Sonntag, 3. Dezember 2017

49. Kapitel



Freundschaf schien sich wieder beruhigt zu haben, denn nach einem Blick auf den kalten Sonnenschein draußen, nahm es seine Schnauze aus meiner Hand und begann auf einem Blatt Papier zu kauen, das Himmelrich beim Aufräumen übersehen hatte.
Die anderen waren schon durch die Tür verschwunden, durch die Mathilda gekommen war und ihre Stimmen hörte ich immer gedämpfter.
„Mäh“, machte Freundschaf und schaute mich erwartungsvoll an.
Mein Blick blieb allerdings an dem leeren Buch hängen, das Mathilda so achtlos in weggeworfen hatte. Aus irgendeinem Grund tat es mir beinahe leid. Mehr schlecht als recht wischte ich den Staub vom Buchdeckel und suchte verzweifelt nach einem Klappentext. Ich wusste noch, dass dort einer sein sollte, aber es gab nichts.
Warum bedeutete mir ein leeres Buch etwas? Gab es überhaupt etwas anderes als leere Bücher?
Ich klemmte mir das Buch unter den Arm und zog ein anderes aus dem Regal. Leer. Ich nahm mir ein zweites. Leer. Ein Drittes. Auch leer. Eine halbe Regalreihe bestand nur aus leeren Büchern. Warum hatte sich jemand die Mühe gemacht die alle zu sammeln? Ich erinnerte mich vage an den Rest des Gebäudes und es gab tausende Regale mit tausenden von (vermutlich leeren) Büchern.
Das machte alles keinen Sinn!
„Mia? Kommst du zum Essen?“ Die Stimme meiner Oma drang durch die offene Tür.
„Ja, ich komme!“
Ich schnappte mir das Buch mit dem rot-melierten Umschlag und steckte es in eine Tasche meiner Robe. Ich erwartete ein „oi, oi, oi“ zu hören. Es kam nichts. Warum hatte ich das gedacht? Was hätte eine Robbe hier verloren?
„Mia?“
„Jaaaa!“
Nach einem letzten Blick auf den Raum mit dem einsamen Schreibtisch in der Mitte, beschloss ich meine Freunde nicht länger warten zu lassen.
Freundschaf trabte neben mir her und schaute mich immer wieder mit einem durchdringenden Blick an.
„Was?“, fragte ich es, leicht irritiert.
„Mäh“, machte Freundschaf und schaute geradeaus.
Zu allen Seiten gingen Gänge über Gänge ab. In jedem standen hunderte Regale mit tausenden von Büchern. Als ich durch die Eingangshalle kam und nach oben schaute, waren dort noch mehr Bücher, sodass mir der Anblick fast den Atem raubte. Als ich meinen Kopf in den Nacken legte, wurde mir schwindelig. Über mir waren augenscheinlich hunderte von Etagen, alle mit einem Geländer getrennt von dem Nichts, das sich bis zur höchsten Kuppel der Bibliothek erstreckte.
Nichts…
Die Wände jeder einzelnen Etage waren mit Bücherregalen vollgestellt und soweit ich das sehen konnte lagen auch einige Stapel herum. Alle leer, würde ich wetten. Das machte alles keinen Sinn!
Die anderen saßen in der Küche an einem runden Tisch, während Mathilda in einem Vorratsschrank wühlte. Auf dem Tisch lagen bereits einige Rüben, leicht angeknabberte Karotten und allerlei anderes Gemüse.
„Da bist du ja! Wie geht es deinem Kopf?“ Blue, der versucht hatte eine Rübe auf der Nase zu balancieren, lächelte mich an.
„Ganz gut, glaube ich…“ Der Druck an meinen Schläfen war immer noch da, obwohl ich keinen Schmerz an sich fühlte. „Es ist nur…“
„Was?“ Mit einem dumpfen Knall landete die Rübe auf dem Tisch.
„Naja… habt ihr nicht auch das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt? Es gibt so einige Ungereimtheiten, die einfach keinen Sinn machen. Zum Beispiel warum jemand so viele leere Bücher an einem Ort versammeln würde und warum Martha und Himmelrich die nicht schon längst rausgeworfen haben, wenn sie schon so lange hier wohnen…“
Ich massierte meine Schläfen und ging zum Fenster, in der Hoffnung es öffnen zu können und ein wenig frische Luft zu bekommen. Nach einem Blick nach draußen vergaß ich die frische Luft erstmal.
Direkt vor dem Fenster stand ein Baum.
Ich erinnerte mich dunkel an den letzten Besuch, als Himmelrich und Mathilda uns den Garten gezeigt hatten. Der lag jedoch auf der anderen Seite des Hauses. Das hier war die Vorderseite. In der Ferne konnte ich ein Gebäude mit vielen Säulen sehen. Eine kleine Gestalt rannte am Eingang hin und her; anscheinend versuchte er etwas einzufangen, das wie Wollknäule aussah.
„Müsste euer Haus nicht höher über dem Boden sein?“, fragte ich.
„Höher?“ Mathilda hörte auf die Vorratskammer zu durchwühlen. „Kindchen, ich bin alt genug, um Treppen zu hassen. Ich würde niemals mehr davon als nötig in meinem Haus erlauben.“
„Mmh.“ Von der Logik her machte es Sinn. Von meinem Gefühl her war alles falsch.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Ist das vielleicht deine Familie da hinten?“, fragte ich und deutete auf die weißen springenden Punkte und die verzweifelte winzige Person in der Ferne.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Hey, Mia! Hilfst du uns im Garten?“ Blue versuchte dieses Mal mit drei Rüben zu jonglieren. „Mathilda hat gesagt ihr Rücken macht das nicht mehr so mit.“
„Ähm… eine Frage dazu. Wie kann etwas im Garten wachsen, wenn es Dezember ist?“, fiel mir gerade ein.
„Oh.“ Martha hörte auf das Gemüse zu sortieren. „Natürlich! Ich meinte die Vorratskammer im Garten. In die bringen wir die Kartoffeln und Zwiebeln nach der Ernte damit sie schön kühl gelagert werden.“
Auch das klang logisch, aber irgendwie… hatte sie nicht mal erzählt in ihrem Garten würde wie auf magische Art alles das ganze Jahr durch wachsen? Das konnte nicht stimmen. So funktionierten die Jahreszeiten nicht.
„Ihr könntet mir trotzdem beim Tragen helfen. Für so viele Leute brauchen wir viele Zwiebeln und Kartoffeln.“
„Kein Problem.“ Blue grinste wieder.
Das war mehr Grinsen als ich normalerweise ertragen konnte und heute erst recht. „Gah!“
Er sah mich erschrocken an. „Was habe ich getan?“
„Gah, ich… ich weiß auch nicht! Es ist einfach dieses doofe Gefühl, dass etwas so richtig falsch läuft.“
„Falsch?“ Oma sah mich verwirrt an. „Wir hatten einen so ruhigen Kaffeeklatsch mit guten Freunden und irgendetwas läuft falsch?“
„Ich…“ Seufzend ging ich Richtung Tür. „Holen wir einfach die Kartoffeln.“
Der Vorratsraum im Garten war genau dort, wo Mathilda gesagt hatte. Eine Treppe war in den Boden eingelassen und der Raum darunter war wirklich sehr kühl. Keine Kartoffel würde es wagen hier schlecht zu werden. Zusammen trugen wir das Zeug zurück in die Küche. Den ganzen Weg über war Blue für seine Verhältnisse seltsam leise.
„Okay, tut mir leid was ich eben in der Küche gesagt habe“, brachte ich schließlich heraus. „Aber irgendetwas stimmt einfach nicht! Du musst mir das glauben. Das ist wie… wie…“ Vor Verzweiflung hätte ich am liebsten in eine Kartoffel gebissen, um einen Schrei zu unterdrücken. „Wie eine ganze To-do-Liste abgearbeitet zu haben, aber das Gefühl zu haben, dass man eine wichtige Sache nicht aufgeschrieben hat, die alles verdirbt, was man bereits gemacht hat.“
„…das hört sich frustrierend an.“
„Allerdings“, schnaubte ich. „Und niemand anders scheint es zu bemerken. Und wir schleppen hier Kartoffeln und machen Eintopf und ich habe das Gefühl die Welt geht unter.“
„…bist du sicher, dass du nicht ein wenig übertreibst?“
„Vielleicht. Ja. Nein! Gah.“
„Du solltest ein Buch schreiben“, scherzte er. „Es wird nur aus einsilbigen Wörtern bestehen.“
„Ein Buch schreiben.“ Ich umklammerte die Kartoffeln fester und versuchte die Tränen zu unterdrücken.
Was war bloß los mit mir? Um Himmels Willen! Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Buch geschrieben und fing an zu weinen, wenn Blue es nur erwähnte. Vielleicht hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Ja, das musste es sein. Nachdem wir die letzten Tage quer durch das NaNo-Land gereist waren, nach dem ganzen Stress…
Warum hatten wir das eigentlich getan? Nur, um hier mit alten Freunden einen Eintopf zu essen?
„Blue, warum sind wir so panisch durch das ganze NaNo-Land gereist?“, fragte ich ihn.
„Mmh…“ Er runzelte die Stirn und verlagerte das Gewicht des Sacks Kartoffeln auf seine andere Seite. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht wollten wir irgendwas als Gastgeschenk besorgen, wenn wir Himmelrich und Martha besuchen?“
„Aber wir haben keins mitgebracht.“
„Mmh… Na klar! Wir haben Freundschaf abgeholt! Und es war enorm schwer zu finden. Aber wir wären nicht wir, wenn wir damit nicht fertig werden könnten.“ Er grinste mich an. „Ich würde dir ja ein Highfive geben, aber ich habe einen Sack Kartoffel über der Schulter und der ist schwer.“
Das war es nicht. Wenn ich mich recht erinnerte, war Freundschaf schon am Anfang der Reise mit dabei gewesen. Oder? Bis wir in der Küche ankommen zermartere ich mir das Hirn, um mich zu erinnern was genau wir vor nicht einmal einem Tag gemacht haben. Irgendetwas stimmt gewaltig nicht.
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste meine Hand an.
„Ich weiß“, erzählte ich ihm. „Irgendetwas stimmt nicht. Ich weiß nur nicht was…“ Ich konnte die Tränen nicht mehr ganz zurückhalten und wischte mir mit dem Ärmel meiner Robe das Gesicht ab. Wieder vermisste ich das bekannte Geräusch, das ich sonst immer zu hören bekommen hatte.
„Die Robben… Natürlich! Wir haben immer Robben getragen!“
„Robben?“ Phoenix sah mich leicht verwirrt an. „Niemand trägt Robben.“
„Wir haben sie das erste Mal bekommen, als wir die Plotbunnyinvasion…“
Ich sog scharf die Luft ein, während mich alle anstarrten als sei mir ein zweiter Kopf gewachsen. Ich allerdings war froh, dass mein eigener Kopf endlich wieder einen Schritt vorwärts gemacht hatte.
Das war es, was fehlte! Wir hatten die Geschichten verloren. Ich erinnerte mich an keine einzige mehr, nicht einmal ein Märchen. Ich wusste nicht, welche Personen oder Gegenstände aus Geschichten gekommen waren, vermutete aber, dass es all die Dinge waren, die mir seltsam normal vorkamen. Aber dass ich wusste was mir fehlte, war immerhin etwas.
„Es gab mal Geschichten, aber wir haben sie vergessen“, versuchte ich zu erklären.
„Natürlich gab es Geschichten. Aber wenn niemand sie braucht, werden sie vergessen.“ Meine Oma sah mich mitleidig an. „So läuft das nunmal.“
„Nein, so läuft es nicht.“ In diesen Bahnen zu denken war immer noch anstrengend und geistesabwesend streichelte ich Freundschaf. Interessanterweise schien das zu helfen. „Wir hatten einen Plan.“
Ich hatte nicht gewollt, dass wir das Arbeitszimmer nicht verließen. Dort musste etwas sein, das mir weiterhelfen würde. Da mir die anderen sowieso nicht glaubten, stellte ich den Beutel mit Zwiebeln ab, drehte mich auf dem Absatz um und beschloss endlich herauszufinden was mit mir los war.
Das Arbeitszimmer sah aus wie ich es kannte. Der Tisch, an dem wir bis vor kurzem noch Tee und Kekse zu uns genommen hatten, war unverändert. Sogar unsere Tassen waren stehen geblieben. Ein Tisch weiter hinten zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Wenige Bücher stapelten sich auf beiden Seiten. Dazwischen lagen allerlei Schreibutensilien.
Testweise nahm ich eine Feder, tauchte sie in die Tinte und schrieb meinen Namen auf meinen Handrücken.
„Mäh“, machte Freundschaf und drückte mit seiner Nase wieder gegen meine Hand. In meinem Kopf sah ich das Bild einer Feder, die von selbst über Papier glitt und hinter sich Zeilen über Zeilen von Buchstaben hinterließ.
Vorsichtig legte ich die Feder zurück und schaute mich weiter um. Es musste noch etwas geben, das mir helfen würde.
Etwas anderes fiel mir aus dem Augenwinkel auf. Auf einem Hocker nah beim Tisch lag etwas, das leicht bläulich schimmerte. Etwas in meinen Erinnerungen regte sich. Vorsichtig ging ich näher und sah mich einem durchscheinenden, winzigen Etwas gegenüber. Es war wie ein kleines schlafendes Kind, allerdings gerade so groß wie eine Puppe. Es war durchscheinend, sodass ich das Muster des Kissens unter seinem Körper sehen konnte. Ich hatte das unbestimmte Gefühl es schon einmal gesehen zu haben. Verglichen mit einem einzigen Bild, das in meinem Kopf aufblitzte, schien es allerdings an Substanz eingebüßt zu haben.
„Hallo du.“ Sanft stupste ich es mit einem Finger an.
Das Wesen gähnt, streckte sich und sah mich aus großen wundervollen Augen an, als würde es auf etwas warten.
„Was soll ich tun?“
Es legte den Kopf schief und sah mich weiter an. Dann hob es einen Arm und wackelte mit den Fingern. Die Fingerspitzen waren dabei sich in Wohlgefallen aufzulösen.
„Oh nein…“
„Was ist los?“ Blues blauer Haarschopf erschien im Türrahmen. „Ooooh, was ist das?“
Neugierig kam er näher. Hinter ihm traten meine Oma, Phoenix, Mathilda und Himmelrich ebenfalls in den Raum.
„Weißt du etwas darüber wie wir die Geschichten zurückbekommen?“, fragte ich das kleine Wesen, meine Freunde erst einmal ignorierend. Blues Frage konnte ich sowieso nicht beantworten. Ich handelte allein instinktgesteuert. Und vielleicht freundschafgesteuert.
Leider schüttelte es den Kopf. Seine riesigen Augen füllten sich mit blauen glitzernden Tränen und es hielt mir wieder seine Hand hin. Ein anderes Bild blitzte vor meinen Augen auf, Blue, wie er entsetzt auf seine eigene Hand starrte, die im Begriff war, sich aufzulösen. Um uns herum Freundschafe.
„Freundschaf?“
„Mäh“, machte Freundschaf und trabte zum Schreibtisch hinüber, auf dem ich die Feder gefunden hatte.
„Das alte Ding?“
„Mäh“, machte Freundschaf.
Meine Freunde schauten der seltsamen Unterhaltung, die ich mit blau-glitzernden Wesen und Schafen führte mit offenen Mündern zu. Ich hockte mich hin, um ihm ins Gesicht schauen zu können.
„Ich weiß nicht genau was du willst das ich tue“, gab ich zu.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Aber die Situation wird nicht besser werden, oder?“
„Mäh“, machte Freundschaf.
„…soll ich einfach etwas versuchen?“
Freundschaf stupste mich mit seiner Schnauze an. „Mäh.“
„Ich nehme das mal als ein Ja.“
„Mia, was genau ist hier los?“ Oma hörte sich etwas verzweifelt an. „Du sprichst mit einem Schaf. Und was ist das?“ Sie deutete auf das kleine Wesen auf dem Hocker.
Mittlerweile war fast eine ganze Hand verschwunden und es sah mich immer noch mit großen Augen an. Es schien nicht einmal ängstlich zu sein, sondern schaute mich einfach an. Und schaute. Und schaute.
Na dann.
„Bitte hilf mir die Geschichten zurückzubringen“, bat ich das kleine Wesen.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Mit Hilfe von dem… Schreibtisch da. Kannst du helfen?“
Das kleine Wesen begann von einem Ohr zum andere zu Grinsen. Mit einem Schlag verschwand der ganze Arm, der Rest des Körpers wurde durchsichtiger, nur das Grinsen leuchtete noch genau wie vorher.
„Nein! Ich weiß nicht was ich versuchen soll, wenn das hier eine falsche Spur ist!“
Doch das Wesen verblasste immer mehr. Ein paar Sekunden mehr, und das Wesen war komplett verschwunden. Es blieb nur das Kissen auf dem Hocker und ich, wie ich neben einem Schaf kniete.
„Und das hat jetzt was genau gebracht?“, fragte Blue.
Ich wusste es nicht genau. Mein Kopf fühlte sich immer noch seltsam an. Meine Erinnerungen waren nicht wieder da. Wenn es Geschichten waren, die diese Leere in meinem Kopf und in den Büchern hinterlassen hatten, dann hatte ich es nicht geschafft sie zurückzubringen.

48. Kapitel



Ich nahm mir den letzten Schokokeks von einem fast leeren Tablett. Ein Schluck aus meiner Teetasse sagte mir, dass er nur noch lauwarm war, also goss ich ein wenig aus einer Kanne nach. Das warme Wasser hatten wir aus einem Rohr in der Wand, das aus unerfindlichen Gründen warmes Wasser hierhin leitete. Himmelrich hatte mir die Geschichte, wie es dazu gekommen war, bereits erzählt, aber ich hatte sie wohl vergessen.
Die meisten Kekse hatte wohl Blue gegessen; auf seinem Teller waren nicht einmal mehr Krümel und wie eine Katze kurz vor dem Sprung schielte er auf einen Mandelkeks in der Mitte des Tellers.
„Wie lange noch?“ Hannes lag ausgestreckt auf dem Tisch, als hätte jemand vor ihn zu sezieren.
Blue zuckte mit den Schultern. „Schau nach draußen und sag mir wie der Nebel aussieht.“
Phoenix war diejenige, die regelmäßig aus dem Fenster schaute, um den Status weiterzugeben. Dieses Mal bewegte sie sich nicht einmal vom Platz. „Immer noch Nebel. Ich habe erst vor einer Minute nachgesehen. Die Nebelschaden scheinen sogar dichter zu werden.“
Es ließ sich darüber debattieren, ob das jetzt gut oder schlecht war. Sie mussten einfach bald verschwunden sein. Ansonsten würden wir hier nie weiterkommen.
…mit was eigentlich? Mein Kopf fühlte sich an als würde jemand meine Gedanken mit Essstäbchen aus meinen Ohren ziehen. So ähnlich wie in der einen Geschichte, wo Gedanken in irgendeine Schale getan wurden. Wie hieß die nochmal?
„Mäh“, machte Freundschaf.
Ein Stups mit seiner Schnauze und mir fiel ein, dass wir warteten bis alle Geschichten gelöscht waren, um es irgendwie wieder rückgängig zu machen. Einer der Gedanken zog an meinem inneren Auge vorbei und ich versuchte danach zu greifen. Ja, genau. Mit einem Wunder wollten wir das tun. Das schlief mittlerweile auf einem Hocker neben meiner Oma, tief schlafend in ein Kissen gekuschelt. Bisher hatte es nicht angefangen sich in Luft aufzulösen, oder zu etwas anderem zu werden – auch wenn ich keine Ahnung hatte warum ich davor Angst hatte.
„Darf ich den letzten Mandelkeks haben?“, fragte Blue.
Alle anderen nickten nur oder winkten ab und innerhalb von Sekunden war der Keks verschwunden. Es folgte nur das Knirschen, als er in Blues Mund sein Ende fand. Alles andere im Raum war leise. Ich vermisste das Geräusch vom Kratzen einer Feder auf Papier. Warum war mir das nochmal wichtig?
„Ich weiß nicht mehr aus was für einer Geschichte ich bin…“, flüsterte Hannes.
Er rührte sich immer noch nicht von der Stelle, Arme und Froschbeine lang ausgestreckt.
„Wer bin ich schon, wenn ich nicht einmal weiß auf welchem Märchen ich basiere? Ich weiß auch nicht mehr wie unser Schloss gegründet wurde. Und wie wir uns kennengelernt haben… das ist auch irgendwie schwammig… War da was mit Kücheneinrichtung oder Besteck? Oder war das doch die Geschichte mit den Magieratten?“
„Was sind Magieratten?“, fragte Blue.
„Fiese Biester, die alles, aber auch wirklich alles fressen können“, erklärte Hannes. „Sogar Löffel. Das hat der Koch in unserem Schloss mal festgestellt.“
Blues Augen huschten zu den angeknabberten Papierstapeln auf dem Schreibtsich, der sich bisher nicht gerührt hatte. Dann suchte er alle Ecken des Raumes ab. Auch ich wurde leicht nervös, verspürte den Drang nach Ratten zu suchen allerdings nicht. Mmh. Seltsam. Von denen hatte ich noch nie was gehört.
Neben mir auf dem Tisch lag ein Buch. Ab und zu blätterte ich es durch, doch die Seiten blieben leer. Wer machte denn ein Buch mit leeren Seiten? Da müsste eigentlich eine Geschichte drinstehen. Und warum bekam ich ein fast nostalgisches Gefühl, wenn ich es ansah?
Phoenix versteifte sich und ich folgte ihrem Blick zum Fenster. Der Nebel draußen war dichter geworden. Hatten wir vorhin noch ein paar Einzelheiten der Landschaft durch die Schwaden entdecken können – wenn auch nur als dunkle Schatten und Umrisse im Weiß – sahen wir nun nur noch das. Weiß. Reines Nichts. So weiß wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
Die Schwaden schienen sich beinahe so zu bewegen, als würden sie versuchen gegen das Fenster zu klopfen, um Einlass zu bekommen. Dann drückte sich die Masse gegen die Scheibe und blockierte auch den letzten Zugang zu anderem als Nebel. Weiß. Nichts. Als wären wir selbst nur eine leere Seite, die darauf wartete, geschrieben zu werden.
„Kann ich den letzten Mandelkeks haben?“, fragte Blue. „Oh. Der ist ja schon weg. Dann kein Problem.“ Er schnappte sich einen anderen Keks. Zitrone? Ich war mir nicht ganz sicher.
Ein wenig ratlos sah ich in meine Tasse Tee und nahm einen Schluck. Mmh. Lauwarm. Aber das musste erstmal gehen. Was genau machten wir hier? Warum saßen wir hier, tranken Tee, aßen Kekse und schauten nur auf den Nebel? Es gab irgendetwas, das wir tun mussten, aber stattdessen taten wir nichts. Genau wie das Nichts draußen, aßen wir nur. Was aß das Nichts nochmal? Ich wusste, dass es irgendetwas war, das mir wichtig war. Wichtig gewesen war.
„Warum genau bin ich eigentlich ein Frosch?“ Hannes, immer noch auf dem Rücken liegend, hob eine Hand und betrachtete seine Finger und die Schwimmhäute dazwischen.
„War da nicht irgendetwas mit einer Hexe? Oder…“ Blues Stirn warf tiefe Falten und er kratzte sich seinen blauen Haarschopf. „Ich bin mir sicher du hast uns davon erzählt.“
„Es wird schon nicht so wichtig gewesen sein.“ Hannes ließ seine Hand wieder sinken.
„Warum sind die Zettel da eigentlich angeknabbert?“, fragte Blue und deutete auf einen Stapel Papier auf einem Tisch direkt neben unserem.
„…“ Himmelrich drehte sich um und betrachtete die Stapel eine Weile. „Irgendwelche Ratten, glaube ich.“
„Magieratten“, murmelte Hannes. „Vielleicht waren es Magieratten. Fiese Biester, das.“
„Was sind Magieratten?“ Blue stopfte sich einen Keks in den Mund.
„Ach, die gibt es doch gar nicht“, winkte Himmelrich ab. „Wer glaubt schon an so einen Unfug?“
„Aber es wäre doch interessant, wenn es sie gäbe.“ Hannes sah nachdenklich aus und betrachtete wieder seine Hand, als sei sie das faszinierendste, was er jemals gesehen hatte. „Darüber sollte irgendwer mal eine Geschichte schreiben. Warum hat darüber noch niemand eine Geschichte geschrieben?“
Meine Oma zuckte mit den Schultern. „Es gibt einfach nicht viele Geschichten“, erklärte sie. „Die Leute hätten auch viel zu wenig Zeit dafür. Man bräuchte sicherlich einen ganzen Monat, um auch nur annähernd genug Wörter zusammenzuschreiben, um eine Geschichte zu haben.“
„November.“ Phoenix sah von den weißen Nebelschwaden am Fenster weg. „November wäre doch ein guter Monat dazu. Oder nicht?“
Alle zuckten nur mit den Schultern. Waren die Nebelschwaden nicht irgendwelche besonderen Nebelschwaden gewesen? War das überhaupt der richtige Name?
Gedankenfetzen zogen durch meinen Kopf und verschwammen erst an den Rändern und zerfaserten dann in Nichts. Genau, Nichts. Die Nebelschwaden waren Nichts. Na immerhin. Dann hatten sie mich auch nicht zu interessieren.
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste meine Handfläche an.
„Oh, tut mir leid. Möchtest du auch einen Keks?“ Ich hielt ihm einen Vollkornkeks hin. Es schnupperte kurz daran, schien zu überlegen und schnappte ihn mit einem Happen von meiner Hand. „Bitteschön. Gern geschehen.“
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste wieder meine Hand an.
Einer der Gedankenfetzen driftete aus den Tiefen meines Gehirns hinauf. Irgendetwas war mit dem Nichts, das uns doch interessieren musste. Es war irgendwie wichtig. Aber warum nur?
„Argh.“
„Was ist los, Mia?“ Die Stimme meiner Oma klang besorgt. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, denn meins hatte ich gerade in den Händen vergraben und meine Augen geschlossen.
„Mein Kopf tut weh. Irgendetwas will mir nicht einfallen, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr entgleitet mir der Gedanke.“ Ich war versucht mit meinen Fäusten auf meinen Schädel zu hämmern, wagte aber zu bezweifeln, dass es etwas bringen würde.
„Mir geht es genauso“, sagte Hannes. „Deshalb liege ich still. So ist es leichter zu ertragen. Und meine Gedanken schwimmen einfach an mir vorbei. Einer nach dem anderen.“
Phoenix sah einen Moment lang nachdenklich aus, nahm sich dann aber einen Keks und schien sich dann nicht mehr für unsere Bemerkungen zu interessieren.
„Hey, was ist das da am Fenster?“ Blue deutete auf ein weißes Etwas, das es irgendwie geschafft hatte sich durch en Fensterrahmen zu schlängeln. „Cool, ob ich das wohl anfassen kann?“
„Das ist nur Nebel, du dummer Junge.“ Mathilda schenkte sich eine neue Tasse Tee ein. „Das kannst du nicht anfassen.“
Er stand trotzdem auf und griff nach dem weißen Nebelarm. Natürlich glitt seine Hand durch die formlose Substanz. Einen Moment lang lag ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht, dann grinste er.
„Irgendwie ist das cool. Komm doch mal her, Mia! Das ist wie, wie…“ Ich wartete, doch kein passendes Wort kam. „Es ist echt witzig.“
Irgendein kleiner Teil von mir sträubte sich dagegen dem Zeug zu nahe zu kommen. Wer konnte schon wissen, was passierte. „Das sieht nicht aus wie normaler Nebel…“
„Ach Quatsch. Und wenn schon. Sieht es so aus als hätte mir das irgendwie geschadet?“ Er grinste wieder.
Nein, so sah es ganz und gar nicht aus.
„Mäh“, machte Freundschaf und leckte meine Hand ab. Vielleicht hingen noch ein paar Kekskrümel dran.
„Komm schon her!“
Und trotzdem. Irgendetwas war mir daran nicht geheuer. „Ich esse lieber Kekse. Komm du lieber her bevor wir die alle aufgefuttert haben.“
„Ich mache sicher nicht nochmal so viele“, beschwerte sich Mathilda. „Es ist zwar schön mal wieder Gäste zu haben, aber ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich kann lange nicht mehr alles tun, was ich vor… vor wievielen Jahren sind wir nochmal zusammengekommen?“ Sie schaute Himmelrich an.
Der überlegte eine Weile. „Ich bin mir nicht ganz sicher… Irgendwie habe ich das Gefühl es ist eine ziemlich lange Zeit her.“
„Typisch. Du erinnerst dich ja nie an was.“ Sie schnaubte. „Es muss so vor achtzig Jahren gewesen sein, oder? Wenn ich uns so anschaue?“ Sie zwinkerte ihm tatsächlich zu, was mich etwas verwirrt sein ließ, ob ich grinsen, oder angeekelt sein sollte.
„Wenn du es sagst.“
„Irgendwie habe ich keinen großen Hunger auf Kekse.“ Phoenix schob ihren kleinen Teller, auf dem noch ein halber Keks und ein paar Krümel lagen, von sich.
„Sich nur von Keksen zu ernähren ist auch recht ungesund“, meinte Oma. „Vielleicht sollten wir tatsächlich langsam ans Abendessen denken.“
„Ist es denn schon Abend? Dieser ganze Nebel… alles ist weiß; da erkennt man ja nicht einmal die Uhrzeit!“, beschwerte sich Mathilda. „Aber du hast Recht, langsam könnte ich wohl auch etwas vertragen. Ich kann schnell in die Küche runtergehen und schauen was wir noch liegen haben.“
„Nein!“ Ich biss mir beinahe auf die Zunge, doch mein Ausruf war schon geschehen.
„Mia, Schatz, was ist los?“ Meine Oma runzelte die Stirn.
„Ich weiß auch nicht. Irgendwie… ich habe das Gefühl wir sollten den Raum noch nicht verlassen.“
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Nebel Blue komplett umwaberte. Es sah aus als wären seine Umrisse verschoben. Der Nebel war allerdings nicht ganz so dicht wie vor dem Fenster. Dort war immer noch alles weiß. Weiße Weihnacht. Ich kicherte. Auch, wenn das noch ein bisschen hin war.
„Warum sollen wir den Raum nicht verlassen? Was ist das für ein Blödsinn?“ Mathilda hatte sich bereits erhoben und starrte mich an. „Geht es dir gut? Soll ich ein Fieberthermometer holen und heiße Zitrone machen?“
„Es geht schon. Es sind nur diese schrecklichen Kopfschmerzen…“
Ein Gedanke durchzuckte mich wie ein Blitz, doch genauso schnell wie ein Blitz war er fort und ich konnte ihn nicht fassen. Die Nebelschwaden waren wirklich seltsam. Aus unerfindlichen Gründen schienen sie sich besonders um die Regale an der Wand zu sammeln.
„Dafür gibt es sowieso nur eine Medizin!“, rief Mathilda.
„Oh Gott, nein.“ Himmelrich wurde blass. „Nicht deine Kopfschmerzmedizin. Das kannst du dem Kind nicht antun. Danach geht es ihr nur noch schlechter.“
„Medizin muss schlecht schmecken. Nur dann hilft sie“, rezitierte Mathilda. „Das sage ich schon mein ganzes Leben lang.“
Sie wollte zur Tür gehen, aber es war wieder als wäre ein Blitz in meinem Kopf eingeschlagen und vor Schmerz krümmte ich mich über den Tisch. Autsch. Das fühlte sich auch so an wie ein Blitz. Sofort waren zwei besorgte ältere Damen um mich geschaart. Sogar Freundschaf hatte seit mehreren Minuten seine Schnauze nicht aus meiner Hand genommen und ich kraulte sein Fell ein wenig.
„Na, willst du mich auch trösten?“
„Mäh“, machte Freundschaf und stupste mich noch stärker an.
„Keine Sorge. Ich höre nicht auf, dich zu streicheln.“ Dann wandte ich mich an meine Oma und Mathilda, die sich genauso Sorgen zu machen schien. „Keine Panik. Das mit den Kopfschmerzen wird schon.“ Ich versuchte mich an meinem besten Lächeln.
„Mäh“, machte Freundschaf und drückte sich noch enger an mich. Aus dem Augenwinkel schielte es Richtung Fenster.
Der Nebel hatte den kompletten Raum durchdrungen. Wie außerordentlich seltsam. Normalerweise fand Nebel den Weg nicht in Zimmer. Und selbst wenn, dann sah man vielleicht kurz verschwommen und dann war das erledigt. Vielleicht ein bisschen wie bei Wasserdampf? Ich hatte sowas noch nie gesehen, konnte es also nicht genau sagen. Seltsam.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Schhh, ist ja gut. Das ist bloß Nebel. Der tut dir nichts.“ Ich hörte trotzdem nicht auf, es zu kraulen und es kuschelte sich weiter an meiner Hand.
Auch die Hand meiner Oma war aus ihrer Tasche gekrochen. Auch seltsam. Sollten Hände normalerweise sowas machen? Wie war es nochmal dazu gekommen? Ich versuchte einen der Gedanken einzufangen, doch nur die Fragen blieben. So viele Fragen.
„Mmh.“ Hannes lag immer noch auf dem Tisch ausgestreckt.
War er schon immer ein Frosch gewesen? Es war schon so einiges an unserer Truppe seltsam. Aber irgendwie gehörten wir wohl schon zusammen. Wodurch das passiert war… das war wohl ein Rätsel, das ich nie lösen würde. Aber solange sie nur da waren, meine Freunde und meine Oma, interessierte mich das wenig.
Dunkel erinnerte ich mich, dass wir zusammen auch andere Menschen getroffen hatten. Recht viele sogar. Aber die meisten Gesichter waren genauso verschwommen wie der Nebel. Die waren wohl nicht so wichtig. Ich würde mich schon erinnern, wenn ich sie wiedersah.
„Mäh“, machte Freundschaf.
„Hey, der letzte Keks!“ Blue schnappte sich den Zitronenkeks, bevor jemand anderes überhaupt daran denken konnte, die Hand auszustrecken. „Jetzt müssen wir wohl in die Küche und was anderes zu essen suchen.“
Wieder ein Gedanke, ein wenig schwächer als zuvor und weit weniger schmerzhaft.
„Wir könnten doch vorher überlegen was wir essen könnten“, schlug ich vor. Ich wollte, dass sie im Raum blieben. Warum ich das wollte… keine Ahnung. Aber ich hatte irgendwo gehört, man sollte sich auf seine Gefühle verlassen.
„Wir müssten auf jeden Fall noch Rüben haben.“ Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck ließ sich Martha zurück in ihren Stuhl fallen. „Himmelrich, haben wir noch ein paar Kartoffeln?“
„Ich glaube schon. Ja, in der Vorratskammer.“
„Und Karotten?“
„Solange sie nicht von den Wühlmäusen gefressen wurden…“
„Fiese kleine Biester“, meinte Hannes nur. „Eine von denen hat mal fast mich gefressen. Die schrecken wirklich vor nichts zurück.“
„Dann muss sich Hannes wohl vom Garten fernhalten“, grinste Blue. „Oder wir müssen uns was gegen die Ratten einfallen lassen.“
„Mmh… Ratten…“ Phoenix‘ Augen nahmen einen seltsamen Ausdruck an und ein gruseliges Schmunzeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ich hatte da einen seltsamen Gedanken über die Verwendung von Ratten.“
Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, von dem ich nicht genau wusste, von wo er kam. Irgendetwas Wichtiges. Es gab so vieles Wichtiges, was ich gerade nicht greifen konnte. Oder…?
Nein. Eigentlich war da nichts. Was war schon ein normales Kaffeetrinken unter Freunden? Und wenn wir das jetzt auf ein Abendessen erweitern würden, umso besser. Ich wusste nicht einmal mehr wann wir Himmelrich und Martha zum letzten Mal gesehen hatten, aber es musste lange her sein. Und die beiden würden ja auch nicht ewig leben.
„Also Kartoffel-Rüben-Eintopf, oder so etwas in der Art. Wir finden schon eine Verwendung. Und danach schauen wir mal was wir gegen das Rattenproblem ausrichten können“, meinte ich.
„Was ist mit den Kopfschmerzen?“, fragte meine Oma.
Ich horchte ein wenig in mich hinein, doch außer einem dumpfen Pochen an meinen Schläfen schien das Schlimmste ausgestanden. „Das geht schon.“
„Hey!“ Blues Aufschrei ließ uns alle kurz innehalten. „Der ganze Nebel ist verschwunden!“
„Wurde ja auch Zeit“, grummelte Mathilda. „Jetzt können wir wenigstens im Garten sehen was wir noch an Gemüse haben.“
„Ach ja, das wollte ich schon seit einer Weile fragen…“ Phoenix, die anscheinend nicht mehr über Ratten nachdachte, deutete auf die Regale an der Wand. „Was ist eigentlich mit den ganzen Büchern dort? Wozu sind die da?“
„Ach die?“ Mathilda klappte ein Buch auf, das auf dem Tisch lag und warf es dann achtlos in Richtung eines der Regale. „Die sind leer. Ich weiß auch nicht genau wer das ganze Zeug hier zwischengelagert hat. Himmelrich, versprich mir endlich, dass wir den Schrott loswerden. Lauter leere Seiten. Was sollen wir denn damit?“
„Vielleicht könnte man… ich weiß nicht… was reinschreiben?“ Woher dieser Vorschlag gekommen war, wusste ich allerdings auch nicht.
„In all die Dinger? Da hätte doch niemand Zeit für. Nein nein, misten wir lieber erstmal aus. Aber du kannst dir gerne eins mitnehmen, wenn du magst.“