Freitag, 4. Dezember 2015

34. Kapitel



Sobald ich aufwachte, wusste ich, dass wir bereits unterwegs waren. Durch das Bullauge fiel Licht in die Kajüte. Phoenix war nicht mehr in ihrem Bett und dafür, dass es Dezember war, war das Licht ganz schön hell. Ich musste ziemlich lange geschlafen haben, also beeilte ich mich mit dem Anziehen und verließ meien Kajüte. An Deck waren alle schon schwer beschäftigt.
„Schmeiß das Segel!“, rief Lurz und die Piraten warfen das Segel in die Luft, das sich wie durch Magie entfaltete.
"Es war leicht, zu viert den Mast an die Rah zu hängen", meinte gerade ein Pirat zu einem anderen, als beide an mir vorbeigingen.
Öhm, so ganz richtig hörte sich das nicht an. Allerdings würde ich Lurz nicht in Frage stellen. Er war der Kapitätän dieses Schiffes und bisher hatte er uns immer ans Ziel gebracht.
Meine Oma stand neben ihm an der Reling und sah dem emsigen Treiben zu. „Was gibt’s Neues?“, fragte ich sie.
„Wir sind auf dem Weg zur österreichischen Grenze. Hoffen wir jedenfalls. Zumindest werden die Krabben immer mehr“, antwortete Lurz an ihrer Stelle.
Erst jetzt bemerkte ich die Krabben, die auf einem Großteil des Decks verteilt waren.
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„Das sind ja viele.“
Mehrere Piraten waren damit beschäftigt die Krabben zurück ins Wörtermehr zu schaufeln. Andere wiederum fingen sie und versuchten zu vergleichen wieviele mehr oder weniger als beim letzten Mal sie gefangen hatten.
„Falls du es schon vergessen hast, es liebt jemand im Frachtraum“, überhörte ich eine weitere Unterhaltung der Piraten.
Unweigerlich musste ich mich fragen, ob das Oma und Lurz gewesen waren. Gleich danach wollte ich den Gedanken am liebsten zurücknehmen. Um mich abzulenken schnappte ich mir eine Schaufel und half dabei die traurigen, winkenden, zwinkernden und einen umarmenden Krabben zurück in ihren Lebensraum zu schaffen.
Ich hörte erst auf, als mir jemand auf die Schulter tippte. Es war Phoenix, die mir die Schaufel abnahm und bedeutete zu meiner Oma zurückzugehen. Ich musste zugeben, dass sie wesentlich effektiver arbeitete als ich. Innerhalb kürzester Zeit schaffte sie es mindestens doppelt so viele Krabben über Bord zu befördern wie ich. Ein Zombie zu sein schien auch Vorteile zu haben.
Da sie mich abgelöst hatte, stellte ich mich wieder zu Oma und Lurz. Letzterer hielt gerade Omas Händchen, das sich bei ihm fast genauso wohl zu fühlen schien wie bei seiner ursprünglichen Besitzerin.
„Ich glaube wir sind bald da“, meinte Lurz. „Die See wird unruhig.“
Diese Aussage behagte mir gar nicht. „Was meinst du damit?“
„Wenn ich einbeziehe was ich bisher über die Übergänge zwischen Regionen und Welten gehört habe, wehren sie sich meistens dagegen passiert zu werden. Wir werden vermutlich bald auf Widerstand stoßen.“
Das letzte Mal, als wir gegen das Wörtermehr gekämpft hatten, oder eher gegen die Kreaturen, die es bevölkerten, hatten wir einige Piraten verloren. Sollte das hier auch nur annähernd so schlimm werden, hatten wir ein Problem. Automatisch sah ich mich nach Blue um. Ich meinte einen blauen Haarschopf ganz am anderen Ende des Schiffs ausmachen zu können, aber wegen der ganzen Krabben und dem Gewusel an Deck, war das schwer zu sagen. Ob der Trank mittlerweile wohl seine Wirkung verloren hatte? Es ging langsam auf Tag drei zu.
Ich suchte mir meinen Weg durch das Chaos, darauf bedacht nicht aus Versehen auf eine Krabbe zu treten. Tatsächlich entpuppte sich der blaue Haarschopf als Blue, der mit Chuck ein paar neue Schwerttechniken einstudierte. Das war vermutlich eine gute Vorbereitung auf das, was uns erwartete, zumindest falls Lurz Recht hatte. So wie ich das NaNo-Land kannte, hatte er vermutlich Recht.
Blues Leistung ließ nach sobald er mich erspähte. Chuck, der vorher eine Minute gebraucht hatte, um Blue zu entwaffnen, schaffte das nun in einer einzigen Sekunde.
„Konzentrier dich!“, fuhr er seinen Schüler an und der senkte schuldbewusst den Blick.
Also doch noch der Liebestrank. Wenn Blue sich beim Üben mit dem Schwert nicht konzentrieren konnte, bedeutete das, dass er immer noch auf Wolke Sieben festsaß. Normalerweise war er nur bei zwei Sachen fokussiert: Beim Kämpfen und beim Essen.
Um das Training nicht weiter zu stören entfernte ich mich ein wenig vom Kampfplatz und lehnte mich stattdessen über die Reling, um das Wasser zu beobachten. Vielleicht konnte ich ja eine Gefahr erkennen, bevor sie uns vollkommen überrumpelte. Und während eines Kampfes sollte ich mich vielleicht lieber von Blue fernhalten, um ihn nicht abzulenken.
Das Schiff flitzte fast eigenartig über das Wörtermehr. Es schien als hätte es weniger Tiefgang als es haben sollte. War das schon immer so gewesen? Konnte Lurz‘ Schiff fliegen? Zutrauen würde ich es ihm irgendwie. Und Blues Gesicht zu sehen, wenn er herausfand, dass er auf einem fliegenden Schiff war, wäre auch witzig.
"Hoffen wir mal, dass das Schiff schwerf genug ist", meinte meine Oma, die neben mir aufgetaucht war, während Lurz irgendetwas mit ein paar seiner Mannschaftsmitglieder besprach.
„Schwerf?“
„Eine Mischung aus Schwert und schnell“, erklärte sie.
Ich konnte nicht umhin mir das Schiff als eine Klinge vorzustellen, die durch das Wasser des Wörtermehrs schnitt, Wörter durchtrennte und diese sich hinter uns zu gruseligen Kreaturen wieder zusammensetzten. Meine Fantasie spielte mir auch einen Streich, denn ich meinte dunkle Schatten unter dem Bug ausmachen zu können und schauderte.
„Dann hoffe ich auch, dass wir schwerf genug sind“, meinte ich nur.
Ein dunkler Schatten raste plötzlich auf mich zu. Es ging zu schnell, als dass ich mich hätte ducken oder verteidigen können. Ein metallisches Geräusch erklang, dann stand Phoenix neben mir, die Schaufel schwingend, mit der sie gerade noch Krabben aufgelesen hatte. Hinter mir platschte etwas zurück ins Wasser, aus dem es gekommen war. Also war es doch nicht meine Fantasie gewesen.
„Was zum Teufel war das?“ Ich entfernte mich augenblicklich von der Reling und zog meine Oma mit mir.
Alle auf dem Schiff schienen den Vorfall mitbekommen zu haben, denn die Piraten hatten alles zur Seite gelegt und spähten misstrauisch Richtung Reling.
„Das sah aus wie ein Angriff von Vererben“, meinte Phoenix. „Wer-Verben“, erklärte sie auf meinen verwirrten Blick hin. „Das sind Wörter, die sich im Wörtermehr neu gebildet haben und sich nun dadurch verbreiten, dass sie andere Wörter anstecken.“
Sie schüttelte ihr Bein und ein Wesen, das nur aus Buchstaben zu bestehen schien, schlitterte über das Deck. Es war in ihrem Bein verbissen gewesen. Nun floppte es auf den Holzdielen herum.
„Mir tot mein Bein weh“, beschwerte sich Phoenix.
Hatten Zombies tote Gliedmaßen? Darüber konnte ich nicht weiter nachdenken, denn ein Schrei auf der anderen Seite des Schiffes kündigte auch dort einen Angriff an. Auf unserer Seite begannen ebenfalls die Kreaturen aus Buchstaben die Reling empor zu kriechen.
Blue war sofort an unserer Seite und zusammen begannen wir die Buchstabenmonster dorthin zurückzuschicken, wo sie hergekommen waren. Was etwas nervig war, war dass Blue zu versuchen schien alle Kreaturen davon abzuhalten mir auch nur annähernd nah zu kommen. Soviel zu meinem Vorhaben mich von ihm fernzuhalten, um ihn nicht abzulenken.
„Ich kann auf mich selbst aufpassen, weißt du?“, meinte ich und verpasste einem der Wer-Verben einen Schlag mit der Schaufel, die Phoenix mir überlassen hatte. Sie kam auch ohne gut klar.
Blue schlägt mit der Schaufel nach einem weiteren Wörtermehrbewohner und er fällt über Bord, sich mehrmals um sich selbst drehend.
Blue wirkt verärgert, ohne dass ich verstehe, warum.
„Es ist, weil du schon wieder ins Präsens gegangen bist!“, schreit er und fuchtelt mit seinen Fingern vor seiner Nase herum. „Man sollte meinen, dass es nicht so schwer ist, in einer Zeit zu bleiben, oder, Steph?“
Oh. Das hatte ich gar nicht bemerkt. Allerdings bewies das wohl, dass Steph noch immer an unserer Geschichte arbeitete, ob das jetzt gut oder schlecht war. Jedenfalls schien sie ihren Fehler korrigiert zu haben, denn ich befand mich wieder im Präteritum. Auch den Gedankengang würde ich wohl verschieben müssen, denn mehrere Wer-Verben belagerten Phoenix und ich benutzte die Schaufel, um sie abzukratzen so gut ich konnte.
„Das schmerzt mich innerleich“, grummelte sie und presste eine Hand auf ihren Brustkorb, wo eine große Wunde klaffte.
Wie um Himmels Willen hatten diese Viecher so einen Schaden anrichten können? Zielsterbig steuerte Phoenix aber schon wieder auf die nächsten Angreifer zu. Vielleicht war sie in Wirkleichkeit doch nicht so verletzt wie es schien. Immerhin war sie schon tot. Andererseits wollte ich kein Risiko eingehen, denn sie einmal sterben zu sehen hatte mir für den Rest meines Lebens gereicht.
„Oh je. Noch mehr“, murmelte Blue, der mit seiner Tirade auf Steph anscheinend fertig war. Und sie schien Rache zu nehmen.
Mehrere neue Kreaturen kletterten die Reling hinauf. Sie waren unförmig und sahen aus wie dunkle Säcke, die bis zum Rand mit Wörtern gefüllt waren.
„Das sind Symblobs“, erklärte meine Oma, nachdem sie einen von ihnen mit ihrem Regenschirm pulverisiert hatte – oder vielmehr mit dem Starb, der darin verborgen war. „Verwandte der Symbolde. Vermutlich sind sie sauer darauf, dass wir ihre Vettern das letzte Mal besiegt haben.“
Na super. Rachsüchtige Wortgebilde. Was hatte Steph als nächstes zu bieten? Ein wenig konnte ich nachvollziehen warum Blue sich manchmal so über sie aufregte. Andererseits schrieb sie eine Geschichte und Geschichten sollten spannend sein. Wenn dazu eine Attacke von Ververben und Symblobs nötig war...
„Ich raste bald tot aus, wenn das nicht aufhört“, knurrte Phoenix.
Auf einmal hörte sie sich gefährlich an. Sie warf ihren freien Arm in die Luft, um ein paar von den Ververben abzuschütteln und gleichzeitig einige Symblobs platzen zu lassen. Okay… ich hatte bisher nicht gewusst, dass sie ihre Körperteile abnehmen konnte. Dann wiederum war sie ein Zombie. Vielleicht sollte ich mich doch mal über Zombies informieren, jetzt wo eine Freundin von mir einer war.
„Och neeee…“, seufzte Blue.
Wieder neue Kreaturen kamen über die Reling gekraxelt. Sie waren geformt wie Kommas, bestanden aber ebenfalls aus vielen verschiedenen Buchstaben.
„Das sind Kommadaten, die Kommandanten der Symblobs“, erklärte Blue, während er eins von denen, das mir zu nahe kam, mit einem Hieb seines Schwertes zerstörte.
„Hör endlich auf mich zu verteidigen! Das kann ich alleine“, meinte ich.
„Wenn ich das nicht mache, kann ich mich aber nicht konzentrieren!“, sagte er.
Wir funkelten uns an, wurden aber von einem Symblob unterbrochen, der diesen Moment genutzt hatte, um zu versuchen uns hinterhältig zu erwischen. Blue schlug mit seinem Schwert im selben Moment zu, in dem ich dem Symblob einen Hieb mit der Schaufel versetzte. Das Teil wurde regelrecht geplättet.
„Siehst du?“, sagte ich. „Ich komme klar.“
„Dann eben ein Kompromiss.“ Der ließ echt nicht mit sich reden. „Wir kämpfen gemeinsam.“
Normalerweise war Blue derjenige, der überall im Kampfgeschehen herumsprang und versuchte so viele Feinde zu erledigen wie möglich. Für ihn war das vermutlich tatsächlich ein Kompromiss. Ganz zu schweigen davon, dass wir dem Vieh eben ganz schön zugesetzt hatten.
„Meinetwegen.“
Unsere neue Taktik wurde sogleich auf die Probe gestellt, als eins der Kommadaten den Regenschirm meiner Oma festhielt, sodass sie sich nur noch schwer verteidigen konnte. Gegen Blue und mich gemeinsam hatte es jedoch keine Chance.

3 Kommentare:

  1. Kleiner Fehler... Und währnend eines Kampfes sollte ich mich vielleicht lieber von Blue fernhalten.

    Bist du absichtlich ins Präsens gerutscht oder war das ein Versehen was du im Nachhinein so aufgelöst hast? Cooler Kampf übrigens, vor den Kommadaten hätte ich definitiv die meiste Angst!

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    1. Das war Absicht und tatsächlich auch ein Fehler aus dem Forum. Aber da mir das Gleiche auch schon passiert ist, hat es ganz gut gepasst. ^^

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    2. Stimmt, das trifft sich dann ganz gut... ist mir bisher glaub ich noch nie bei einer Geschichte passiert, nur in der Drachenschenke mal, weil wir da eigentlich immer im Präsens schreiben.

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