Es war zu süß meine Oma und Lurz dabei
zuzusehen wie sie sich erst in die Arme fielen, dann küssten und dann erzählten
was sie während der Abwesenheit des jeweils anderen alles erlebt hatten.Währenddessen beäugten die meisten Piraten
den rosa Teppich, der in ihrer Mitte gelandet war, recht misstrauisch. Blue und
Chuck waren bereits in ein Gespräch über Schwerter vertieft, was vermutlich
dazu diente Blue von seinem gerade überstandenen Flug auf dem Höllenteppich
abzulenken.
Heinrich hatte sein Bestes gegeben, um den
Teppich einigermaßen flugtauglich zu machen. Dafür, dass er erst heute morgen damit begonnen hatte, war das Ergebnis sehenswert.Allerdings hatten wir alle
feststellen müssen wie gut wir es mit unserem alten Bunnyteppich gehabt hatten.
Jede noch so kleine Windböe hatte den alten Lumpen zittern lassen wie bei einem
Erdbeben. An einigen Stellen war der Teppich so dünn, dass sogar ich Angst
gehabt hatte einzubrechen. Davon, dass die Halteschlaufen beim leichtesten Zug
rissen, wollte ich gar nicht erst anfangen. Wir alle waren froh endlich wieder Boden
unter den Füßen zu haben – oder zumindest ein Schiff, das zwar schwankte, aber
von dem aus man immerhin nur im Wasser landen konnte.
Noch lag die Biship in der Schwingenden Stadt
vor Anker. Von Bord aus sah ich ein paar Harfenarbeitern zu, die ihre Harfen
direkt neben der mittlerweile restaurierten Harfenkneipe aufgestellt hatten.
Als wir sie das letzte Mal gesehen hatten, hatten die Rauchninjas und wir sie
bei unserem Kampf angezündet und eine Wand eingerissen. Ups?
Das improvisierte Harfenkonzert im Hafen war
nett mit anzuhören, vor allem, weil es langsam fast peinlich wurde meine Oma
und Lurz zu sehen. Die beiden sollten sich vielleicht ein Zimmer suchen.
„Hallo, Mia. Schön dich wiederzusehen.“
Damon, Chucks Freund und derjenige, der mir das Bogenschießen beigebracht
hatte, lehnte sich neben mir an die Reling.
„Ich freue mich auch dich wiederzusehen. Ist
ja nicht so, als würden wir uns eh jedes Mal sehen, wenn meine Oma übers
Wochenende Lurz besuchen geht.“
Tatsächlich freute ich mich jedes Mal, wenn
ich mitkommen konnte. Irgendetwas an diesem Piratenschiff vermittelte mir ein
Gefühl von Heimat.
„Was gibt es sonst Neues?“, fragte ich.
Damons Miene verdüsterte sich.
„So schlimm?“
„Ich mag das Gefühl nicht, dass sich in der
Schwingenden Stadt breit macht“, gab er zu. „Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm.
Ein paar zwielichte Charaktere haben sich hier eingenistet. Die führen
irgendetwas Böses im Schilf.“
„Im Schilf?“, hakte ich nach.
Er nickte. „Manchmal kann ich nachts
Gestalten beobachten, die durchs Schilf schleichen und seltsame Kisten
transportieren. Vielleicht schmuggeln sie irgendetwas, aber sicher bin ich mir
nicht und Zeit mir das genau anzusehen habe ich auch nicht.“
So etwas würde mich normalerweise brennend
interessieren, aber wir hatten eine Horde Freundschafe zu finden, was
wesentlich wichtiger war als zwielichtige Gestalten im Schilf.
„Außerdem ist bald wieder das Harfenfest.
Tausende Händler werden in die Stadt kommen, welche auf Hunderten Jim in den
Hafen gefahren kommen.“
„Jim?“ Normalerweise verstand ich ein wenig
mehr von dem, was er sagte, wenn ich mit Damon redete.
„Das sind bestimmte Arten von Booten. Bis
heute kann sich niemand erklären, wieso die anstatt "Schiffen" Jim heißen.“
Das Fest hörte sich spannend an. Vielleicht
konnte ich meine Oma dazu überreden, dass wir dazu in die Schwingende Stadt
kommen würden. So könnte sie Lurz wiedersehen und ich würde vielleicht eine
Chance bekommen zusammen mit Damon den zwielichtigen Gestalten auf die Spur zu
kommen.
Irgendetwas konnte mit mir nicht stimmen. Ich
hatte gerade erst ein gefährliches Abenteuer abgeschlossen, bei dem wir das
NaNo-Land vor einer Plotbunnyinvasion gerettet hatten, war in das nächste
Abenteuer verstrickt, das noch nicht einmal beendet war und suchte mir bereits
das nächste. Andererseits… vielleicht konnte man ja gute Geschichten daraus
machen.
Ein Kreischen über mir lenkte mich ab und ehe
ich mich versah, war mir Kaffee, der kleine Affe, den wir bei unserem ersten
Besuch hier gelassen hatten, in die Arme gesprungen.
„Hallo, Kleiner“, begrüßte ich ihn.
Es war kaum zu glauben, dass der mal als
Kaffee von Blue angefangen hatte und sich dann in dieses niedliche Tierchen
verwandelt hatte.
„Wir haben noch einen Neuling hier“, meinte Damon.
„Die beiden sind mittlerweile gute Freunde geworden, obwohl sie sich am Anfang
nicht riechen konnten.“
Von einem der Masten kam ein Plappergei
angeflogen und landete auf Damons Schulter. Meine beiden Schultern waren leider
von einem Affen und einem Frosch belegt.
„Der ist ja niedlich!“
Der Plappergei begann augenblicklich uns
vollzuquasseln, während ich mir sein Gefieder näher besah. Statt bei einem
normalen Farbschema zu bleiben, besaß er Federn in allen Farben des
Regenbogens, die nach einem ähnlichen Muster angeordnet waren - von rot-orange über gelb, grün, blau und lila.
„Nachdem wir den Haustierschlüssel verloren
hatten, mussten die beiden leider zusammenziehen“, erklärte Damon.
Haustierschlüssel? Ein Schlüssel zum Zimmer
der Haustiere, oder ein Schlüssel als Haustier? Ich war mir nicht sicher und
konnte nicht fragen, denn Blues Aufschrei lenkte mich ab.
„Au! Was soll das? Ich habe nichts gemacht“,
beschwerte er sich.
Einer der Piraten hatte ihm offensichtlich
einen bösen Block zugeworfen.
„Reg dich nicht so auf.“
Sobald ich ihn ansprach veränderte sich sein
Gesichtsausdruck. Oh wann würde der Liebestrank endlich aufhören zu wirken?
Damon schien den Blick zu bemerken, denn er hob vielsagend eine Augenbraue.
Vielleicht sollte ich ihm die Situation erklären bevor er versuchte uns beide
zu verkuppeln. Das würde sowas von nach hinten losgehen, also vermied ich das
lieber von Anfang an.
Auch Roger kaute mit den Augen und zwinkerte
mit den Zähnen. Er hatte sich nicht großartig verändert seit wir uns das letzte
Mal gesehen hatten und offensichtlich war er immer noch dazu verflucht
Tentakelaugen und andere deformierte Körperteile zu haben. Dafür sah er aber erstaunlich fisch aus. Wie eine Mischung aus einem Tintenfisch, einem
Seestern, einem Fisch und diversen anderen Kreaturen der See.
„Und Roger hier hat mittlerweile eine
Freundin“, setzte Damon seine Berichterstattung fort. „Ihr Gesicht sieht aus
wie das eines Egels.“
Na dann passten die beiden bestimmt zusammen.
Es war nett zu sehen, dass so viele Leute zusammenfanden. Da hoffte ich fast,
dass ich mich auch mal in jemanden verlieben würde. Auch wenn das vielleicht
nicht der richtige Zeitpunkt war. Momentan würde das Blue vermutlich recht
eifersüchtig machen und ihm und seinen Schwertern kam man besser nicht zu nahe,
wenn er wütend war.
„Dankeschön!“, hörte ich meine Oma sagen.
Lurz hatte ihr gerade ein weiteres Geschenk
überreicht (er schien immer etwas Neues für sie zu haben, wenn sie zu Besuch
kam. Im Gegenzug dafür schrieb sie ihm regelmäßig kleine Kurzgeschichten).
Schalwellen bedeckten ihren Hals und einen Teil ihres Gesichts. Das Ganze sah
aus wie ein Schal, der aus den Wellen des Wörtermehrs selbst gemacht war. Er
schien sich leicht zu bewegen und sah außerdem angenehm wärmend aus.
Roger fiel es mittlerweile wie Schuppen vor
die Augen. Irgendeins seiner verfluchten Körperteile schien zu schuppen und das
Zeug rieselte überall um ihn herum auf den Boden.
„Wann können wir den Anker lichten?“, fragte
meine Oma gerade, was mich von Roger ablenkte.
„Bald. Aber sagt mir nochmal genau was wir
vorhaben“, sagte Lurz.
„Wir müssen irgendwie nach Österreich kommen.
Irgendwo beim Wörtermehr muss ein Übergang in die Region Österreich sein; wie
sonst können es die njojn Krabben ins Wörtermehr schaffen?“, brachte sie Blues
Argument vor.
Die nächsten Minuten verbrachten die Piraten
damit zu diskutieren wo sie bisher die meisten Krabben gefangen hatten, um
dadurch abzuschätzen wo sich der Übergang befinden könnte.
Da wir von dem Zeug sowieso keine Ahnung
hatten, zogen wir uns in unsere Kajüten zurück. Freundschaf schien ein wenig
niedergeschlagen zu sein, da wir die Einziege zurückgelassen hatten. Sie hatte
sich immer noch nicht ganz von ihrem Lebensabschnitt als Plüschtier erholt und
wir hatten dafür gezahlt, dass sie im Hotel in Romantika bleiben konnte bis es
ihr besser ging.
Meine Oma schlief in einer Kajüte mit Lurz,
also teilte ich mir eine mit Phoenix. Meinen Bogen legte ich auf den Nachtfisch,
der da am Rande des Bettes stand. Immerhin war es kein Nackttisch. Mit einem
Fisch konnte ich mehr anfangen.
„Hoffen wir mal, dass dieser Plan
funktioniert. Wenn wir nicht mal nach Österreich kommen können, wie sollen wir
dann jemals das Gefängnis und die Freundschafe finden?“, meinte Phoenix.
Sie hatte sich in ihre Koje gelegt, aber
hatte nicht einmal ihre Kleidung ausgezogen. Schliefen Zombies überhaupt? Falls
nicht, was machte sie dann die ganze Nacht über?
„Gute Nacht, Mia.“
Ich beschloss, dass es unhöflich war jetzt zu
fragen. Außerdem war ich selbst so müde, dass ich einschlief, bevor ich ihr
auch nur antworten konnte.
Ach ja, die guten alten Piraten... und ob diese finsteren Machenschaften später wohl noch eine Rolle spielen werden oder im nächsten Roman ;)
AntwortenLöschenYay, es geht nach Österreich YiviY. Da kommen bei mir ja fast Heimatgefühle auf nîuin.
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