Donnerstag, 24. Dezember 2015

Freundschafs Flucht

Interessanterweise habe ich gestern tatsächlich etwas geschrieben, wenn auch nicht das nächste Kapitel von Mission Freundschaf. Allerdings habe ich eine kleine Szene von Freundschafs Flucht vor denjenigen, die seine Verwandtschaf eingesperrt haben. Das ist noch vor Mission Plotbunny passiert, bevor Freundschaf zu den Nonnen gekommen ist.
Also, wen es interessiert, hier als kleine Weihnachtszusatz eine kleine Szene. :)
 

„Mäh“, machte Freundschaf und begann zu rennen. Hinter sich hörte es immer noch die verzweifelten Rufe seiner Verwandtschaf.
Was es am meisten wollte, war umzukehren und der seltsamen Frau, die heute aufgetaucht war, seinen Kopf in den Hintern zu boxen. Allerdings gab es da auch noch die Männer, die ihr halfen und die würden es sofort fangen. Also rannte es weiter und unterdrückte das nächste Mäh, das in ihm Aufstieg. Es musste leise sein, besonders, da hinter ihm nun Schritte erklangen. Menschlich, oder doch schaflich?
Die Wiese dämpfte das Geräusch so sehr, dass es unmöglich zu sagen war. Die Dunkelheit macht es auch nicht gerade leichter. Andererseits wäre es bei Tageslicht noch schlimmer über eine freie Ebene zu fliehen. Die Schritte kamen näher und Freundschaf wurde schneller.
Noch immer schlug sein Herz wie das einer Maus, noch schneller als seine Schritte. Warum hatten diese Menschen angefangen seine Verwandtschaf zu fangen? Warum hatte jemand ihre Versammlung unterbrochen? Das große Familientreffen gab es jedes Jahr, doch noch nie war so etwas passiert.
„Määähh“, machte es hinter ihm.
Sofort blieb Freundschaf stehen. Egal wie groß seine Angst war, es würde seine Freunde nicht im Stich lassen. Es hieß nicht umsonst Freundschaf.
Kurze Zeit später erschien Lichtschaf neben ihm. Freundschaf hatte es bereits an seinem „Määähh“ erkannt. Immerhin leuchtete es gerade nicht, was eine dumme Angewohnheit von ihm war. Stattdessen liefen sie nun Seite an Seite durch die Dunkelheit. Die Rufe vom Rest der Verwandtschaf hinter ihnen waren mittlerweile verstummt. Wie eine schwere Wolldecke senkte sich die Stille über die Wiese. Normalerweise hatte Freundschaf nichts gegen Wolle, aber jetzt fühlte es sich an als würde es daran ersticken.
Hinter ihnen erklangen wieder Schritte und dieses Mal waren sie unverkennbar menschlich. Ohne sich abzusprechen begannen die beiden Schafe noch mehr zu rennen. Was wollten die komischen Menschen nur mit ihnen? Egal. Erstmal weg.
Neben ihnen tauchte ein kleiner Busch aus dem Dunkeln auf. Schon war er vorbei, lag hinter ihnen und sie mussten dem nächsten ausweichen. Mehr und mehr Büsche waren es an denen sie vorbeikamen und vor ihnen wurde die Nacht dunkler. Sie waren dem Waldrand nah und die Bäume ragten als schwarze Mauer in den Himmel.
Eine Stimme fluchte und Freundschaf hörte das Brechen von Zweigen. Anscheinend war ihr Verfolger in einen Busch gelaufen und hängen geblieben. Das Geräusch kannte es. Zu oft war eine seiner Freunde mit seiner Wolle hängen geblieben und hatte mähsam befreit werden müssen. Das war ihre Chance. Wenn Sie jetzt den Wald erreichten, konnten sie vielleicht entkommen.
Freundschaf wich einem weiteren Busch aus, doch ein Krachen neben ihm sagte ihm, dass Lichtschaf es nicht geschafft hatte. Ein klägliches "määähh!" bestätigte die Vermutung. Noch schlimmer war das sanfte Leuchten, das nun von ihm ausging. Es hatte sich zwar auf dem Busch befreit, doch ein Zweig musste es an der Nase getroffen haben. Sein gesamtes weißes Fell hatte begonnen so hell zu strahlen wie eine Glühbirne. Auf der dunklen Wiese war es nicht mehr zu übersehen.
"Määähh!", machte Lichtschaf und deutete mit dem Kopf auf den Wald.
Dann drehte es sich um und begann in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen waren. Jeder Zweig in seinem Fell war durch das Leuchten zu sehen. Jeder Busch, an dem es vorbeilief, wurde für einen Moment angestrahlt. Dann bog es schaf nach rechts ab.
„Hey, du Mistvieh!“, rief eine menschliche Stimme.
„Määähh!“, machte Lichtschaf höhnisch und sauste als heller Fleck davon.
 Freundschaf stand allein auf der nun wieder dunklen Wiese. Der Schatten, der seinem Freund folgte, kam Lichtschaf näher und näher, doch die beiden waren so weit weg, dass Freundschaf nicht einmal mehr die Rufe hören konnte.
Es konnte nichts tun. Sein trauriges "mäh" wurde von der Stille der Nacht geschluckt. Nach einem letzten Blick auf den leuchtenden Punkt, der mittlerweile strampelnd zurück in die Mitte der Wiese geschleppt wurde, drehte Freundschaf sich um und verschwand im schützenden Wald.

1 Kommentar:

  1. Ein kleines Prequel zu Freundschaf an Weihnachten... das ist doch mal ein schönes Geschenk Kim, wenn auch eine traurige Geschichte :)

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