Starlight hatte uns tatsächlich im gleichen
Hotel unterbringen können wie das erste Mal, als wir Technopolis besucht
hatten. Viel hatte sich seitdem nicht geändert - es war auch erst etwas über einen Monat her, dass wir das letzte Mal hier gewesen waren - und ehrlich gesagt waren wir zu müde, um groß nach Veränderungen zu suchen.
Am nächsten Morgen ging es früh los ins Froschungslabor, wo uns
Augustus Fischer, der Direktor der Einrichtung, begrüßte wie alte Freunde.
„Wie schön, dass wir euch wieder helfen
können! Die Sache mit den NaNo-Bots hat uns ganz schön Publicity eingebracht.
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir so eine große Rolle bei der Rettung
des NaNo-Landes spielen könnten.“
Aha. Daher wehte also der Wind. Vermutlich
erhoffte er sich einfach, dass sein Froschungslabor wieder in den Schlagzeilen
landete.
„Wollt ihr sehen, was wir seit eurem letzten
Besuch alles entwickelt haben?“
„Au ja.“
Blue war immer noch ein wenig weiß um die
Nasenspitze, da wird den Teppich benutzt hatten, um zum Labor zu kommen.
Heinrich parkte auf einem der Dächer der Einrichtung und wartete darauf, dass wir zurückkamen, um sofort zum nächsten Ort unserer Reise zu fliegen. Das hier schien Blues Ablenkung davon zu werden, dass ein weiterer Tripp mit dem FF unausweichlich war.
Ich dachte mir im Stillen nur, dass sie
innerhalb von einem Monat vermutlich nicht so viele Fortschritte gemacht hatten
wie der Direktor uns Glauben machen wollte.
„Achtung, nicht durch die Tür da. Da geht es
zur Dorschungseinrichtung. Falls ihr nachher Hunger habt, können wir da
vorbeischauen, aber bis dahin…“
Wir passierten eine Tür, die mit einem Fisch
beschriftet war und durch die gerade ein Mann mit einem Taucherhelm verschwunden war. Na
super. Jetzt war ich doch neugierig was wir hier alles Neues entdecken würden.
Ich war mir ziemlich sicher, dass es die Tür mit dem Fisch letztes Mal noch
nicht gegeben hatte.
„Wir mussten uns eine Alternative zu den Früchten
einfallen lassen. Die Frucht vor den Mangos ist größter als man denken würde; die meisten Wissenschaftler weigern sich weiter an diesem Projekt zu arbeiten.
Ein paar von den Dingern sind nach ihrer Flucht zurückgeschlichen, um ihre
Vettern, die Kiwis zu befreien. Dieses Fluchtfleisch hat wirklich nur Ärger
gemacht.“
Ungebeten tauchte das Bild von den fliehenden
Mangos auf dem Mottorad auf. Also hatten sie es tatsächlich geschafft zu
entkommen. Ich wusste nicht so ganz, ob das eine gute Sache war oder nicht.
„Also haben Sie die nicht wieder einfangen
können?“, fragte auch Blue.
„Ich früchte nicht. Wir haben Leute
hinterhergeschickt, die weder Tod noch Obst früchten, aber…“ Er seufzte und
bedeutete uns weiterzugehen. „Schaut euch lieber ein paar weitere
Froschungsvorhaben an. Hier haben wir zum Beispiel die selbstverstängliche
Leiter.“
Durch ein Fenster konnten wir in einen der
Räume sehen, wo sich gerade eine Leiter von alleine auseinanderfaltete. Ein
Wissenschaftler stand daneben und machte sich Notizen dazu. Ein anderer schien
einige Probleme mit einer sich selbst faltenden Treppe zu haben, die sich
ständig in ihren Stufen verhakte.
„An der Treppe arbeiten wir noch. Aber die
Leiter ist fast marktreif.“
Ein weiterer Raum hatte ein Gefahrensymbol auf der Tür. Als ich durch die Scheibe in der Mitte der Tür spähte, erkannte ich einen
Miniatur-Freizeitpark, eine Miniatur-Bunjee-Jumping-Anlage, sowie einige andere
actionreiche Aktivitäten.
„Hier züchten wir Actionbacteria.
Actinobacteria war zu langweilig. Mal sehen in welche Richtung sich dieses
Projekt entwickelt“, erklärte der Direktor.
„Warum arbeitet ihr an so vielen Projekten
gleichzeitig?“, wollte Hannes wissen.
„Wir müssen eine dumme Laborrate erfüllen.
Ein paar Projekte müssen jedes Jahr erfolgreich verlaufen. Also froschen wir an
so Vielem wie möglich, damit zumindest einiges davon funktioniert. Das hier zum
Beispiel ist auch beinahe marktreif.“
Er deutete auf einen kleinen Roboter, der
gerade den Gang entlanggefahren kam, begleitet von einem Wissenschaftler.
„Das ist der kleine Putzrobert. Der kann
überall im Haushalt eingesetzt werden.“
Ich fand den Kerl irgendwie süß.
Seine Räder schienen aus Putzlappen zu bestehen und eine seiner Hände war,
soweit ich das sehen konnte, eine Bürste. Sowas könnte ich für mein Zimmer zu
Hause gebrauchen. Putzen war definitiv nicht meine Lieblingsbeschäftigung.
Ein plötzlicher Aufschrei ließ mich
zusammenzucken und ich sah den Direktor, der Blue entgeistert anstarrte. Wir
hatten den kleinen Roboter bestaunt, während Blue aus dem Labor schlürfte. Was
genau er da gefunden hatte, konnte ich nicht sagen, doch eine der Türen schien
einen ganzen Raum voller Flüssigkeit zurückzuhalten. Blue hatte den Hahn an der
Tür aufgedreht und einige Schlucke genommen.
„Das ist noch nicht ausgereift!“,
protestierte der Direktor und drehte den Hahn wieder zu.
„Aber ich habe Hunger…“
„Blue“, zischte ich. „Wir haben doch im Hotel
erst gefrühstückt! Man schlürft nicht aus Laboren!“
Das war definitiv einer der Sätze, von denen
ich niemals gedacht hätte, dass ich sie jemals aussprechen würde. Blue zuckte
nur mit den Schultern und schlenderte weiter, vermutlich, um so viel Abstand
zwischen sich und die verlockende Tür zu bringen wie möglich. Der war einfach
unverbesserlich.
„Ah, Herr Direktor. Die morgendliche
Kontrollrunde?“, fragte ein Wissenschaftler, der gerade aus einer anderen
Richtung gekommen war.
„Mit Besuch heute, ja.“
„Wollt ihr das Schlaflabor sehen?“, fragte er
eifrig.
Ein lautes „Mäh“ von Freundschaf bedeutete
wohl, dass wir das wollten, also forderte der Projektleider uns auf, ihm ins
Schlaflabor zu flogen. Vielleicht hatte Freundschaf aus versehen Schaflabor verstanden.
„Warum heißt der Projektleider?“, flüsterte
ich.
„Weil das Gerücht umgeht seine Testpersonen
müssten bei seinen Projekten leiden – oder er ist seine eigenen Projekte
leid!“, schlug Blue vor.
„Haha. Du willst dich bloß davon ablenken,
dass wir hinfliegen.“
Dass er sofort wieder bleich wurde bestätigte
diese Theorie. Das Labor hatte anscheinend eine Art Mini-Schwebebahn
installiert, mit der wir nun ins Schlaflabor gebracht wurden.
„Was wir mit diesem Schlaflabor schon
erreicht haben ist einfach unglaublich!“, schwärmte der Projektleider. „Ein
Kneipenschläger wurde sogar zum Kneipenschläfer! Das hat
Therapiemöglichkeiten!“
„Ich hoffe, was ich dort höre verschläft mir
die Sprache“, scherzte Blue.
„All unsere Forschung steht im Gegensatz zum
schwarzen Bett der Fakultät für Alchemie aus der Universitöt. Dort werden auch
Experimente durchgeführt, aber die sind nicht zwingend legal.“
Die Schwebebahn hielt vor einem großen Raum,
in dem mehrere Betten aufgereiht waren, alle getrennt durch dünne Wände, die
anscheinend hoch und runter gefahren werden konnten, je nach Bedarf. Mehrere
Wissenschaftler waren damit beschäftigt die Versuchspersonen zu betreuen, die
sich in den Betten räkelten. Einige waren wach, andere schliefen, wieder andere
befanden sich in irgendeinem Zustand dazwischen.
"Schlag fut", sagte gerade einer
der Wissenschaftler an, woraufhin zwischen zwei Testpersonen eine Kissenschlacht
ausbrach.
„Genug geschlagen!“, kam dann der Befehl und
der Mann prüfte irgendetwas in seinen Unterlagen.
„In diesem Teil experimentieren wir mit einem
Schlaf ins Gesicht. Das kann man zum Beispiel einem randalierenden
Kneipenschläfer verpassen. Der schläft dann einfach ein. Ist das nicht
großartig?“, erklärte der Projektleider.
Ich wollte ihm ja nicht den Spaß verderben,
aber das schaffte meine Oma mit ihrem Starb auch und das ganz ohne Technologie.
„Gebt Testsubjekt 2 mal den Wachwein“,
orderte er und einer seiner Untergebenen gehorchte prompt. „Damit wecken wir
Leute auf, wenn wir einen anderen Teil ihres Schlafes untersuchen müssen.“
„Kann ich so ein bisschen Wachwein haben? Für
nächstes Jahr im NaNo wäre das echt praktisch…“ Ich erinnerte mich nur zu gut
an die vielen schlaflosen Nächte, in denen ich damit beschäftigt gewesen war
meinen Wordcount aufzuholen. Da wäre Wachewein wirklich wie gerufen gekommen.
Der Frau wurde mittlerweile ein wenig von dem
Gebräu eingeflößt und mit einem Schlaf war sie hellwach. Das schien wirklich
zu funktionieren.
„Und wie fühlen Sie sich?“, fragte der
Wissenschaftler und stellte den Wachwein zurück.
„Also, ich habe wunderbar geschlagen!“,
schwärmte sie.
„Aggressionsbewältigung im Schlaf“, erklärte
der Direktor. „Das ist ein sehr guter Markt.“
„Wäre es besser gewesen, wenn Ihr Ehemann mit
dabei gewesen wäre?“, setzte der Wissenschaftler die Befragung der Patientin
fort.
„Nein. Hätten Robert und ich die Nacht im
gleichen Bett verbracht, wäre an Schlag nicht zu denken gewesen“, antwortete sie und wurde rot.
„Sie sollten sich jetzt lieber auf den
bevorstehenden Schlaf konzentrieren“, meinte der Direktor nun an den Projektleider gewandt. „Immerhin müssen
Sie für Schlafzeilen sorgen!“
Die Magnetschwebebahn brachte uns wieder ein
Stück zurück bis wir eine Tür erreichten, auf der Kopfhörer abgebildet waren.
„Dann testen wir mal unser Übersetzungsgerät.
Mal sehen, ob es Freundschaf spricht.“ Der Direktor schloss die Tür auf und
ließ uns eintreten. „Nach Ihnen.“
Freundschaf marschierte mit mäßig
interessierter Miene vor und beschnupperte den Türrahmen. Die Wissenschaftler,
die in dem Raum arbeiteten, sahen neugierig auf, als das flauschige Etwas auf
sie zugestakst kam.
„Führt unseren Gästen mal vor was das Gerät
alles kann.“
Eine Wissenschaftlerin hatte einen Oaoagei
auf der Schulter, en seltsames Tier, das einem Papagei ähnelte. Sie hielt ihm
ein winziges Mikrofon vor den Schnabel und wartete auf ein Krächzen. Das
Krächzen hörten wir immer noch, doch aus kleinen Lautsprechern auf dem Tisch
kam plötzlich eine metallisch klingende Stimme.
„Was sind das für Leute?“, wollte der Vogel
wissen. „Was sind das für Leute? Sind die wie du? Arbeiten die mit mir? Geben
sie mir vielleicht einen Keks?“ Die Vorstellung einen Keks zu bekommen,
erheiterte den Vogel anscheinend ungemein, denn er fuhr fort „Keks, Keks,
Keks!“ zu krächzen bis ihm die Frau einen Keks vor den Schnable hielt, den er
gierig verschlang.
„Testet mal, ob unsere Maschine mit diesem
Freundschaf funktioniert.“ Der Direktor deutete auf Freundschaf, das den
Oaoagei musterte und immer wieder zwischen ihm und dem Gerät hin und hersah.
Die Frau nickte und hielt Freundschaf das
Mikro hin. Freundschaf starrte es nur verwirrt an, schnupperte einmal daran und
rührte sich nicht von der Stelle.
„Bitte sage mal was, Freundschaf“, bat
Hannes.
Es sah ihn so lange an, dass ich fast
erwartete, dass es nichts tat, weil es ihn nicht verstanden hatte. Stattdessen
öffnete es einen Mund und stieß ein lautes „Mäh“ aus.
„Mäh“, ertönte es auch aus dem Gerät.
„Irgendetwas scheint da nicht richtig zu
stimmen.“ Die Wissenschaftlerin werkelte an der Apparatur herum, doch jedes Mal
war das Ergebnis dasselbe.
„Mäh.“
Na super. Als Übersetzungsgerät war das
jedenfalls nicht gut zu gebrauchen. Zumindest nicht für Freundschafe.
„Nehmen wir es trotzdem mit“, meinte Oma.
„Wenn wir andere Tiere treffen, könnte es hilfreich sein.“
Der Direktor sah ein kleines bisschen
verwirrt aus. Fast tat er mir leid. Vielleicht funktionierte sein Gerät und Freundschaf wollte einfach
nicht übersetzt werden.
Vielleicht ist die Übersetzung von Mäh ja einfach Mäh... ich hätte jetzt allerdings eher auf Möh getippt aber gut. Wieder mal ein sehr schönes Kapitel... vor allem mit echt viel Verschreibern.
AntwortenLöschen