Die
Welt versank noch immer im Nebel als wir von unseren beiden
Lieblingsmitarbeitern des gesunden Menschenversands in Empfang genommen wurden.
Die beiden dürften mich erst einmal zur nächsten Toilette weisen, denn gesund
war diese Art des Transports für mich immer noch nicht. Immerhin schien es Blue
aufgeheitert zu haben.
Mich
allerdings nicht, denn ich hatte gerade festgestellt, dass ich mich an keins
der Märchen mehr erinnern konnte, die meine Oma mir früher vorgelesen hatte.
Auch als ich Freundschaf streichelte kamen nur ein paar Bruchstücke zurück, die
gerade noch reichten, um mir zu zeigen wie sehr ich vermisste, was ich
vergessen hatte.
„Was
machen wir jetzt mit dem Wunder?“, fragte Hannes. „Wir können es nicht
benutzen, um die Auswirkungen des Großen Roten Knopfs des Verderbens rückgängig
zu machen. Wir können es auch nicht benutzen, um mich zurückzuverwandeln. Wozu
brauchen wir es dann?“
Gute
Frage, nächste Frage.
Anders
als die kranken Wunder, die wir im Kloster gesehen hatten, hatte es einen
leicht silbrigen Schimmer an sich. Es sah aus wie ein Kind, nur etwas
transparenter und wesentlich kleiner. Es passte genau in die Armbeuge meiner
Oma, wo es, ausgestreckt über ihren Unterarm, schlief. Wenn es wach war, waren
seine Augen so riesig, dass es immer aussah als würde es dem interessantesten
Schauspiel der Welt zusehen. Wenn es schlief war es, nun ja, niedlich. Es tat
mir fast leid, dass wir überhaupt darüber nachdachten es für etwas zu
verwenden. Ähnlich wie die Plotbunnys, hatten uns die Nonnen erklärt, würde es
danach verschwinden. So sei einfach der Lauf der Welt.
„Wir
dürfen es nicht verschwenden“, war mein einziger Kommentar dazu.
„Vielleicht
sollten wir es dazu benutzen, dass dir beim Nutzen des gesunden
Menschenversands nicht mehr übel wird“, schlug Blue grinsend vor.
„Haha.
Ich habe doch gerade gesagt wir sollen es nicht
verschwenden.“
Polternde
Schritte gingen dem Mann voraus, der in die Eingangshalle des gesunden
Menschenversands gestürmt kam, die Enden seines Schnurrbarts wippend und mit
den Armen rudernd.
„Ihr
seid wieder da! Gott sei Dank!“, rief der Pilzeimajor und kam schlitternd vor
uns zum Stehen. Sein Kopf war so rot, dass ich mir Sorgen um seinen
Bluthochdruck machte. „Da ist ein riesiges Monster im Nebel! Es ist gigantisch
und kommt langsam auf uns zu. Ich habe Verstärkung angefordert, aber entweder
weinen die Pilzizisten ihren Geschichten hinterher, spielen mit Mietkatzen oder
trauen sich nicht an den Ort, wo der Große Rote Knopf des Verderbens aufbewahrt
wurde. Bitte…“ Der Schnauzer zitterte wieder, dieses Mal wohl vor Verzweiflung.
„Wir
schauen uns das an. Was haben wir schon zu verlieren?“ Blue zuckte mit den
Schultern. „Unsere erste Mission haben wir ja in den Sand gesetzt, also…“
Seine
Argumentation hatte zwar Schwachstellen, aber darin, dass wir uns das Monster
anschauen sollten, ließ sich nicht diskutieren. Instinktiv griff ich nach der
Feder um meinen Hals – nur um festzustellen, dass sie nicht warm war. Ich
spürte rein gar nichts. Alle Magie war fort.
„Phoenix…“
Sie
bemerkte meinen Blick und berührte die Feder leicht mit einer Fingerkuppe.
„Büchermagie“, flüsterte sie. „Ohne Geschichten bleibt nicht viel davon übrig.“
Ich
versuchte nach der Magie zu greifen und fand, dass vielleicht noch genug da
war, um eine kleine Schnittwunde zu heilen. Zu mehr würde ich wohl nie wieder
fähig sein.
„Immerhin
verliere ich so keine Lebenskraft mehr“, scherzte ich, obwohl ich am liebsten
angefangen hätte zu weinen.
„Monster,
Nebelschaden…?“, erinnerte uns Blue, der bereits sein Schwert gezogen hatte.
Wie
gesagt. Was hatten wir schon zu verlieren?
Der
Nebel war dicht wie eh und je, was sich ja bereits an der Haltestelle des
gesunden Menschenversands gezeigt hatte. Ein Teil der Landschaft hatte sich
allerdings gewaltig verändert. Ein dunkler Fleck im Nebel wurde immer größer.
Unförmig wie er war, konnten wir trotzdem erkennen, dass er locker fünfmal so
groß war wie das Gebäude, in dem der Große Rote Knopf des Verderbens aufbewahrt
worden war. Wenn ich den Nebel mit einrechnete, konnte es locker mehr sein. Ein
seltsames Stampfen erklang in regelmäßigen Abständen und der Fleck schwankte
hin und her. Ein Monster, allerdings.
„Ja!“,
schrie meine Oma.
„Äh…
ich wusste nicht, dass du so verzweifelt bist, dass du kein Problem damit hast
von einem riesigen Monster getötet zu werden“, merkte ich an.
„Mia,
das ist die Wandelnde Bibliothek! Himmelrich hat meine Nachricht bekommen!“
Beim
zweiten Blick konnte ich die Umrisse tatsächlich zuordnen. Wenn man genau
hinschaute, konnte man die Beine erkennen, die aus dem riesigen Buch
herausragten – auch wenn man selbiges noch nicht sehen konnte. Das bedeutete
auch, dass ich die Größe gewaltig unterschätzt hatte. Und es bedeutete…
„Hast
du etwa einen Plan? Warum hast du ihm geschrieben? Wann hast du ihm
geschrieben. Und wie, die Bibliothek
verändert doch ständig ihre Position!“
„Ich
habe ihm geschrieben als wir in Romantika einen Zwischenstopp eingelegt haben.
Und wie ich ihm geschrieben hatte…“ Ihr Grinsen konnte man nur als verschmitzt
bezeichnen. „Ich habe ihm eine Kurzgeschichte geschrieben, darüber wie ein paar
mutige Wrimos versuchen zu verhindern, dass der Große Rote Knopf des Verderbens
gedrückt wird und was das für Konsequenzen haben könnte.“
„Warum?“
Blue starrte immer noch auf den schwarzen Fleck, während der Boden unter uns
bebte und die Bibliothek näher kam.
„Ich
dachte bei so vielen Büchern in seiner Obhut, sollte ihn jemand vorwarnen, dass
alles bald verschwinden könnte. Oder was meint ihr?“
Dass
sie überhaupt daran gedacht hatte war genial. „Los, gehen wir hin!“
Das
war vermutlich meine Lieblingsstation unseres letzten Abenteuers gewesen. So
unendlich viele Bücher… die jetzt alle leer sein würden. Mein Enthusiasmus
minderte sich enorm. Aber wer konnte schon wissen was passiert war? Vielleicht
hatte die Wandernde Bibliothek ja Schutzmechanismen gegen Flüche. Vielleicht
gab es dort einfach zu viele Bücher, als dass der Große Rote Knopf des
Verderbens sie alle sofort hatte löschen können.
„Aber
ihr könnt doch nicht einfach… das ist ein Monster!“, protestierte der
Pilzeimajor.
„Das
ist kein Monster, das sind unsere Freunde!“, erklärte Blue. „Und so oder so,
entweder können sie uns helfen, oder sie brauchen unsere Hilfe.“
Wie
zuvor auch, dauerte es länger die Bibliothek zu erreichen, als wir gedacht
hatten. Die sah von Weitem einfach kleiner aus als sie war. Was wir auch nicht
bedacht hatten, war das Problem mit den Treppen und der Strickleiter. Der
Anfang der Treppenstufen war so weit über der Erde, dass wir keine Möglichkeit
hatten sie zu erreichen. Die Strickleiter baumelte zwar bis auf den Boden, aber
für Oma würde es schwierig werden sie hochzuklettern und für Freundschaf sogar
unmöglich.
„HUHU!!!“,
rief eine Stimme von oben. „Seid ihr das??? Martha??? Mia??? Blue, Hannes und
Freundschaf???“
„Himmelrich!“
Durch den Nebel war es schwer ihn auszumachen, aber ich erkannte eine winkende
Gestalt auf dem letzten Treppenabsatz und die Stimme kam mir sehr bekannt vor.
„Ich
habe einen Fahrstuhl gebaut, da am anderen Ende! Ich dachte mir die nächsten
Besucher sollten es etwas leichter haben hochzukommen, also…!!!“
Die
winzige Gestalt gestikulierte zum anderen Ende der Treppe, wo sich eine
seltsame Konstruktion aus dem Nebel schälte. Ein ganzer Wald von Seilen hing
bis auf den Boden und weiter oben schwebte ein Kasten. Klar, dass er nicht
einfach einen normalen Fahrstuhl bauen konnte. Sollte die Bibliothek jemals
über einen Hügel laufen (oder um einen herum, ein Bein auf der einen, das
andere auf der anderen Seite. Hey, sie war groß genug), bestand die Gefahr,
dass der Fahrstuhl am Boden zerschellte.
„Einfach
am roten Seil ziehen und dann kommt er bis auf eure Höhe!!!“, schrie
Himmelrich. Wenn der morgen nicht heiser war…
Die
Konstruktion sah immer noch nicht vertrauenerweckend aus, selbst als Blue sie mit
einem beherzten Zug am roten Seil nach unten gerufen hatte. Es war mehr ein
Bretterverschlag als ein Fahrstuhl.
„Mäh“,
machte Freundschaf und stellte sich als erstes hinein.
Vermutlich
erinnerte es sich noch daran wie es das letzte Mal auf die Treppe gekommen war.
Ich konnte ihm keine Vorwürfe machen, dass es den Fahrstuhl bevorzugte. Allein
die Tatsache, dass wir ohne Treppensteigen direkt bis zur Eingangstür der
Wandernden Bibliothek kamen, war eine definitive Verbesserung. Das letzte Mal
hatte es damit geendet, dass Blue meine Oma getragen hatte. Ich fand die Zeit ziemlich langseilig, was wohl daran
lag, dass es wirklich ein verdammt langes Seil und ein verdammt langer Weg bis
nach oben waren.
Himmelrich
erwartete uns bereits am obersten Treppenabsatz, um den Fahrstuhl abzuschalten,
sobald wir angekommen waren.
„Hallo!“,
sagte er, endlich in normaler Lautstärke. „Wie findet ihr die Strichleiter? Die Treppe war irgendwie nicht so praktisch. Also habe
ich eine Leiter gedruckt. Gut, oder?“
„Gedruckt?“
„Naja, aus Buchstaben zusammengebaut. Aber irgendwie
fängt sie an nicht mehr zu funktionieren. Genau deshalb wollte ich mich euch
reden. Hier läuft gerade so Einiges schief“, fuhr er fort.
Jetzt wo er es sagte… die Wandernde Bibliothek war
wirklich etwas anders als vorher. Sie schien sich wesentlich langsamer zu
bewegen und die Beine wirkten irgendwie schwerfälliger, als würden sie es kaum
schaffen einen Schritt vor den anderen zu tun. Die geheimnisvolle, mit
Buchmagie durchdrungene Aura vom letzten Mal hatte ebenfalls gelitten.
Irgendetwas fehlte.
„Vermutlich sind es die Geschichten. An einem Ort, wo
so viele davon zusammenlaufen – eigentlich alle, die es gibt – muss es die
schlimmsten Auswirkungen haben“, mutmaßte Phoenix. Sie hatte die Bibliothek
zwar noch nie gesehen, aber wir hatten ihr lang und breit davon berichtet.
„Immerhin scheint der Verfall langsamer vonstatten zu gehen als im Rest des
NaNo-Landes.“
Und bei mir. Nicht einmal an die einfachsten Märchen
konnte ich mich noch erinnern. Ich wusste zwar, dass Hannes aus einem stammte,
aber der Name war mir noch nicht wieder eingefallen. Wie es endete wusste ich
nicht, wie es anfing auch nicht. Irgendwann würde er für mich vielleicht
einfach ein seltsamer Frosch sein. Und momentan sah es so aus als könnten wir
dagegen nichts tun.
„Wie hast du davon erfahren, dass der Große Rote Knopf
des Verderbens gedrückt wird?“ Blue betrachtete Himmelrich mit einem beinahe
misstrauischen Blick.
„Marga hat mir geschrieben.“ Er schenkte ihr ein
trauriges Lächeln. „Eine der Federn hat Bescheid gegeben, als eine
Kurzgeschichte, die sie aufgeschrieben hat, direkt an mich und Mathilda
adressiert war. Darin hat sie den ersten Teil eurer Abenteuer grob beschrieben.
Wir waren immer auf dem neusten Stand.“
„Oma! Bist du die neue Steph oder was?“ Die hatte sich
übrigens auch lange nicht mehr gemeldet. Hatte sie uns schon vergessen?
„Das ist eher eine Biographie als ein Buch, würde ich
sagen. Ich schreibe ja nur was wirklich passiert ist“, meinte sie.
„Und was bringt uns das jetzt?“, warf Blue ein. „Wir
sind gerade rechtzeitig hier, um zuzusehen wie die Wandernde Bibliothek
auseinanderfällt.“
„Marga sieht aus als hätte sie einen Plan.“ Hannes
starrte sie von meiner Schulter aus an.
„Weniger ein Plan als mehr eine Idee“, gestand sie.
„Und die wäre?“ Selbst Phoenix sah neugierig aus.
„Hier gibt es doch den Schreibtsich, der recht schnell
Bücher schreiben kann. Falls wir die irgendwie dazu bringen könnten die
Geschichten neu zu schreiben…“
„Aber die haben sie sicher auch vergessen!“, warf Blue
ein. „Jeder hat das! Ganz zu schweigen davon, dass es ewig dauern würde; wir
reden hier von allen Geschichten, die jemals geschrieben wurden!“
Da musste ich ihm leider Recht geben. Wir bräuchten
schon ein Wunder, um… „Das Wunder!“
Alle drehten sich zu mir um und starrten mich an.
„Wir nehmen das Wunder, um die Sache zu
beschleunigen!“ Das schlummerte mittlerweile übrigens in der Handtasche meiner
Oma.
„Aber es erinnert sich niemand an die Geschichten!“
Blue war immer noch nicht überzeugt.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Freundschaf erinnert sich“, bestätigte Oma. „Und mit
einem Wunder sollte es zu schaffen sein beides miteinander zu vereinbaren. Der
Schreibtsich und Freundschafs Erinnerung an die Geschichten… das könnte
funktionieren.“
„Na dann nichts wie hin und es ausprobieren!“ Blue
stürzte durch die Eingangstür und kollidierte beinahe mit Mathilda, die wohl
hinausgekommen war, um uns zu begrüßen.
„Huh!“, brachte sie nur hervor und ein Stapel Bücher
verteilte sich vor unseren Füßen.
„Tut
mir leid. Ich…“
Mathilda
ignorierte ihn vollständig und deutete stattdessen auf die Bücher. „Himmelrich!
Um Gottes Willen, es sind noch welche leer.“ In den zusammengekniffenen Augen
hinter der Brille sammelten sich Tränen. „Und ich weiß nicht mal was es für
Bücher waren… Tu doch was!“
Sie
bewarf ihn mit dem letzten Buch, das sie in der Hand gehalten hatte und schlug
dann die Hände vor den Mund. Zärtlich sammelte sie es unter großer Anstrengung
auf und strich den Dreck vom Einband.
„Das
hatten wir gerade vor“, meinte Himmelrich lächelnd.
„Ehrlich?
Na was steht ihr dann hier noch rum? Husch, husch!“ Sie verschwand ins Innere.
„Und räumt die Sauerei da draußen auf!“
„Ich
weiß wirklich nicht wie der es tausend Jahre lang mit ihr ausgehalten hat“,
zischte Blue aus dem Mundwinkel.
„Beeil
dich“, meinte Phoenix nur. „Wir haben das NaNo-Land zu retten.“
„Halt!“
Das war Hannes, der in mein Ohr gebrüllt hatte.
„Au!“,
beschwerte ich mich.
„Sorry,
aber… bevor wir ein Wunder verschwenden… Sollten wir nicht warten bis der
Nebelschaden alle Bücher vernichtet hat? Egal wieviele jetzt neu geschrieben
werden, sie würden doch sofort wieder verschwinden, oder nicht?“
Das
ließ mich tatsächlich innehalten. Der Pilzeimajor hatte etwas Ähnliches gesagt.
Oder waren es die Nonnen gewesen? Bei den ganzen Zwischenstationen verlor ich
langsam den Überblick – oder das war auch die Wirkung des Großen Roten Knopfs
des Verderbens? Mein Kopf tat weh von dem ganzen Chaos.
„Das
Problem dabei“, meinte Phoenix, die nachdenklich schaute „ist, dass es genauso
gut sein könnte, dass wir bis dahin vergessen haben, was wir tun wollten.
Immerhin sind wir auch eine Geschichte.“
So
oder so saßen wir ganz schön in der Zwickmühle.
„Und
wie würden wir wissen, dass alles gelöscht ist und wir anfangen können es
wiederherzustellen? Und würde das Wunder so lange durchhalten, oder hat das
auch mit Büchern und Geschichten zu tun und würde verblassen?“ Hannes hatte
sich richtig in Rage geredet. „Das ist alles viel zu gefährlich!“
Ich
machte gerade meinen Mund auf, um ihn anzubrüllen, da sprach meine Oma aus, was
ich dachte. Wenn auch wesentlich höflicher, als ich es getan hätte.
„Und
was ist die Alternative?“ Sie sah in die Runde. „Wir benutzen das Wunder jetzt,
und was dann? Dann schreiben wir Geschichte über Geschichte auf, und nachdem
sie fertig ist, wird sie sofort wieder gelöscht, bis wir die nächste haben?“
Sie schüttelte den Kopf. „Wir würden uns vielleicht daran erinnern, dass es
etwas gab, das wir vergessen haben. Vielleicht würde uns ab und zu ein Märchen
wieder einfallen. Aber das wäre es dann auch schon. Das ist auch keine Lösung.“
Blue,
mit dem Stapel Bücher im Arm, die er aufgesammelt hatte, schüttelte den Kopf.
„Nein, ist es nicht. Aber was, wenn Hannes Recht hat? Was, wenn wir alles
vergessen?“
„Dann
erinnern wir uns immerhin nicht daran, dass wir etwas vergessen haben. Wir
würden es nicht einmal vermissen.“ Ich hörte denselben Schmerz in ihrer Stimme,
den ich in meiner Brust spürte.
Bei
dem Gedanken zog sich in mir alles zusammen. Ich würde nicht einmal wissen,
dass ich eine Geschichte geschrieben hatte. Gerade erinnerte ich mich zwar an
gar nichts mehr was sie betraf, aber immerhin wusste ich, dass ich es mal
geschafft hatte innerhalb eines Monats eine ganze Geschichte zu schreiben.
Andererseits…
ich konnte meine Oma verstehen. Wenn ich daran dachte, dass es mir den Rest
meines Lebens so gehen würde, dass ich immer vermissen würde, an was ich mich
nicht einmal erinnerte… viele Leute würden es nicht aushalten.
„Hast
du daran gedacht, wie die anderen Menschen darauf reagieren könnten?“, fragte
ich Hannes vorsichtig. „Sich immer so fühlen, als hättest du etwas wichtiges
vergessen, ohne zu wissen, was es ist? Und gleichzeitig würdest du wissen, dass
du es niemals zurückbekommen kannst.“
„Oh.“
Er sah wo das hinführen würde.
„Ich
kann verstehen, dass besonders du Angst hast; immerhin bist du noch mehr Teil
einer Geschichte als wir anderen. Aber das ist einfach keine Lösung.“
Der
Frosch auf meiner Schulter kniff die Lippen zusammen und seufzte. „Nein, das
ist es wohl nicht. Also, was machen wir?“
Alle
sahen gebannt zwischen meiner Oma und mir hin und her. Als hätte ich eine
Ahnung davon was wir zu tun hatten und wie das alles funktionierte!
„Wir
setzen uns in den Raum mit dem Schreibtsich und warten darauf, dass draußen der
Nebel verschwindet“, meinte meine Oma nachdenklich. „Und dann hoffen wir, dass
wir noch genug von unseren Erinnerungen haben, um zu wissen, was wir tun
müssen. Und am besten geht niemand von uns aus dem
Zimmer sobald wir uns gesetzt haben.“
„Warum das?“ Hannes schaute sie fragend
an.
„Wir wissen immer noch nicht genau wie das
mit den Geschichten und Erinnerungen zusammenhängt. Was, wenn einer den Raum
verlässt, und die anderen vergessen, dass er zur Gruppe gehört? Was, wenn
derjenige vergisst, was er draußen wollte, oder wie er zurückkommt, und irrt
alleine durch den Nebelschaden?“
Das machte dann wohl Sinn. Und mir machte
es Angst.
„Keine Sorge.“ Meine Oma hatte wohl meinen
Gesichtsausdruck bemerkt. „Das wird schon werden.“
In dem Satz war mir ein wenig zu viel Hoffnung. Aber hatten wir überhaupt eine andere Wahl?
In dem Satz war mir ein wenig zu viel Hoffnung. Aber hatten wir überhaupt eine andere Wahl?
„Dann
wenigstens mit Tee und Keksen“, grummelte Blue. „Ich bin am Verhungern.“
Ich weiß zwar nicht was du da am Ende verlinken wolltest... aber es geht nicht.
AntwortenLöschenIm Übrigen finde ich es wirklich unheimlich, wenn ich bedenke dass ich all meine Geschichten einfach vergessen könnte... ein bisschen erinnert mich das Szenario gerade an "Die unendliche Geschichte" ^^
Ich weiß nicht wie der Link da reingekommen ist... da soll keiner sein. Deshalb verlinkt es auch nichts. ^^
LöschenJa, je mehr ich daran geschrieben und über die Konsequenzen nachgedacht habe, desto gruseliger fand ich das auch.
Aber dann warte erstmal das nächste Kapitel ab. Da hätte ich fast angefangen zu weinen. Und das soll was heißen. Ich bin gespannt, ob du dir denken kannst an welcher Stelle das war.
Alles klar... gut zu wissen ^^
LöschenMmh, jetzt bin ich gespannt... das du anfängst fast zu weinen heißt wirklich was. Gerade bin ich überfragt... aber es ist ja auch schon wieder fast drei Jahre her wo wir uns die Geschichte ausgedacht haben XD