Dienstag, 25. November 2014

25. Kapitel



„Hey, ich habe das Gefühl schon seit Tagen nicht mehr mit mir gesprochen zu haben!“
Blue2 vernichtete den Rest seiner vierten Sekunade und stupste Blue1 an, der den Kopf in den Händen vergraben hatte. Er sah so aus als sei er total besoffen von dem was eben passiert war.
Die Stimmung im Saubertrank hatte ihren Höchstpunkt erreicht. Es waren nun drei Dutzend Magier im Gebäude, jeder von ihnen breit. Ich fragte mich wie viele Becher allein der Schwanentyp schon gelehrt hatte, denn er war von Schwänen zu Flaschen übergegangen. Nach einer kurzen Unterhaltung mit ihm verwandelten sie sich jeweils in Falschen. Das erklärte dann wohl wie diese ganzen Falschen zustande kamen, obwohl ich immer noch die flasche Hoffnung hatte, dass er sie dazu überreden würde sich zurückzuverwandeln.
Ein anderer Magier hatte begonnen Eier zu bedrucken, was ein anderer mit den Worten „wie beeidruckend!“ kommentiert hatte. Ich jedenfalls hatte nicht mit einer Eimischung gerechnet und starrte ihn unverhohlen an bis die beiden Blues meine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkten.
„Hey, du!“, versuchte Blue2 den stöhnenden Blue1 in ein Gespräch zu verwickeln. „Willst du nicht mit dir reden? Ich will aber mit mir reden! Also Kopf hoch!“
„Ich will einfach nur weg von mir“, beschwerte sich Blue1 und sah mich an. „Bitte, mach, dass das aufhört! Ich will weg von mir!“
„Tja, selber schuld. Du musst warten bis die Wirkung verfliegt. Wobei ich mir nicht sicher bin wie schnell das ist wenn der Typ da weiterhin eine Sekunade nach der anderen trinkt“, bemerkte ich.
Blue2 hatte schon wieder ein Glas geleert und winkte die Wirtin zu sich heran. Diese musste um einen Mann herummanövrieren, der mit einem verbüfften Ausdruck auf dem Gesicht am Boden lag. Das war leicht damit zu erklären, dass ihm ein Büffel auf der Brust saß, den ein fehlgeleiteter Zauber hatte entstehen lassen.
Der Rest seiner Kumpane war nicht besser dran. Ein Stück Stoff eines Zauberers warf immer wieder Falken, welche die kleinen Hobelschwäne um die Lampe jagten. Ein anderer lauchte laut auf – was bedeutet, dass ihm jedes Mal wenn er lachte Lauch aus dem Mund kam. Der ganze Tisch war schon voll davon.
Blue1 stöhnte. „Ich habe fruchtbare Kopfschmerzen. Und die ganze Welt ist flaschrum.“ Er schielte zum Nachbartisch, wo gerade wieder eine Falsche entstanden war.
Das machte sogar halbwegs Sinn. Wenn dort aus Flaschen Falschen wurden, dann wurde hier eben aus falschrum flaschrum. Es musste immer ein Gleichgewicht geben.
„Na siehst du, Mia!“ Blue2 schlug mir auf die Schulter. „Dem geht’s doch gut! Kopf hoch! Du bist hier wirklich beleibt!“
Bitte was? Ich starrte Blue2 entgeistert an, während Blue1 immer noch etwas von „flaschrum“ und „fruchtbaren Kopfschmerzen“ stöhnte. Die Aussage von Blue2 wurde allerdings sofort in Frage gestellt als einer vom Nachbartisch etwas zu mir herüberschrie, das das Wort „Spielverdreberin“ enthielt.
„Ich mag dich sehr, weißt du das? Ist doch egal was der Rest der Welt sagt – in meinem Heim wird du immer als willkommen und beleibt gelten“, meinte Blue2 daraufhin.
„Danke sehr. Obwohl das beleibt nicht unbedingt sein musste.“ Ich nahm ihm mal besser das Glas Sekunade weg, an dem er gerade trank.
Das mit dem Gleichgewicht ließ sich vielleicht auf beide Blues anwenden. Der eine bekam die positiven, der andere die negativen Einflüsse der Sekunade zu spüren. Ich konnte nur hoffen, dass er sich morgen zumindest an die Negativen erinnern würde und in Zukunft dem Alkohol fernbleiben würde. Vor allem wenn der auch noch verzaubert war.
„Okay. Jetzt ist Schluss.“ Ich legte genug Geld auf den Tisch, um für die Sekunaden zu zahlen, dann legte ich einen Arm um Blue1 und hievte ihn aus seinem Stuhl. Blue2 sah interessiert zu, bis ich ihn anfuhr „Du kommst am besten auch mit, da du auch von der Magie besoffen warst. Oder bist. Was auch immer. Beweg deinen Hintern!“
Widerwillig stand er auf und folgte mir als ich versuchte uns durch die Magier zu bugsieren. Die hatten inzwischen damit begonnen sich gegenseitig ihre Unterwäsche zu zeigen.
Blue2 lachte nur. „Magische rosa Unterwäsche! Die war vor einigen Jahren der Renner, aber mittlerweile ist die total out. Soll ich euch mal zeigen was…“
Doch bevor er seinen Hosen herunterlassen konnte hatte ich ihn zur Tür hinausbugsiert und ins Gras geworfen.
„Sag mal hast du sie noch alle? Hummel nochmal, Blue, es kann doch nicht so schwer sein sich ein bisschen zusammenzureißen!“
Schmollend rappelte sich Blue2 auf. „Musste das sein? Das hat so viel Spaß gemacht.“
„Du“, fauchte ich ihn an, wobei er plötzlich ganz klein wurde. „Halt den.“ Ich übergab ihm Blue1, der nun endgültig ohnmächtig zu sein schien. „Ich gehe die Pferde holen. Rühr dich ja nicht von der Stelle. Und wenn ich auch nur einen Zipfel rosa Unterhose sehe, dann kannst du was erleben!“
Er öffnete den Mund, vielleicht um mir zu erklären was es mit der magischen rosa Unterwäsche auf sich hatte, doch ich funkelte ihn nur an. Das schien zu genügen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Die Pferde waren dort wo wir sie zurückgelassen hatten. Als sie mich kommen sahen, setzten sie zu einem Kommentar an, doch momentan schien der böse Blick bei mir super zu funktionieren, denn auch die brachte ich mit einem davon zum Schweigen. Die beiden Blues waren auch dort wo ich sie zurückgelassen hatte als ich mit den Pferden zurückkam. Ich verfrachtete beide zusammen auf ein Pferd, Blue1 vorne, Blue2 hinten, wobei ich dem die Anweisung gab ersteren festzuhalten. Ich selbst stieg auf mein Pferd und Freundschaf, das die Taverne bereits verlassen hatte nachdem die Falken angefangen hatten an seinen Ohren zu picken, trottete neben mir her.
Egal wohin es ging, alles war besser als hier zu bleiben und zu warten, dass die beiden Blues sich zu Tode soffen. Ich folgte der Straße, die vom Saubertrank wegführte. Irgendwann bog sie nach rechts ab. Zum Schloss des Könlings ging es geradeaus, aber ich brauchte vor allem eine Stelle wo wir die Nacht verbringen konnten.
Das stellte sich als eine kleine Baumgruppe heraus. Der Boden war durch ein paar heruntergefallene Blätter recht weich und die Bäume verschafften uns Schutz vor Blicken und Regen.
Ich half den beiden Blues vom Pferd und lehnte den Ohnmächtigen gegen einen Baum. In der Dummelheit waren seine Augen kaum zu erkennen, sodass ich nicht sehen konnte ob er inzwischen wieder wach geworden war.
„Moment mal. Dummelheit?“
„Dummelheit, Hummelheit, Dunkelhai“, kicherte Blue2.
„Lach nich so blöd!“, fuhr ich ihn an.
„Das macht die Comedygegend“, erklärte Blue2 und versuchte sich an einem ernsthaften Gesichtsausdruck. Das missglückte ihm kläglich und stattdessen fiel er hintenüber und brach wieder in Gegacker aus.
„Memo an mich“, flüsterte ich. „Magiebesoffen und Comedycamping zusammen sollten nach Möglichkeit vermieden werden.“
„Was genau hast du denn angesattelt?“, fragte der kichernde Blue2 den am Baum lehnenden Blue1.
Das brachte mich auf eine Idee. Ich sattelte eines der Pferde ab und schob es unter Blue1s Beine. Das war sowohl Strafe für das Pferd, als auch für Blue. Ich jedenfalls hatte die Nase gestrichen voll. Das Pferd protestierte, ergab sich aber irgendwann seinem Schicksal und blieb liegen. Vielleicht hatte es ein schlechtes Gewissen wegen dem Drachen. Blue2 kicherte wie verrückt. Ich lehnte mich gegen einen Baum und kämpfte dagegen an die Augen zu schließen.
Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass Blue2 auf keinen Fall abhanden kommen dürfte. Vielleicht würden sich die beiden sonst nie wieder zusammensetzen. Deshalb würde ich wohl die ganze Nacht wach bleiben müssen.
Freundschaf legte sich neben mich und gab ein müdes „Mäh“ von sich.
„Ich weiß. Ich auch.“

3 Kommentare:

  1. Das Kapitel war super :) Ich lieg hier am Boden vor lauter Lachen =D Ich hab das Gefühl der Schreibstil verbessert sich noch ;)

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    1. Danke. :)
      Ich muss zugeben, das hat mir auch unheimlich Spaß gemacht zu schreiben. Allein die Vorstellung von Magie besoffen zu sein ist einfach nur herrlich. xD

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    2. Die Vorstellung vielleicht... aber nicht dabei mit zwei Blues unterwegs zu sein.

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