen, wobei einige aussahen als würden sie gute Kämpfer abgeben. Das war schon mal ein Nachteil.
„Da seid ihr ja endlich“; begrüßte einer von ihnen grummelnd die Kasten. Ich vermutete, dass er der Anführer war, alleine schon, weil er den längsten Bart von allen hatte. „Wir planen schon seit Stunden unser Kompott und ihr kommt nicht.“
Kompott? Wollten die die Plotbunnys etwa essen?! Allein bei der Vorstellung wurde mir übel. Die armen, kleinen Häschen einfach essen! Wie grauenhaft. Wie barbarisch. Kein Wunder, dass Fluffles solche Angst hatte. Auch jetzt spürte ich es in meiner Brusttasche zittern und strich beruhigend über sein Fell. Vermutlich hatte es die Hasen gesehen, die in einem Metallkäfig auf einem Wagen neben dem Feuer standen.
Konnte man die Bunnys überhaupt essen? Mit dem Sterben hatten die es ja nicht so, außer vielleicht die schwachen Bunnys. Die Bunnys, die sich im Käfig befanden, sahen nicht gerade schwach aus. Bisher schien die einzige Möglichkeit Bunnys zu töten zu sein ihnen Salat des Bösen zu geben – was, wie im Namen enthalten, abgrundtief böse war und deshalb keine Lösung. Die Plotbunnys essen stand bei mir auf derselben Stufe.
„Wir müssen die Hasen retten“, flüsterte ich den anderen zu.
Ich erhielt nur Blicke, die fragten ob ich komplett wahnsinnig geworden war. Schuldig im Sinne der Anklage was das anging, aber bestimmt nicht weil ich die Hasen retten wollte.
„Wenn ihr mir nicht helfen wollt, mache ich es alleine“, drohte ich wieder.
Das zog zumindest bei meiner Oma, denn die griff ihren Regenschirm fester und nickte grimmig. Auch Blue nickte. Er war vermutlich froh über jede Gelegenheit sein neues Schwert ausprobieren zu können, selbst wenn es dazu diente Plotbunnys zu befreien. Freundschaf hatte sich hinter den Baum zu meinen Füßen gelegt, was wohl bedeutete, dass es sich aus dem Kampf heraushalten würde.
„Ich komme auch mit“, wisperte Hannes mir zu.
„Vergiss es.“ Er wollte protestieren, doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Wenn die das schon mit Plotbunnys machen, was meinst du machen die dann mit Fröschen?“
Schmollend ließ er sich zurück auf Freundschafs Rücken sinken, auf dem er durch den Wald geritten war, und verschränkte seine glitschigen Füße. „Fein. Lasst mich einfach immer zurück“, fauchte er, glücklicherweise immer noch in gemäßigter Lautstärke.
Super. Beleidigte Froschprinzen konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Also warf ich ihm nur einen genervten Blick zu und griff mein dreiklinkiges Messer fester. Auch hier würde ein Bogen nicht viel bringen. Wenn ich einmal einen Pfeil abgefeuert hatte, würden sie alarmiert sein und bis ich den nächsten eingespannt hatte, würde ich überwältigt worden sein.
„Okay, gleich geht es los“, flüsterte ich.
Phoenix hatte ebenfalls ein Messer aus ihrer Tasche geholt, allerdings eins, das eher aussah wie ein normales Küchenmesser. Meine Oma hatte ihren Schirm kampfbereit und ihre Hand hatte sich in ihrer Robbentasche verschanzt. Blue hatte etwas aus seinem Rucksack genommen, das etwa die Form und Größe einer Handgranate zu haben schien.
„3,2,1… los!“
Blue warf den Arzt, den er bis dahin in der Hand gehalten hatte, in weitem Bogen auf die Lichtung. Der Arzt explodierte umgehend und sorgte für einen lauten Knall, viele Funken, viel Verwirrung und generell viel Ablenkung.
Mit lauten Kampfesschreien stürzten wir aus dem Dickicht hervor. Meine Oma lief voran, ihren Regenschirm schwingend. Den ersten Mann erwischte sie bereits am Kopf als der noch nicht einmal hochgeschaut hatte. Anstatt sich jedoch in schwarzen Staub aufzulösen, ging er einfach nur k.o. zu Boden. Vermutlich hatte sich meine Oma für die weniger tödliche Variante des Starbs entschieden.
Zwei weitere Männer gingen zu Boden, während ich zum Bunnykäfig sprintete. Dieser war nur mit mehreren Riegeln verschlossen, die ich nacheinander aufziehen konnte. Phoenix war neben mir und half, während Blue sich einen Schwertkampf mit einem der Männer lieferte.
Die Bunnys im Käfig hatten sich alle auf unserer Seite versammelt und sahen uns mit ihren großen Augen hoffnungsvoll an. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihnen nicht zu verfallen, was weder für sie noch für uns besonders hilfreich sein würde. Erst jetzt dachte ich darüber nach was wohl passieren würde wenn die Hasen frei waren. Würden sie über uns herfallen, in der Hoffnung, dass wir sie schreiben würden?
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Darüber hätte ich mir vorher im Klaren sein sollen, aber jetzt würde ich den Plan durchziehen. Der letzte Riegel war zurückgeschoben und ich riss die Gittertür auf. Es war als würde eine pelzige Lawine über uns hereinbrechen. Die Bunnys versuchten alle auf einmal aus ihrem Gefängnis zu fliehen und hoppelten, rannten und teilweise flogen durch unsere Beine und sogar über unsere Köpfe. Sie hatten alle Farben, die man sich vorstellen konnte und es gab welche von der Größe einer geschlossenen Faust bis zu der eines Hundes.
Die Wutschreie der Banditen erinnerten mich daran, dass die Bunnys unser geringstes Problem waren. Um genau zu sein waren die gar keins, da sie sich in alle Himmelsrichtungen verstreuten und sich nicht, wie befürchtet, über uns hermachten.
Plötzlich spürte ich Hände an meiner Hüfte, die mich nach hinten zogen. Einer der Männer hatte sich uns genähert ohne von Blue oder meiner Oma unschädlich gemacht zu werden, und hielt mich nun fest. Ich strampelte und trat nach ihm. Als ich ihn am Schienbein trag, fluchte er ausgiebig, ließ jedoch nicht los. Auch als ich meine Fingernägel so sehr in seine Hände grub, dass es mir selbst weh tat und bluten musste, ließ er nicht von mir ab.
„Hilfe!“, schrie ich endlich als mir bewusst wurde, dass ich nicht allein mit ihm fertig werden würde.
Ein Blick auf Phoenix zeigte mir, dass sie sich in einer ähnlichen Situation befand wie ich und versuchte sich gegen einen eigenen Angreifer zu behaupten. Blues Gegner hatte es offensichtlich geschafft ihm sein Schwert aus der Hand zu schlagen und bedrohte ihn nun mit seinem. Nur meine Oma war immer noch am Kämpfen, da keiner der Männer auch nur auf fünf Schritte an sie herankommen konnte ohne von ihrem Regenschirm erwischt zu werden.
Mit einem lauten, wütenden Määääääh! kam Freundschaf über die Lichtung gestürmt, während Hannes sich an das Fell zwischen seinen Ohren klammerte und „Engarde!“ schrie. Obwohl Freundschaf keine Hörner hatte, schien sein Schädel doch dick zu sein, denn einer der Männer, der versuchte es aufzuhalten, hielt sich nun jammernd den Schritt. Gut gezielt, Freundschaf!
Nun nahm es meinen Angreifer ins Visier, der tatsächlich einen Schritt zurückwich und mich mit sich zog. In einer Hand hielt er plötzlich ein Messer – mir war nicht aufgefallen, dass er eins gezogen hatte – und hielt es mir an die Kehle.
„Keine Bewegung oder die Kleine geht drauf“, schrie er verzweifelt.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es sehr gut gelungen wie die Bunnys hier als beides, als gut und schlecht dargestellt werden... du hast das sehr gut geschrieben ^^

    Und sieh an XD Mia wird auch komplett wahnsinnig. Was für eine Überraschung <.<

    Freundschafs und Hannes Auftritt war etwas... verstörend. Oh und das sieht nach einem Patt aus.

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    1. Danke. :)

      War zu erwarten. Jeder, der bei NaNo mitmacht, ist verrückt.

      Das war geplant. "Verstörend" trifft es sehr gut. xD

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