Wir
rannten wieder. Allerdings hatte meine Oma wohl den größten Teil ihrer Kraft
aufgebraucht, denn wir waren wesentlich langsamer als vorher. Ich wusste, dass
sie mir mit „rette dich selbst“ kommen würde, wenn uns die Bunnys erneut
einholten. Aber das konnte sie sich abschminken, soviel war mir jetzt schon
klar.
„Bloß
nicht in Panikgeraden!“, rief sie.
„Was?
Ich bin nicht in Panik.“ Naja. Noch nicht. Das würde sich ändern, wenn ich das
erste Bunny an meinem Fuß spürte.
„Nein,
nicht in die Panikgeraden!“ Sie deutete auf ein Schild weiter vorne. Eine lange,
gerade Straße führte vom Zentrum der Stadt weg. „In den Panikkurven können wir
sie besser abschütteln!“
Das
war dann wohl ein Teil der Stadt, den ich bei meiner Schreitour nicht gesehen
hatte. Wir bogen in die kurvige, schmalere Straße ab. An einer Stelle gab es
ein Eisentor, das ich hinter mir zuzog. Vielleicht konnte es die Bunnys
zumindest ein paar Minuten aufhalten. Dann erinnerte ich mich an das Bunny, das
Laserstrahlen aus seinen Augen schießen konnte. Naja, ein paar Sekunden waren
auch nicht schlecht.
„Ich
glaube das hat sie wirklich aufgehalten!“
Mit
einem Blick nach hinten bestätigte sich was meine Oma gesagt hatte. Die Bunnys
sammelten sich am Tor. Dann bogen wir um eine neue Panikkurve und die Hasen
verschwanden aus meinem Sichtfeld. Anscheinend war das Laserbunny im Pilzizeigebäude
zurückgeblieben.
Die
letzten Panikkurven lagen vor uns, danach wären wir beinah zu Hause. Es war nur
noch eine Straße zu überqueren, eine Tür aufzuschließen und die Treppenstufen
nach oben. Also nur so gut wie unmöglich.
Hinter
uns hörte ich das Eisentor quietschen; die Minute Vorsprung war aufgebraucht.
Wie zogen uns gegenseitig voran, vorbei an den rot leuchtenden Straßenlaternen.
Ob die nach so einem Alarm trotzdem in den Boden gefahren wurden, wenn es hell
wurde?
Das
Geräusch von hoppelnden Füßen hallte durch die enge Gasse. Wir erreichten die
letzte Straße. Zwischen meinen Beinen spürte ich das erste bisschen Fell. Nicht
runtersehen, nicht runtersehen, nicht runtersehen!
Neben
mir zog Oma den Regenschirm. Mit einigen gezielten Schlägen auf die Bunnys
verschwand das Gefühl von Fell an meinen Beinen. Ich stolperte auf die Haustür
zu, zog…
„Abgeschlossen!
Verdammt!“ Tränen der Wut und der Verzweiflung traten in meine Augen. So knapp
vor dem Ziel.
„Hier!“
Etwas
Silbernes flog durch die Luft auf mich zu. Ich konnte es gerade so greifen
bevor es mich am Kopf traf.
Meine
Oma hatte mit einem Griff in ihre schwarze Ledertasche den Haustürschlüssel
herausgezogen. In der nächsten Bewegung verpasste sie schon wieder einem Bunny
einen Schlag auf den Kopf. Durch die enge Gasse kamen jetzt mehr und mehr von
den Viechern. Bestimmt zehn umringten meine Oma bereits und Verstärkung war
unterwegs.
Ich
brauchte mehrere Anläufe bis ich den Schlüssel mit zitternden Fingern ins Schloss
bugsiert hatte. Dann drehte ich in die falsche Richtung. Hinter mir hörte ich
das Geräusch das entstand wenn ein Regenschirm aufgespannt wurde. Mehrere
dumpfe Aufprälle folgten als wären Wollknäule gegen Stoff gesprungen.
„Mia!“
„Ich
hab’s! Ich hab’s!“
Die
Tür gab nach und öffnete sich. Ich ließ sie einen Spalt weit auf, sodass meine
Oma hindurch schlüpfen konnte. Der Regenschirm war wieder eingeklappt und wurde
prompt dafür verwendet eins der Bunnys wie einen Golfball durch die Luft zu schleudern
als es versuchte seinen Kopf hinter uns durch die Tür zu stecken.
Die
Tür abzuschließen war leichter als sie zu öffnen. Vorsichtshalber lehnten wir
uns beiden mit vollem Gewicht dagegen, um die Bunnys davon abzuhalten die Tür
aufzuschieben. Mittlerweile würde ich es ihnen sogar zutrauen eine Klinke
herunterzudrücken.
Das Klick des Schlosses war das beste
Geräusch des ganzen Tages.
Doch
es gab noch andere Geräusche. Ein Schaben und Kratzen auf der anderen Seite der
Haustür erinnerte uns sofort daran, dass die Bunnys die Jagd noch nicht
aufgegeben hatten. Sofort zogen wir uns weiter in die Wohnung zurück – nachdem
wir vorsichtshalber noch den Schuhschrank, der sich im Flur unten befand, vor
die Tür geschoben hatten. Hoffentlich wollte niemand aus den Wohnungen weiter
unten ins Haus kommen; das würde sich jetzt als etwas schwieriger
herausstellen.
Auch
die Wohnungstür meiner Oma wurde verstärkt. Die Kommode unter dem Spiegel hatte
die perfekte Größe, um die gesamte Breite der Tür abzudecken.
Kurze
Zeit später saßen wir beide im Wohnzimmer. Ich hatte mich quer über den
geblümten Sessel fallen lassen, sodass meine Beine auf der einen Seite und mein
Kopf auf der anderen Seite hingen. Meine Oma saß auf dem Sofa, den Kopf gegen
die Wand gelehnt.
„Das
war ein Abenteuer“, meinte sie.
„Abenteuer?
Das war die Hölle! Von verrückten Bunnys verfolgt durch die Stadt… so habe ich
mir meinen Aufenthalt hier nicht vorgestellt!“
Meine
Finger zitterten noch immer. Ich hielt sie mir vors Gesicht und versucht sie
dazu zu zwingen sich zu beruhigen. Es half nichts.
„Es
kann sein, dass das noch nicht alles war.“
„Was
zum Teufel meinst du damit?“
Meine
Oma nahm ihren Hut vom Kopf und legte ihn auf dem wohnzimmerischen
Wohnzimmertisch ab.
„Ich
habe einen guten Bekannten im NaNo-Land. Wir haben uns kennengelernt als der
Kaffee im Café der planlosen Schreiber zur Neige ging. Es hat damit geendet,
dass wir beide zur Kaffeequelle gegangen sind, um herauszufinden woran es
liegt, dass kein Nachschub mehr kam.“
Davon
abgesehen, dass ich keine Ahnung hatte was eine Kaffeequelle war und warum das
verstopft sein konnte, mochte ich nicht besonders in welche Richtung diese
Geschichte ging.
„Nachdem
wir das Problem behoben hatten, habe ich angeboten in Bereitschaft zu sein
falls noch einmal etwas Ähnliches passieren würde.“
„Das
hier ist nicht mal annähernd ähnlich“, widersprach ich.
„Vielleicht
nicht, aber ich bin mir sicher er wird sich an mein Versprechen erinnern.“
„Wer?“
Bitte lass es niemanden mit einem seltsamen Namen sein. Bitte lass es niemanden
mit einem seltsamen Namen sein. Die brachten nur Unglück.
„Mr.
Ian Woon.“
Wieder
ein seltsamer Name. So ein Mist.
Geil :D
AntwortenLöschenDas hat mich grade total an die Oma aus Madagascar erinnert, die den Löwen mit ihrer Handtasche verprügelt... Genauso hab ich mir Oma grade vorgestellt ^^
Oha, Mr Ian Woon. Auf in die Schlacht, hm?
Bin gespannt, wie´s weitergeht und will am liebsten gar nicht bis Dienstag warten, bis ich weiterlesen kann... Gnaaaargh, wieso hat mein Freund bloß kein Internet... Das ist nicht fair!
Ja, so in etwa stelle ich sie mir auch vor. Und der Regenschirm wird sogar noch besser (aber erst in einem Kapitel, das ich gerade geschrieben habe, also weit nach November).
LöschenHehe das freut mich ja dass meine Pilzizei schon ma dabei ist - mal sehen wer aus letztem und aus diesem Jahr es noch in die Geschichte schafft...
AntwortenLöschenAlso bei Panikgeraden hab ich echt gut lachen können XD Ich sehe schon ich habe den Fehlerthread nicht aufmerksam genug verfolgt <.<
AntwortenLöschenDie letzte Szene erinnert mich stark an eine Zombieapokalypse ^^
Aaaah, spannend! :O
AntwortenLöschenJetzt will ich doch wissen, was damals passiert ist und wer dieser Ian ist...
Die Verfolgungsjagd gegen die Bunnys fand ich sehr rasant geschrieben :)