Mittwoch, 22. Juli 2015

Dinge über Deutschland

Momentan fällt mir anscheinend ziemlich viel für Posts ein. Heute geht es darum was wir Deutschen für Ticks haben, die anderen Ländern seltsam vorkommen könnten. Je mehr ich andere Kulturen kennenlerne, desto mehr davon entdecke ich. Da ich bald für ein Jahr nach England gehe, interessiert mich das brennend.
Was ist also typisch deutsch?
Erstmal wäre meine Antwort: Nichts. Das ist für jeden anders. Oft werden Stereotypen wie "pünktlich, pflichtbewusst, ordentlich, etc." gelistet, aber davon trifft bei näherer Betrachtung eigentlich nichts auf mich zu. Vor allem bei "pünktlich" gibt es definitiv Verbesserungsbedarf.
Allerdings sind mir einige Sachen aufgefallen, die Leute aus anderen Ländern oft seltsam finden. Also gibt es hier meine kleine Liste von typisch deutschen Angewohnheiten, die man so nicht unbedingt in jedem Land findet.

1. Prosten
Man ist mit ein paar Freunden weggegangen, zum Beispiel um Cocktails zu trinken. Wahlweise auch Wein, oder Bier - das Getränk tut eigentlich nichts zur Sache. Dann wird geprostet und das gefälligst, während man sich dabei in die Augen sieht. Alles andere bringt Unglück, oder sieben Jahre schlechten Sex.
Alles Aberglaube? Warum es riskieren, wenn man sich einfach weiter brav in die Augen schauen kann.

2. AmpelnLetztens habe ich eine Freundin in England besucht und musste etwas feststellen: Kein Fußgänger bei klarem Verstand hält sich an rote Ampeln, vor allem, wenn nicht mal ein Auto kommt. Da wird einmal kurz nach links und rechts geschaut und dann über die Straße gelaufen.
Hier sieht man das recht selten. Meistens steht mindestens eine Mutter mit Kinderwagen da, die dir den Vortrag von wegen "Vor bild für die Kinder" hält, oder der obligatoriche Rentner, der dir den Blick des Todes zuwirft, sobald du einen Fuß auf die Straße setzt. Und macht es wirklich so viel aus eine Minute zu warten?
Vielleicht nicht, wenn man der stereotypisch pünktliche Deutsche ist. Mir wäre die englische Art und Weise auch recht. Allerdings sieht man mich auch selten bei Rot über die Ampel gehen, also sollte ich wohl besser den Mund halten.

3. Starren
Wo gerade schon vom Blick des Todes die Rede war, diese Situation kennt garantiert jeder. Man sitzt in der Bahn, dem Bus, oder einfach auf einer Bank und gegenüber sitzt auch jemand - und starrt dich ununterbrochen an. Hat man eine Fliege im Haar? Spinat zwischen den Zähnen? Oder hat man vielleicht aus Versehen den Pullover falschrum angezogen?
Meistens nein, obwohl das mit dem Pullover bei mir auch schon vorgekommen ist. Mehrfach. Größtenteils sind das einfach die Blicke ins Leere, wenn der Kopf gerade in den Wolken ist.
Vor allem ist das eben bei Gelegenheiten zu finden, wo sich viele Menschen auf engem Raum befinden, die nur wenige Minuten beisammen sind, sodass es sich kaum lohnt zu lesen, oder am Handy herumzuspielen. Da wird dann eben gestarrt, während gleichzeitig versucht wird durch die anderen hindurchzusehen. Auch beliebt ist das bei Aufzügen, wo sich niemand traut dem anderen aus Versehen in die Augen zu sehen. Das ist immerhin fürs Prosten reserviert.

4. Grillen
Vor allem jetzt im Sommer fällt es mir überall auf. Deutschland liebt den Grill. Wenn man meine Stadt im Sommer aus der Luft sieht, könnte ich mir vorstellen, dass es aussieht als würde die Hälfte davon gerade abbrennen. Im Stadtpark kann man sich vor Rauchwolken kaum noch retten und überall steigt einem der leckere Geruch von Steak und Bratwürstchen in die Nase. Selbst wenn die Temperaturen noch so hoch sind und man eigentlich meinen würde die Leute hätten genug von Hitze, wird der Grill rausgeholt, ein paar Freunde und die Familie eingeladen und dann wird losgelegt.
Ich bin da nicht anders, also darf ich gar nicht reden. Sobald das Wort "Grillen" fällt, bin ich Feuer und Flamme (haha). Wenn man dann erstmal den Grill mit diesen schrecklicken Bio-Grillanzündern anbekommen hat, kann nichts mehr schief gehen und der gelungene Abend kann beginnen.

5. HäuserliebeWir lieben unsere Häuser. Den meisten fällt es nicht einmal auf, weil wir das alle so gewohnt sind, aber in anderen Ländern sieht das ganz anders aus. Nehmen wir mal die USA. Die meisten Leute dort scheinen keine Probleme damit zu haben alle paar Jahre umzuziehen, und wenn es nur ein paar Straßen weiter ist oder die Stadt, zu der man keine halbe Stunde fahren würde.
Die meisten Deutschen haben damit ein größeres Problem. Ich weiß noch wie traurig meine Mutter war, als ihr Elternhaus verkauft werden musste. Ich weiß wie traurig ich wäre, wenn dasselbe mit dem Haus passieren würde, das meine Eltern gebaut haben. Meine Großeltern wohnen in einem Haus, das seit Generationen in Familienbesitz ist. Da ist irgendeine Bindung zwischen uns und unseren Häusern. Es hat wohl viel mit den Erinnerungen zu tun, so nach dem Motto "das ist der Türrahmen, gegen den ich immer gerannt bin, nachdem ich einen Wachstumsschub hatte". Wer weiß. Vielleicht werden wir es nie erfahren.

6. Alle Eventualitäten
Wie oft seid ihr schon aus dem Haus gegangen und habt eine Extrajacke dabeigehabt? Obwohl der Wetterdienst die schönsten Temperaturen angesagt hat und ein Blick aus dem Fenster das soweit bestätigt, musste das Ding mit.
Das scheint auch so ein Ding zu sein, das wir gerne machen. Man muss eben auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, vor allem, wenn es ums Wetter geht. Das ganze lässt sich natürlich um diverse andere Gegenstände erweitern (Makeup, ein Regenschirm, was zu trinken, etc.).
Aber hey, es funktioniert! 80% der Zeit braucht man das Zeug vielleicht nicht, aber es gibt immer die Momente, in denen man doch froh ist, es dabeizuhaben. Eine Freundin war zum Beispiel mehr als glücklich darüber, dass ich Nähzeug dabeihatte (ja, ich bin verrückt. Nein, es ist nicht ansteckend) als sie sich die Hose bis fast zur Hüfte aufgerissen hatte. Man weiß nie wofür sowas gut sein kann.

7. Wasser
Wenn du in Deutschland im Restaurant nach Wasser fragst, kostet das erstens ziemlich viel (es ist nur Wasser, Leute!) Und zweitens wird es Sprudelwasser sein. Igitt. Sogar im Supermarkt findet man eher Sprudelwasser, oder Medium, anstatt stilles Wasser. Teilweise hatte ich auch schon Wasser, das mit "still" beschriftet war und sich dann als Sprudelwasser herausgestellt hat. Ich wiederhole: Igitt.

Okay, das war meine kleine Liste. Es muss niemand mit dem übereinstimmen, was ich hier aufgezählt habe, vor allem, weil ich das meiste davon nur halb ernst gemeint habe. ^^
Vermutlich kommt irgendwann ein Part 2, spätestens wenn ich eine Weile in England verbracht habe.
Also, man sieht sich (oder schreibt sich).
Liebe Grüße,
Kim

1 Kommentar:

  1. Stimmt... bei dir wäre das eher "schusslig, perfektionistisch und faul"

    Bei fast allem kann ich zustimmen... vor allem bei den Eventualitäten, das habe ich jetzt erst wieder gemerkt.

    Oh ja, dieses verfluchte Sprudelwasser... das stille war doch nur "mit Spuren von Kohlensäure" und trotzdem war es eklig.

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