Sonntag, 3. Dezember 2017

48. Kapitel



Ich nahm mir den letzten Schokokeks von einem fast leeren Tablett. Ein Schluck aus meiner Teetasse sagte mir, dass er nur noch lauwarm war, also goss ich ein wenig aus einer Kanne nach. Das warme Wasser hatten wir aus einem Rohr in der Wand, das aus unerfindlichen Gründen warmes Wasser hierhin leitete. Himmelrich hatte mir die Geschichte, wie es dazu gekommen war, bereits erzählt, aber ich hatte sie wohl vergessen.
Die meisten Kekse hatte wohl Blue gegessen; auf seinem Teller waren nicht einmal mehr Krümel und wie eine Katze kurz vor dem Sprung schielte er auf einen Mandelkeks in der Mitte des Tellers.
„Wie lange noch?“ Hannes lag ausgestreckt auf dem Tisch, als hätte jemand vor ihn zu sezieren.
Blue zuckte mit den Schultern. „Schau nach draußen und sag mir wie der Nebel aussieht.“
Phoenix war diejenige, die regelmäßig aus dem Fenster schaute, um den Status weiterzugeben. Dieses Mal bewegte sie sich nicht einmal vom Platz. „Immer noch Nebel. Ich habe erst vor einer Minute nachgesehen. Die Nebelschaden scheinen sogar dichter zu werden.“
Es ließ sich darüber debattieren, ob das jetzt gut oder schlecht war. Sie mussten einfach bald verschwunden sein. Ansonsten würden wir hier nie weiterkommen.
…mit was eigentlich? Mein Kopf fühlte sich an als würde jemand meine Gedanken mit Essstäbchen aus meinen Ohren ziehen. So ähnlich wie in der einen Geschichte, wo Gedanken in irgendeine Schale getan wurden. Wie hieß die nochmal?
„Mäh“, machte Freundschaf.
Ein Stups mit seiner Schnauze und mir fiel ein, dass wir warteten bis alle Geschichten gelöscht waren, um es irgendwie wieder rückgängig zu machen. Einer der Gedanken zog an meinem inneren Auge vorbei und ich versuchte danach zu greifen. Ja, genau. Mit einem Wunder wollten wir das tun. Das schlief mittlerweile auf einem Hocker neben meiner Oma, tief schlafend in ein Kissen gekuschelt. Bisher hatte es nicht angefangen sich in Luft aufzulösen, oder zu etwas anderem zu werden – auch wenn ich keine Ahnung hatte warum ich davor Angst hatte.
„Darf ich den letzten Mandelkeks haben?“, fragte Blue.
Alle anderen nickten nur oder winkten ab und innerhalb von Sekunden war der Keks verschwunden. Es folgte nur das Knirschen, als er in Blues Mund sein Ende fand. Alles andere im Raum war leise. Ich vermisste das Geräusch vom Kratzen einer Feder auf Papier. Warum war mir das nochmal wichtig?
„Ich weiß nicht mehr aus was für einer Geschichte ich bin…“, flüsterte Hannes.
Er rührte sich immer noch nicht von der Stelle, Arme und Froschbeine lang ausgestreckt.
„Wer bin ich schon, wenn ich nicht einmal weiß auf welchem Märchen ich basiere? Ich weiß auch nicht mehr wie unser Schloss gegründet wurde. Und wie wir uns kennengelernt haben… das ist auch irgendwie schwammig… War da was mit Kücheneinrichtung oder Besteck? Oder war das doch die Geschichte mit den Magieratten?“
„Was sind Magieratten?“, fragte Blue.
„Fiese Biester, die alles, aber auch wirklich alles fressen können“, erklärte Hannes. „Sogar Löffel. Das hat der Koch in unserem Schloss mal festgestellt.“
Blues Augen huschten zu den angeknabberten Papierstapeln auf dem Schreibtsich, der sich bisher nicht gerührt hatte. Dann suchte er alle Ecken des Raumes ab. Auch ich wurde leicht nervös, verspürte den Drang nach Ratten zu suchen allerdings nicht. Mmh. Seltsam. Von denen hatte ich noch nie was gehört.
Neben mir auf dem Tisch lag ein Buch. Ab und zu blätterte ich es durch, doch die Seiten blieben leer. Wer machte denn ein Buch mit leeren Seiten? Da müsste eigentlich eine Geschichte drinstehen. Und warum bekam ich ein fast nostalgisches Gefühl, wenn ich es ansah?
Phoenix versteifte sich und ich folgte ihrem Blick zum Fenster. Der Nebel draußen war dichter geworden. Hatten wir vorhin noch ein paar Einzelheiten der Landschaft durch die Schwaden entdecken können – wenn auch nur als dunkle Schatten und Umrisse im Weiß – sahen wir nun nur noch das. Weiß. Reines Nichts. So weiß wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
Die Schwaden schienen sich beinahe so zu bewegen, als würden sie versuchen gegen das Fenster zu klopfen, um Einlass zu bekommen. Dann drückte sich die Masse gegen die Scheibe und blockierte auch den letzten Zugang zu anderem als Nebel. Weiß. Nichts. Als wären wir selbst nur eine leere Seite, die darauf wartete, geschrieben zu werden.
„Kann ich den letzten Mandelkeks haben?“, fragte Blue. „Oh. Der ist ja schon weg. Dann kein Problem.“ Er schnappte sich einen anderen Keks. Zitrone? Ich war mir nicht ganz sicher.
Ein wenig ratlos sah ich in meine Tasse Tee und nahm einen Schluck. Mmh. Lauwarm. Aber das musste erstmal gehen. Was genau machten wir hier? Warum saßen wir hier, tranken Tee, aßen Kekse und schauten nur auf den Nebel? Es gab irgendetwas, das wir tun mussten, aber stattdessen taten wir nichts. Genau wie das Nichts draußen, aßen wir nur. Was aß das Nichts nochmal? Ich wusste, dass es irgendetwas war, das mir wichtig war. Wichtig gewesen war.
„Warum genau bin ich eigentlich ein Frosch?“ Hannes, immer noch auf dem Rücken liegend, hob eine Hand und betrachtete seine Finger und die Schwimmhäute dazwischen.
„War da nicht irgendetwas mit einer Hexe? Oder…“ Blues Stirn warf tiefe Falten und er kratzte sich seinen blauen Haarschopf. „Ich bin mir sicher du hast uns davon erzählt.“
„Es wird schon nicht so wichtig gewesen sein.“ Hannes ließ seine Hand wieder sinken.
„Warum sind die Zettel da eigentlich angeknabbert?“, fragte Blue und deutete auf einen Stapel Papier auf einem Tisch direkt neben unserem.
„…“ Himmelrich drehte sich um und betrachtete die Stapel eine Weile. „Irgendwelche Ratten, glaube ich.“
„Magieratten“, murmelte Hannes. „Vielleicht waren es Magieratten. Fiese Biester, das.“
„Was sind Magieratten?“ Blue stopfte sich einen Keks in den Mund.
„Ach, die gibt es doch gar nicht“, winkte Himmelrich ab. „Wer glaubt schon an so einen Unfug?“
„Aber es wäre doch interessant, wenn es sie gäbe.“ Hannes sah nachdenklich aus und betrachtete wieder seine Hand, als sei sie das faszinierendste, was er jemals gesehen hatte. „Darüber sollte irgendwer mal eine Geschichte schreiben. Warum hat darüber noch niemand eine Geschichte geschrieben?“
Meine Oma zuckte mit den Schultern. „Es gibt einfach nicht viele Geschichten“, erklärte sie. „Die Leute hätten auch viel zu wenig Zeit dafür. Man bräuchte sicherlich einen ganzen Monat, um auch nur annähernd genug Wörter zusammenzuschreiben, um eine Geschichte zu haben.“
„November.“ Phoenix sah von den weißen Nebelschwaden am Fenster weg. „November wäre doch ein guter Monat dazu. Oder nicht?“
Alle zuckten nur mit den Schultern. Waren die Nebelschwaden nicht irgendwelche besonderen Nebelschwaden gewesen? War das überhaupt der richtige Name?
Gedankenfetzen zogen durch meinen Kopf und verschwammen erst an den Rändern und zerfaserten dann in Nichts. Genau, Nichts. Die Nebelschwaden waren Nichts. Na immerhin. Dann hatten sie mich auch nicht zu interessieren.
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste meine Handfläche an.
„Oh, tut mir leid. Möchtest du auch einen Keks?“ Ich hielt ihm einen Vollkornkeks hin. Es schnupperte kurz daran, schien zu überlegen und schnappte ihn mit einem Happen von meiner Hand. „Bitteschön. Gern geschehen.“
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste wieder meine Hand an.
Einer der Gedankenfetzen driftete aus den Tiefen meines Gehirns hinauf. Irgendetwas war mit dem Nichts, das uns doch interessieren musste. Es war irgendwie wichtig. Aber warum nur?
„Argh.“
„Was ist los, Mia?“ Die Stimme meiner Oma klang besorgt. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, denn meins hatte ich gerade in den Händen vergraben und meine Augen geschlossen.
„Mein Kopf tut weh. Irgendetwas will mir nicht einfallen, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr entgleitet mir der Gedanke.“ Ich war versucht mit meinen Fäusten auf meinen Schädel zu hämmern, wagte aber zu bezweifeln, dass es etwas bringen würde.
„Mir geht es genauso“, sagte Hannes. „Deshalb liege ich still. So ist es leichter zu ertragen. Und meine Gedanken schwimmen einfach an mir vorbei. Einer nach dem anderen.“
Phoenix sah einen Moment lang nachdenklich aus, nahm sich dann aber einen Keks und schien sich dann nicht mehr für unsere Bemerkungen zu interessieren.
„Hey, was ist das da am Fenster?“ Blue deutete auf ein weißes Etwas, das es irgendwie geschafft hatte sich durch en Fensterrahmen zu schlängeln. „Cool, ob ich das wohl anfassen kann?“
„Das ist nur Nebel, du dummer Junge.“ Mathilda schenkte sich eine neue Tasse Tee ein. „Das kannst du nicht anfassen.“
Er stand trotzdem auf und griff nach dem weißen Nebelarm. Natürlich glitt seine Hand durch die formlose Substanz. Einen Moment lang lag ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht, dann grinste er.
„Irgendwie ist das cool. Komm doch mal her, Mia! Das ist wie, wie…“ Ich wartete, doch kein passendes Wort kam. „Es ist echt witzig.“
Irgendein kleiner Teil von mir sträubte sich dagegen dem Zeug zu nahe zu kommen. Wer konnte schon wissen, was passierte. „Das sieht nicht aus wie normaler Nebel…“
„Ach Quatsch. Und wenn schon. Sieht es so aus als hätte mir das irgendwie geschadet?“ Er grinste wieder.
Nein, so sah es ganz und gar nicht aus.
„Mäh“, machte Freundschaf und leckte meine Hand ab. Vielleicht hingen noch ein paar Kekskrümel dran.
„Komm schon her!“
Und trotzdem. Irgendetwas war mir daran nicht geheuer. „Ich esse lieber Kekse. Komm du lieber her bevor wir die alle aufgefuttert haben.“
„Ich mache sicher nicht nochmal so viele“, beschwerte sich Mathilda. „Es ist zwar schön mal wieder Gäste zu haben, aber ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich kann lange nicht mehr alles tun, was ich vor… vor wievielen Jahren sind wir nochmal zusammengekommen?“ Sie schaute Himmelrich an.
Der überlegte eine Weile. „Ich bin mir nicht ganz sicher… Irgendwie habe ich das Gefühl es ist eine ziemlich lange Zeit her.“
„Typisch. Du erinnerst dich ja nie an was.“ Sie schnaubte. „Es muss so vor achtzig Jahren gewesen sein, oder? Wenn ich uns so anschaue?“ Sie zwinkerte ihm tatsächlich zu, was mich etwas verwirrt sein ließ, ob ich grinsen, oder angeekelt sein sollte.
„Wenn du es sagst.“
„Irgendwie habe ich keinen großen Hunger auf Kekse.“ Phoenix schob ihren kleinen Teller, auf dem noch ein halber Keks und ein paar Krümel lagen, von sich.
„Sich nur von Keksen zu ernähren ist auch recht ungesund“, meinte Oma. „Vielleicht sollten wir tatsächlich langsam ans Abendessen denken.“
„Ist es denn schon Abend? Dieser ganze Nebel… alles ist weiß; da erkennt man ja nicht einmal die Uhrzeit!“, beschwerte sich Mathilda. „Aber du hast Recht, langsam könnte ich wohl auch etwas vertragen. Ich kann schnell in die Küche runtergehen und schauen was wir noch liegen haben.“
„Nein!“ Ich biss mir beinahe auf die Zunge, doch mein Ausruf war schon geschehen.
„Mia, Schatz, was ist los?“ Meine Oma runzelte die Stirn.
„Ich weiß auch nicht. Irgendwie… ich habe das Gefühl wir sollten den Raum noch nicht verlassen.“
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Nebel Blue komplett umwaberte. Es sah aus als wären seine Umrisse verschoben. Der Nebel war allerdings nicht ganz so dicht wie vor dem Fenster. Dort war immer noch alles weiß. Weiße Weihnacht. Ich kicherte. Auch, wenn das noch ein bisschen hin war.
„Warum sollen wir den Raum nicht verlassen? Was ist das für ein Blödsinn?“ Mathilda hatte sich bereits erhoben und starrte mich an. „Geht es dir gut? Soll ich ein Fieberthermometer holen und heiße Zitrone machen?“
„Es geht schon. Es sind nur diese schrecklichen Kopfschmerzen…“
Ein Gedanke durchzuckte mich wie ein Blitz, doch genauso schnell wie ein Blitz war er fort und ich konnte ihn nicht fassen. Die Nebelschwaden waren wirklich seltsam. Aus unerfindlichen Gründen schienen sie sich besonders um die Regale an der Wand zu sammeln.
„Dafür gibt es sowieso nur eine Medizin!“, rief Mathilda.
„Oh Gott, nein.“ Himmelrich wurde blass. „Nicht deine Kopfschmerzmedizin. Das kannst du dem Kind nicht antun. Danach geht es ihr nur noch schlechter.“
„Medizin muss schlecht schmecken. Nur dann hilft sie“, rezitierte Mathilda. „Das sage ich schon mein ganzes Leben lang.“
Sie wollte zur Tür gehen, aber es war wieder als wäre ein Blitz in meinem Kopf eingeschlagen und vor Schmerz krümmte ich mich über den Tisch. Autsch. Das fühlte sich auch so an wie ein Blitz. Sofort waren zwei besorgte ältere Damen um mich geschaart. Sogar Freundschaf hatte seit mehreren Minuten seine Schnauze nicht aus meiner Hand genommen und ich kraulte sein Fell ein wenig.
„Na, willst du mich auch trösten?“
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste mich noch stärker an.
„Keine Sorge. Ich höre nicht auf, dich zu streicheln.“ Dann wandte ich mich an meine Oma und Mathilda, die sich genauso Sorgen zu machen schien. „Keine Panik. Das mit den Kopfschmerzen wird schon.“ Ich versuchte mich an meinem besten Lächeln.
„Mäh“, machte Freundschaf und drückte sich noch enger an mich. Aus dem Augenwinkel schielte es Richtung Fenster.
Der Nebel hatte den kompletten Raum durchdrungen. Wie außerordentlich seltsam. Normalerweise fand Nebel den Weg nicht in Zimmer. Und selbst wenn, dann sah man vielleicht kurz verschwommen und dann war das erledigt. Vielleicht ein bisschen wie bei Wasserdampf? Ich hatte sowas noch nie gesehen, konnte es also nicht genau sagen. Seltsam.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Schhh, ist ja gut. Das ist bloß Nebel. Der tut dir nichts.“ Ich hörte trotzdem nicht auf, es zu kraulen und es kuschelte sich weiter an meiner Hand.
Auch die Hand meiner Oma war aus ihrer Tasche gekrochen. Auch seltsam. Sollten Hände normalerweise sowas machen? Wie war es nochmal dazu gekommen? Ich versuchte einen der Gedanken einzufangen, doch nur die Fragen blieben. So viele Fragen.
„Mmh.“ Hannes lag immer noch auf dem Tisch ausgestreckt.
War er schon immer ein Frosch gewesen? Es war schon so einiges an unserer Truppe seltsam. Aber irgendwie gehörten wir wohl schon zusammen. Wodurch das passiert war… das war wohl ein Rätsel, das ich nie lösen würde. Aber solange sie nur da waren, meine Freunde und meine Oma, interessierte mich das wenig.
Dunkel erinnerte ich mich, dass wir zusammen auch andere Menschen getroffen hatten. Recht viele sogar. Aber die meisten Gesichter waren genauso verschwommen wie der Nebel. Die waren wohl nicht so wichtig. Ich würde mich schon erinnern, wenn ich sie wiedersah.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Hey, der letzte Keks!“ Blue schnappte sich den Zitronenkeks, bevor jemand anderes überhaupt daran denken konnte, die Hand auszustrecken. „Jetzt müssen wir wohl in die Küche und was anderes zu essen suchen.“
Wieder ein Gedanke, ein wenig schwächer als zuvor und weit weniger schmerzhaft.
„Wir könnten doch vorher überlegen was wir essen könnten“, schlug ich vor. Ich wollte, dass sie im Raum blieben. Warum ich das wollte… keine Ahnung. Aber ich hatte irgendwo gehört, man sollte sich auf seine Gefühle verlassen.
„Wir müssten auf jeden Fall noch Rüben haben.“ Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck ließ sich Martha zurück in ihren Stuhl fallen. „Himmelrich, haben wir noch ein paar Kartoffeln?“
„Ich glaube schon. Ja, in der Vorratskammer.“
„Und Karotten?“
„Solange sie nicht von den Wühlmäusen gefressen wurden…“
„Fiese kleine Biester“, meinte Hannes nur. „Eine von denen hat mal fast mich gefressen. Die schrecken wirklich vor nichts zurück.“
„Dann muss sich Hannes wohl vom Garten fernhalten“, grinste Blue. „Oder wir müssen uns was gegen die Ratten einfallen lassen.“
„Mmh… Ratten…“ Phoenix‘ Augen nahmen einen seltsamen Ausdruck an und ein gruseliges Schmunzeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ich hatte da einen seltsamen Gedanken über die Verwendung von Ratten.“
Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, von dem ich nicht genau wusste, von wo er kam. Irgendetwas Wichtiges. Es gab so vieles Wichtiges, was ich gerade nicht greifen konnte. Oder…?
Nein. Eigentlich war da nichts. Was war schon ein normales Kaffeetrinken unter Freunden? Und wenn wir das jetzt auf ein Abendessen erweitern würden, umso besser. Ich wusste nicht einmal mehr wann wir Himmelrich und Martha zum letzten Mal gesehen hatten, aber es musste lange her sein. Und die beiden würden ja auch nicht ewig leben.
„Also Kartoffel-Rüben-Eintopf, oder so etwas in der Art. Wir finden schon eine Verwendung. Und danach schauen wir mal was wir gegen das Rattenproblem ausrichten können“, meinte ich.
„Was ist mit den Kopfschmerzen?“, fragte meine Oma.
Ich horchte ein wenig in mich hinein, doch außer einem dumpfen Pochen an meinen Schläfen schien das Schlimmste ausgestanden. „Das geht schon.“
„Hey!“ Blues Aufschrei ließ uns alle kurz innehalten. „Der ganze Nebel ist verschwunden!“
„Wurde ja auch Zeit“, grummelte Mathilda. „Jetzt können wir wenigstens im Garten sehen was wir noch an Gemüse haben.“
„Ach ja, das wollte ich schon seit einer Weile fragen…“ Phoenix, die anscheinend nicht mehr über Ratten nachdachte, deutete auf die Regale an der Wand. „Was ist eigentlich mit den ganzen Büchern dort? Wozu sind die da?“
„Ach die?“ Mathilda klappte ein Buch auf, das auf dem Tisch lag und warf es dann achtlos in Richtung eines der Regale. „Die sind leer. Ich weiß auch nicht genau wer das ganze Zeug hier zwischengelagert hat. Himmelrich, versprich mir endlich, dass wir den Schrott loswerden. Lauter leere Seiten. Was sollen wir denn damit?“
„Vielleicht könnte man… ich weiß nicht… was reinschreiben?“ Woher dieser Vorschlag gekommen war, wusste ich allerdings auch nicht.
„In all die Dinger? Da hätte doch niemand Zeit für. Nein nein, misten wir lieber erstmal aus. Aber du kannst dir gerne eins mitnehmen, wenn du magst.“

3 Kommentare:

  1. Okay, jetzt wirds unheimlich... schon mal drüber nachgedacht den Plot für einen Horrorfilm zu schreiben?

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    1. Ich hab auch das kalte Grauen gefühlt, als ich das geschrieben habe.
      Es war übrigens das Ende dieses Kapitels und der Anfang vom Nächsten, wo mir echt zum Weinen zu Mute war. "Versprich mir endlich, dass wir den ganzen Schrott loswerden"... *heul*

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    2. Nachvollziehbar... zu dem Punkt war ich glaub ich schon abgehärtet.

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